Nach und nach sind immer mehr Fichtenwälder in Rheinland-Pfalz betroffen: Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich zunehmend auch in den höheren und kühleren Lagen des Landes. Hier sterben große Fichtenwälder ab. Die Waldschutzexpertinnen und -experten der Landesforsten Rheinland-Pfalz warnen davor, dass die Klimakrise 2023 auch den Hunsrück erreichen könnte. Was kann man tun, um das Schadausmaß zu verringern?
Eine Strategie für den Waldumbau
Die Landesforsten haben ein „Lagezentrum Borkenkäfer“ eingerichtet. Mithilfe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus fünf staatlichen Forstämtern und dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald soll eine Waldschutz-Strategie entwickelt werden, die einen Übergang der bisherigen Bestandsstrukturen hin zu klimaresilienten Mischbeständen ermöglicht. Hier fließen alle Informationen über die Befallsentwicklung und den Aufarbeitungsstand zusammen. Basierend darauf soll so ein schnelles Entscheiden ermöglicht und das Vorgehen an die Lage angepasst werden.
Drei mögliche Szenarien des Käferbefalls
Die Überlegungen der Forstfachleute basieren auf drei möglichen Szenarien des Käferbefalls, heißt es in einer Pressemitteilung der Landesforsten. Das Ausmaß des Schadens sei dabei abhängig von nicht unmittelbar beeinflussbaren Faktoren wie Temperaturen und Niederschlag sowie kontrollierbaren Faktoren wie dem Monitoring und der Steuerung der Aufarbeitungsmaßnahmen. Im besten Szenario nimmt die Käferholzmenge im Vergleich zum Vorjahr ab, im schlechtesten Szenario kommt es zum großflächigen Absterben von Fichtenwäldern. „Für alle Fälle müssen wir vorbereitet sein“, sagt Jan Rommelfanger, der die Entwicklung der Strategie im Lagezentrum koordiniert.
Oberstes Ziel: Walderhalt!
Die sofortige Noternte, die Aufarbeitung und der Abtransport befallener Bäume aus dem Wald seien unerlässlich, um eine weitere Ausbreitung und das überproportionale Wachstum der Käferpopulationen von Generation zu Generation im Laufe des Jahres zu verhindern. Große Kahlflächen sollen so möglichst verhindert werden. Nur auf diese Weise können die Forstleute zum einen Zeit gewinnen, um den Wald zu erhalten und zu klimaresilienten Mischbaumbeständen zu entwickeln. So sollen zum einen ökologische Nachteile wie etwa Erosion verhindert werden, zum anderen wolle man durch geeignete Maßnahmen die Nutzung des Käferholzes verzögern, um Umsatzeinbußen für Land, Kommunen und Privatwaldbesitzende durch einen möglichen Preisverfall wegen Überangebots gering zu halten.
Damit dies gelingen könne, würden laut Landesforsten RLP schon jetzt zusätzliche Kräfte gesucht, sodass befallene Bäume rechtzeitig erkannt und aufgearbeitet werden können. Dabei müssten die Forstleute schnell sein, bevor die neue Käfergeneration aus den befallenen Bäumen ausfliegen kann. „Je nach Witterung haben wir nur sechs bis acht Wochen Zeit, bevor sich aus den abgelegten Eiern neue Käfer entwickelt haben“, gibt Peter Wind, Leiter des Lagezentrums, zu Bedenken.
Zusammenarbeit zwischen Nationalpark und Landesforsten
Das gemeinsame Vorgehen der Hunsrück-Forstämter mit dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald stellt eine Zusammenführung unterschiedlicher Vorgehensweisen in eine gemeinsame Strategie dar. Im Zentrum des Nationalparks verbleiben befallene Fichten im Wald. Hier soll beobachtet werden, wie sich solche Störungsflächen ohne Eingreifen des Menschen weiterentwickeln. In den Randbereichen des Nationalparks finden weiterhin Maßnahmen zum Schutz angrenzender Wälder statt. Dies sei Teil der regionalen Gesamtstrategie zum Schutz der Wälder.