Im 10 Jahres-Vergleich hat die Zahl der Erkrankungsfälle in Deutschland, Polen, Tschechien und Skandinavien signifikant zugenommen“, so Prof. Dr. Jochen Süss vom Friedrich-Loeffler-Institut in Jena. Heute gäbe es Zecken mit FSME-Erregern in 27 europäischen Ländern. Und die Ausbreitung nähme zu: In den vergangenen drei Jahren entstanden bzw. wurden neu entdeckt neue Risikogebiete in Österreich, Deutschland, der Slowakei, Estland, Finnland, Schweden, Russland und der Schweiz.
In Deutschland führt das Land Baden-Württemberg die Krankheits-Statistik an, dicht gefolgt von Bayern. Bundesweit gälten 137 von 440 Stadt- und Landkreisen als Risikokreise. Doch auch in sogenannten Nicht-Risiko-Gebieten träten inzwischen 5 % aller Krankheitsfälle auf.
„In Risikogebieten sind etwa 2 % der Zecken mit FSME befallen. Jede Dritte Infektion führt beim Menschen zur Erkrankung. Praktisch bedeutet das, dass jeder 50ste bis 100ste Zeckenbiss zur Erkrankung führt“, erläuterte Prof. Dr. Reinhard Kaiser, Chefarzt der Neurologie-Klinik in Pforzheim. Schwere Verläufe einer FSME hinterließen in mehr als der Hälfte der Betroffenen Dauerschäden mit nachfolgender Berufsunfähigkeit. Neue Studien haben gezeigt, dass drei Jahre nach der akuten Erkrankung kaum noch mit einer Besserung der Beschwerden zu rechnen ist.
Fuchs, Reh und Wildschwein als Alarmanlagen
Neue Wege, Risikogebiete schneller und einfacher zu erkennen, stellte Prof. Dr. Ute Mackenstedt vor. Die Parasitologin der Universität Hohenheim forscht seit Jahren zur Biologie der Zecke und ist Organisatorin des 1. Süddeutschen Zeckenkongress. Eine Möglichkeit sei, Füchse und andere Wildtiere auf FSME-Erkrankungen zu untersuchen. „Im Naturzyklus der Zecken dienen Wildtiere als sogenannte Reservoir-Wirte“, erläuterte Mackenstedt. Risikogebiete ließen sich leichter identifizieren, wenn erlegte Wildtiere konsequent auf Antikörper gegen FSME untersucht würden „ein Verfahren, das wesentlich weniger aufwändig und viel erfolgreicher ist, als die FSME-Viren in der Zecke selbst nachzuweisen.“ Daneben arbeitet die Zecken-Expertin mit weiteren Fachkollegen der Universität Hohenheim an mehreren Verfahren zur biologischen Zeckenbekämpfung (Würmer, Pilze oder Schlupfwespen, die die Tiere von Innen zersetzen).
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