Eigentlich sollte ein Forstwirt wissen, wie man einen Baum fällt – auch wenn es sich um eine starke Buche handelt, die langsam abstirbt oder doch eine Krone mit Totästen aufweiost oder gar faule Stammpartien. Dennoch schickten am 15. November vier Forstunternehmer aus Sachsen-Anhalt gleich 20 Forstwirte zu einer Schulung in das Forstrevier Göritz.
Nordöstlich von Dessau versammelten sie sich in einem alten Buchenwald. Dort sah man, warum eine solche Fortbildung selbst für Profis wichtig ist: Die Buchen hatten ihr Laub zu diesem Zeitpunkt schon zum großen Teil verloren. Pilzkonsolen, abgeplatzte Rindenpartien und Totholz im Kronenraum zeigten aber: Hier besteht bei der motormanuellen Holzernte höchste Gefahr.
Absterbeerscheinungen
So wie hier sieht es in deutschen Buchenwäldern nach zwei Dürrejahren häufig aus. Die Absterbeerscheinungen in den betroffenen Beständen erhöhen die Unfallgefahr noch zusätzlich, nachdem Stürme, Borkenkäfer und Dürre in der Fichte ohnehin riesige Schadholzmengen verursacht haben. Christian Lüschow von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) kann das mit Zahlen untermauern. Bis Mitte November haben sich in Deutschland 4 221 meldepflichtige Unfälle ereignet, davon 30 tödliche. „Dabei hat die klassische Einschlagsaison doch gerade erst begonnen.
Lüschow hatte den Mitgliedern des Forstunternehmerverbandes Sachsen-Anhalt daher diese Schulungen vorgeschlagen – und die Unternehmen Forst- und Umweltdienst Schröter, Forstbetrieb Rossau, Fläminger Wald- und Landschaftspflege sowie Waldbau Stackelitz nahmen das Angebot gerne an. Thema war die sichere Holzernte abgängiger Buchen, die sehr schnell faulen und erfahrungsgemäß innerhalb weniger Wochen zusammenbrechen können.
Maschinelle Holzernte ist erste Wahl
Wer solche Bäume fällen will, setzt dafür am besten einen Harvester oder Bagger ein. Sind die Bäume dafür zu stark oder steht keine Maschine zur Verfügung, dann gibt es auch geeignete motormanuelle Holzernteverfahren: allen voran die seilwindenunterstützte Holzernte mit der Königsbronner Anschlagtechnik oder mit der Darmstädter Seilzugtechnik. Steht auch kein Schlepper bereit, dann sind auch funkgesteuerte Fällkeile eine Möglichkeit. Die Nachfrage nach diesen Geräten ist aber aktuell so hoch, dass sie nicht leicht erhältlich sind.
Den Verfahren gemeinsam ist, dass man einen Baum mit ihnen erschütterungsfrei fällen kann. Ein weiteres Merkmal: Wenn der Baum fällt, steht der Motorsägenführer längst in sicherer Entfernung in der Rückweiche.
Außer in Sachsen-Anhalt plant die SVLFG jeweils noch eine Schulung im Harz und in Brandenburg. Auch weitere Vor-Ort-Termine sind in Absprache möglich.
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Weitere Hinweise finden sie unter: www.svlfg.de/kranke-buchen-sicher-faellen