In diesem Video unter dem Titel „Buchen im Klimawandel - Die Rotbuche ‚Totgesagte leben länger“ unterstellt er der Forstwissenschaft wieder einmal Unwissenheit und Falschaussagen. Hier stellen wir kurz die wichtigsten Punkte klar:
Gewagte Thesen
Nach den „forstlichen Verlautbarungen“sei die Buche in Deutschland auf dem „absterbenden Ast“: Tatsächlich sind vor es allem Biologen, die sehr besorgt sind um diese Baumart und ihre Belastungen durch den Klimawandel und insbesondere die Dürre.
In Buchenurwäldern gibt es „Dutzende anderer Baumarten“: Gerade in den von Wohlleben gerne als Beispiel genannten Urwäldern der Westkarpaten beträgt der Buchenanteil satte 98%. Es ist ein Fakt, dass der natürliche Buchenwald insgesamt eher artenarm ist.
Buchen können aktiv Bakterien aufsteigen lassen und damit Regen erzeugen: Zu dieser gewagten These wurde unter dem Video nach Quellenangaben gefragt und die Waldakademie hat – entgegen der sonstigen Gepflogenheiten bei Herrn Wohlleben– dazu sogar einige Links geliefert (siehe unten). Liest man sich hier jedoch ein wenig in die Materie ein, wird sehr schnell klar, dass in dieser Aussage wieder einmal nur ein ganz kleiner Kern an Wahrheit steckt und die verkürzten Schlussfolgerungen daraus ein völlig verzerrtes Bild ergeben.
Es ist mitnichten so, dass Bäume aktiv Regen erzeugen können. Sämtliche wissenschaftlichen Arbeiten, die uns dazu vorliegen, zeigen wesentlich allgemeinere Zusammenhänge: Wälder verdunsten viel Wasser. Dabei gelangen auch große Mengen an Staubpartikeln, Pollen, Aerosolen, Bakterien und organischen Verbindungen (Biogenic volatile organic compunds BVOC) in die Atmosphäre. Diese wirken als Kristallisationskerne für Eiskristalle, die danach zu Regentropfen werden können. Die hohe Rauhigkeit der Oberfläche eines Waldes sorgt für eine starke Verwirbelung der Luft, die verstärkte Wärmerückstrahlung über den dunklen Baumkronen noch zusätzlich für eine schnellen Aufstieg und damit Abkühlung. Das fördert tatsächlich die Wolkenbildung und damit letztlich Regen. In der Studie von Teuling et al., aus der auch unsere Grafik entnommen ist, wurde allerdings kein Buchenurwald untersucht, sondern eine Region mit 12.000 km² Kiefernplantagen! Die Bakterien, von denen im Video die Rede ist, werden von den Bäumen weder aktiv ausgesandt, noch spielen sie eine herausragende Rolle bei diesen Mechanismen.
Was lernen wir daraus?
Mit der romantischen Geschichte von der alten Buche, die den Regen herbeirufen kann, hilft uns Wohlleben wieder einmal nicht weiter. Abgesehen davon, dass sie in ihrer Verkürzung nachgerade falsch ist, lenkt sie von den entscheidenden Fragen ab:
Große Wälder sind enorm wichtig für unser Klima. Dabei spielt es aber fast keine Rolle, wie sich diese zusammensetzen. Sogar Plantagen könnten diese wichtige Aufgabe übernehmen. Wohllebens einseitige Fixierung auf die Buche ist risikoreich, weil der zunehmende Klimastress möglicherweise zu einem Ausfall dieser Baumart auf großen Flächen führen könnte. Wir tun gut daran, aktiv für eine hohe (Baum-)Artenvielfalt in unseren Wäldern zu sorgen, damit wir dieses Risiko möglichst breit verteilen.