Zwei Meldungen aus Kanada lassen dieser Tage aufhorchen: Western Forest Products nimmt den Sägebetrieb in einem Sägewerk wieder auf, Canfor reduziert den Einschnitt in einem Sägewerk dauerhaft. Hinter beiden Meldungen steckt die Rundholzknappheit im Westen Kanadas. Was sind die Konsequenzen für Deutschland?
Es war nur eine Meldung in einer Lokalzeitung. Das betroffene Unternehmen, Western Forest Products (WFP) mit Sitz in Vancouver, schweigt sich darüber aus: Für drei Wochen, vom 2. bis zum 22. Februar, hat WFP den Betrieb in seinem Sägewerk Chemainus in British Columbia eingestellt. Der Grund: Rundholzknappheit.
Fast ein Drittel weniger
Den gleichen Grund gibt Canfor, ebenfalls mit Sitz in Vancouver, für die dauerhafte Reduktion des Einschnitts in seinem Sägewerk Plateau in Vanderhoof, British Columbia, an. Ab dem 2. Quartal 2022 soll die Produktionskapazität dort um 150 Mio. board feet, umgerechnet 354.000 m3 jährlich reduziert werden. Dazu wird eine von drei Sägelinien außer Betrieb genommen.
Die beiden verbleibenden Linien will Canfor modernisieren. Künftig werden an dem Standort jährlich nur noch 370 Mio. board feet, umgerechnet gut 870.000 m3 Schnittholz produziert, ein Rückgang um 29 %.
Kein Einzelfall
Diese Reduktion der Schnittholzproduktion ist kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren haben in Kanada zwischen 30 und 40 Sägewerke geschlossen. Zum anderen verlagern immer mehr kanadische Sägewerksunternehmen in den Südosten der USA, der als sehr vorratsreich gilt. Grund ist das Ende der Borkenkäferkalamität, die Kanadas Westen von den 1990ern bis in der 2010er Jahre prägte. Entgegen aller Erwartung übersprang der Mountain Pine Beetle dabei sogar die Rocky Mountains und breitete sich in der Provinz Alberta aus.
18 Mio. ha Wald, meist Reinbestände aus Logdepole Pine (Pinus contorta), auf deutsch Murraykiefer oder Drehkiefer, fielen dem Käfer zum Opfer. 2017 stellte die Regierung Kanadas fest, dass allein in British Columbia 752 Mio. m3 oder 58 % des verkäuflichen Volumens an stehendem Kiefernholz vernichtet waren.
Und Mitteleuropa?
Für Deutschland und Mitteleuropa ergeben sich daraus zwei Konsequenzen:
1.) Solange die Holznachfrage in den USA hoch bleibt, werden deutsche und europäische Sägewerke dort einen sicheren Exportmarkt finden. Die Holzmengen aus Kanada werden tendenziell sinken. Der Import in den USA wird zudem durch US-Zölle erschwert, die nach einer vor kurzem erfolgten Halbierung demnächst wieder erhöht werden sollen.
2.) Auch in Deutschland, Österreich und Tschechien hat der Borkenkäfer große Waldflächen, zumeist Fichte vernichtet. Die Verlustfläche in Deutschland schätzt das Bundeslandwirtschaftsministerium auf rund 300.000 ha, Auswertungen von Satellitenbildern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) kommen sogar auf 500.000 ha. Das heißt, auch hierzulande wird die Holversorgung knapper. Der Waldumbau weg von der Fichte mag deren Vorratsverlust noch einige Zeit, durch erhöhte Einschläge in der Fichte kompensieren. In einigen Jahren wird aber auch hier die verfügbare Holzmenge spürbar sinken. In den Hauptschadgebieten ist das schon jetzt der Fall. Deshalb ließ sich ein Sauerländer Sägewerk vor kurzem Holz aus Norwegen kommen.