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Bauer erntet Kaffee
Weltweit leidet die Kaffee-Ernte immer häufiger unter Wetterkapriolen. Und nicht nur sie: Auch andere landwirtschaftliche Produkte bekommen zusehends Probleme.

Wie der Klimawandel Ernte von Kaffee, Kakao, Oliven und Zitronen bedroht

19. Juli 2023
Landwirte beklagen Missernten, das betrifft auch landwirtschaftliche Erzeugnisse von Gehölzen. Denn Trockenheit gefährdet nicht nur Getreide und Kartoffeln. Steigende Temperaturen und Schadorganismen bedrohen die Kaffeepause, den Schokoriegel und die Olive im Cocktail.

Kaffee ist ein Gewächs mit Anspruch; der Boden sollte leicht sauer sein. Das Klima warm, aber ausgeglichen, zwischen 18 und 25 °C. Zudem benötigt der Strauch zwischen 1.500 bis 2.000 Millimeter Niederschlag pro Jahr. Frost und mehr als fünf Sonnenstunden am Tag ist nicht so seins. Das Problem ist, dass diese Anbaubedingungen immer öfter vom Klimawandel torpediert werden. Und nicht nur den Kaffee trifft es. Auch Kakao, Oliven und Zitrusfrüchte könnten sich durch veränderte Bedingungen zu Luxusgütern entwickeln.

Weltweit steigt das Risiko für gleichzeitigen Verlust von Kaffee-Ernten

Weltweit sinken die Erträge der Kaffeebauern. 2020 wurde auf elf Mio. ha Kaffee geerntet. Die großen Produzenten sind Brasilien, Indonesien und Äthiopien. Alle Länder liegen im sogenannten Kaffeegürtel, in dem der Anbau der zwei wichtigsten Sorten Arabica und Robusta möglich ist. Wissenschaftler der australischen Forschungsorganisation CSIRO haben sich die Risikoereignisse der letzten Jahrzehnte angeschaut. Demnach steigt die Gefahr für gleichzeitige Produktionsausfälle deutlich.

Kaffee-Ernten leiden unter Trockenheit, Hitze und Schimmel

Zu hohe Temperaturen lassen die Kaffee-Kirschen zu schnell wachsen und die Qualität leidet. Veränderte Niederschlagsmuster bewirken, dass Kaffeepflanzen zunächst zu wenig Wasser bekommen. Wenn die Kirschen trocknen sollen, bewirkt ungeplanter Regen, dass Schimmel die Ernte vernichtet. Zudem kommen Schadorganismen wie Bohrkäfer oder Kaffeerost. Die Hälfte der Anbauflächen könnten unbrauchbar für Kaffee werden. Das schlägt sich auf Preise und Qualität nieder. Kaffee könnte Luxus werden.

Kakao-Ernten sind ebenfalls durch Dürre und Starkregen in Gefahr

Neben Kaffee ist Kakao auch ein Verlierer des Klimawandels. Kakao ist anspruchsvoll; auch er braucht ganz bestimmtes Wetter, wie kräftigen Regen in einer Wachstumsphase und stabile Trockenzeiten. Gerät das durcheinander, können Pflanzen absterben oder die Ernte verlieren. Gerade in Westafrika, wo mehr als die Hälfte des Kakaos angebaut wird, könnte der Kakao verschwinden. Für Ghana oder die Elfenbeinküste wäre das eine wirtschaftliche Katastrophe, denn ihre Wirtschaft fußt auf dem Export des Kakaos. Neue Anbaugebiete müssen erschlossen, neue Sorten gezüchtet werden. Sonst könnte Schokolade zur Mangelware werden.

Lücke im Oliven-Anbau; eine Chance für deutsche Landwirte?

Selbst die genügsamen Olivenbäume können mit den neuen Bedingungen nicht Schritt halten. Schon im vergangenen Jahr litten die Anbauregionen rund ums Mittelmeer unter Dürre und Hitze. In Italien beispielsweise fiel die Olivenernte 2022/23 nach offiziellen Schätzungen um 37 % geringer aus als im Vorjahr. Insgesamt haben Europas Landwirte in der Saison 2022/23 1,4 Mio. t Olivenöl geerntet. In 2021/22 waren es noch knapp 2,3 Mio. t. Fehlendes Wasser ist ein Grund. Ein anderer: extrem hohe Temperaturen während der Blüte. Die Blüten verbrennen geradezu. Bessere Bedingungen für die Olivenfruchtfliege tun ihr Übriges. Auch in Deutschland steigen die Temperaturen; so wächst einer der nördlichsten Olivenhaine bei Köln. Ob allerdings Brandenburg dereinst vom Olivenanbau gerettet werden kann, bleibt mit Fragezeichen verbunden. Denn trotz Klimawandel kann es im Winter sehr kalt werden. Das mögen die Oliven nicht.

Zitrus-Landwirtschaft im Griff eines Blattflohs und einer Bazille

Schließlich geht es auch Zitrusfrüchten an den Kragen. Auslöser ist hier das Bakterium Candidatus liberibacter, welches Zitrusblattflöhe übertragen. Die Bazille stammt eigentlich aus Südostasien, breitet sich aber weltweit aus. Ihr Überträger findet durch die steigenden Temperaturen immer bessere Bedingungen. Die Folgen sind längst spürbar. In Florida beispielsweise sollen 80 % der Orangenbäume an der Krankheit, die auch Gelber Drache genannt wird, leiden. Seit 2005 sind dort die Ernten um zwei Drittel gesunken. In Indien ist die Zitruslandwirtschaft zum Erliegen gekommen. Und auch auf der Iberischen Halbinsel ist sie bereits aufgetaucht. Die Früchte bleiben klein und werden bitter. Ohne Gegenmittel könnten Orangen, Mandarinen, Pampelmusen und Zitronen bald Geschichte sein.