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Die Friedberger Ach fließt durch den Naturwald „Donau-Auwald zwischen Lechmündung und Neuburg a.d.Donau“
Die Friedberger Ach fließt durch den Naturwald „Donau-Auwald zwischen Lechmündung und Neuburg a.d.Donau“

Wie steht es um den Naturschutz im bayerischen Staatswald?

25. Juli 2023
Im Juli 2023 haben die Bayerischen Staatsforsten ihr neues Naturschutzkonzept vorgestellt. Aber wie genau nimmt es der Staatsforstbetrieb mit dem Naturschutz? Welchen Stellenwert nimmt er ein?

Die Herausforderungen für unsere Wälder durch den Klimawandel wachsen beständig. Aber auch die Anforderungen der Gesellschaft an die Waldbewirtschaftung steigen. Neben der Produktion das umweltfreundlichen Rohstoffs Holz brauchen wir unsere Wälder für sauberes Wasser, Kühlung der Landschaft und als Senke für Kohlenstoff. Während vor Jahren noch der Schutz einzelner Tierarten im Fokus stand, wurde mit der Zeit immer klarer, dass es viel mehr um den Erhalt von ganzen Ökosystemen geht und um Biodiversität.

Die bayerische Forstpolitik versuchte all diese Ansprüche seit jeher mit einer multifunktionalen Bewirtschaftung abzudecken - Holznutzung und Naturschutz parallel auf ganzer Fläche. Schon kurz nach der Gründung der Bayerischen Staatsforsten AöR (BaySF) wurden jedoch Stimmen laut, die dem Staatsforstbetrieb einseitige Gewinnmaximierung, stellenweise gar Raubbau an der Natur unterstellten.

Schon seit 2009 gibt es deswegen ein klar ausformuliertes Naturschutzkonzept, in dem z.B. der Schutz alter und seltener Waldbestände, das Management von Totholz und Biotopbäumen und insbesondere der Umgang mit Wald in Schutzgebieten geregelt wurden. Doch wie eingangs schon erwähnt, haben sich insbesondere die Auswirkungen des Klimawandels in der Zwischenzeit deutlich verschärft. Auch das bayerische Naturschutzgesetz und das Waldgesetz haben Änderungen erfahren. Im „zweiten Gesetz zugunsten der Artenvielfalt und Naturschönheit“ (Gesamtgesellschaftliches Artenschutzgesetz) vom Juli 2019 wurde als oberstes Ziel für den Staatswald in Bayern der Erhalt und die Förderung der biologischen Vielfalt festgeschrieben – im Zweifelsfall sogar noch vor der Holzproduktion . Folgerichtig haben die BaySF auch ihr Naturschutzkonzept umfangreich erweitert. Das neue Konzept wurde Mitte Juli vorgestellt.

Klimawald

Wesentliche Aspekte des Naturschutzes streben die BaySF weiterhin auf der ganzen Fläche an. Dazu wurde der Begriff „Klimawald“ geprägt. Auch dort, wo ganz regulär waldbaulich gearbeitet wird, sollen auf natürlichem Wege artenreiche, vielfältig gemischte und strukturierte Dauerwälder entstehen. Auch Humus- und Totholzanreicherung sind Teil des Leitbilds zum Klimawald. Unterschiede zur strengen Naturschutz-Sicht bestehen z.B. darin, dass der Forstbetrieb natürlich auch mit neuen Baumarten experimentiert, wie z.B. Atlaszeder oder Baumhasel – nicht zuletzt auch als Vorsorge, sollte der Klimawandel in nächster Zeit unsere heimischen Baumarten zunehmend überfordern.

Naturwald streng definiert

Der juristische Begriff „Naturwald“ taucht zum ersten Mal im oben genannten Artenschutzgesetz von 2019 auf. Damit ist ein Netzwerk von Waldflächen im Staatswald gemeint, die dauerhaft der natürlichen Waldentwicklung überlassen werden . Parallel dazu wurde im bayerischen Waldgesetz ein Passus ergänzt, wonach bis 2023 mindestens 10% der Staatswaldfläche als solche Naturwälder ausgewiesen werden sollen. Zwischenzeitlich wurde dieses Ziel mit rund 83.000 ha auch erreicht. 59.000 ha steuern dazu die BaySF bei, 24.000 ha sind die Kernzonen der Nationalparke. Wo diese Wälder genau liegen, kann jeder Bürger im Bayernatlas kostenfrei einsehen.

Waldbiotopverbundsystem

Ergänzt werden die Naturwälder durch kleinere Trittsteinbiotope, die auf amtlichen Karten zwar nicht mehr darstellbar sind, in der forstlichen Maßnahmenplanung (Forsteinrichtung) jedoch sehr wohl festgehalten werden. Im Unterschied zum reinen Prozessschutz können hier auch besondere Pflegemaßnahmen durchgeführt werden, um z.B. das Zuwachsen von licht- und wärmebedürftigen Biotopen zu verhindern. Sämtliche Schutzkategorien, neben den genannten auch das erweiterte Totholz- und Biotopbaum-Management, sollen ein flächiges Waldbiotopverbundsystem ergeben, das schutzwürdigen Arten auch entsprechende Wanderbewegungen ermöglicht. Ein weiteres neues Kapitel im Naturschutzkonzept betrifft den Schutz und die Renaturierung von Mooren, deren überragende Bedeutung für den Klimaschutz auch erst in der jüngeren Vergangenheit so richtig deutlich geworden ist.

Am Erfolg messen lassen

Die Wirksamkeit von Naturschutzbestrebungen lässt sich oft nur mit sehr hohem Aufwand belegen. Bei einigen Indikatorwerten können die BaySF aber mit guten Zahlen aufwarten: Der Totholzvorrat steigt seit der Gründung des Unternehmens kontinuierlich an, ebenso der Vorrat an alten/starken Bäumen. Wer sich noch genauer informieren will, kann hier den genauen Wortlaut der neuen Naturschutzrichtlinie finden und sich in Zweifelsfällen, wenn eine forstliche Maßnahme im Staatswald auf den ersten Blick umweltschädlich erscheint, direkt an den örtlichen Staatsforstbetrieb wenden.