Wolfgang Schlund, einer der zwei Leiter des Nationalparks Schwarzwald, zieht sich ins Private zurück und geht auf große Segeltour. Sein Kollege Thomas Waldenspuhl wird daher ab April alleine die Geschicke des Nationalparks lenken.
Er ist einer der beiden Kapitäne des Nationalparks Schwarzwald – und nun geht er dort von Bord, um ein anderes Schiff zu besteigen und zu neuen Ufern aufzubrechen. „Mit einem Segelboot die Welt zu bereisen, das war schon als Kind mein großer Traum“, sagte Wolfgang Schlund. Nun will er ihn sich endlich erfüllen. Allerdings nicht – und das ist ihm ganz wichtig – weil ihn seine jetzige Aufgabe nicht erfüllt hätte. Im Gegenteil. „Ich habe einen Traumjob und gebe ihn nur auf, weil ich versuchen möchte, noch einen anderen Traum zu leben“, erklärte Schlund.
Ein Träumer sei Schlund aber keineswegs, betonte Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller, der auch für den Nationalpark zuständig ist: „Ich habe ihn als einen sehr pragmatischen Menschen kennengelernt, mit klarem Blick auf das, was nötig ist, aber ebenso auf das, was am Ende möglich ist. Der Nationalpark mit seinem neuen Nationalparkzentrum hat sich auch durch ihn und vor allem mit ihm zu einem Aushängeschild der baden-württembergischen Naturschutzpolitik entwickelt. Was wir heute im Schwarzwald haben ist ‚eine Spur wilder‘ und ein großer Gewinn für das Land, die Menschen und die Natur.“
Zur Person Wolfgang Schlund
Auf Schlunds Lebensweg gab es vor dem nun bevorstehenden Segelabenteuer ein paar andere wichtige Stationen. Die Liebe zur Natur verbindet alle. Auf das Biologiestudium in Tübingen folgte, so Schlund, „das große Glück, gemeinsam mit meiner Frau das Naturschutzzentrum am Ruhestein aufbauen zu dürfen“. Ab dem 1. Januar 2014 brachte er dann gemeinsam mit seinem Nationalparkleiterkollegen Thomas Waldenspuhl den ersten Nationalpark Baden-Württembergs auf den Weg. Eine spannende, manchmal auch verrückte Zeit sei das gewesen, so Schlund. Gemeinsam mit der Region dieses Naturschutzprojekt zu entwickeln und die Weichen für die Zukunft des Nationalparks zu stellen, habe ihm sehr viel Freude gemacht.
„Den Weggang von Wolfgang Schlund bedauere ich außerordentlich“, sagte Dr. Klaus Michael Rückert, Vorsitzender des Nationalparkrats. „Die Nationalparkregion ist ihm zu großem Dank verpflichtet: Mit seinem hohen Sachverstand und viel Herzblut hat er das Naturschutzzentrum und später den Nationalpark aufgebaut und geprägt. Seine Sensibilität für die Bedürfnisse der Menschen in unserer Region hat entscheidend zum Erfolg beider Naturschutzprojekte beigetragen. Ich werde nicht nur seine Verlässlichkeit, sondern insbesondere auch seine Menschlichkeit sehr vermissen.“
„Träume soll man leben, solange es geht“
„Träume soll man leben, solange es geht“, sagte Schlund. Deshalb sei der Rückzug ins Private, wenn beruflich alle Ziele erreicht seien, jetzt der richtige Schritt. 2016 bot sich Schlund die Gelegenheit, ein altes Segelboot zu kaufen: Seither restaurierte er seine „Colette“ – so der Name des Schiffs – mit seinem Sohn „in jeder freien Minute“. Erste Touren auf Rhein und Mosel, später auf der Ostsee machten Lust auf mehr. Und Träume verfliegen zu lassen ohne wenigstens alles versucht zu haben, sie Wirklichkeit werden zu lassen, das liegt nun mal nicht in der Natur des scheidenden Nationalparkleiters.
„Wie ja auch der Traum vom Nationalpark, für dessen Entstehung er engagiert gearbeitet hat: Nun steht er als ein Leuchtturm in der Naturlandschaft Baden-Württembergs“, sagte Thomas Waldenspuhl, der ab April nun also ohne seinen langjährigen Kollegen und Freund den Nationalpark weiterleiten wird. „Ich werde ihn vermissen, ersetzbar ist niemand. Das liegt in der Einzigartigkeit menschlicher Persönlichkeit. Aber ich freue mich darauf, wenn er mit sicherlich faszinierenden Geschichten aus aller Welt den Schwarzwald wieder besuchen kommt.“