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Löschaktion bei Waldbrand
Waldbrand in Deutschland. Der Klimawandel bringt verstärkte Risiken mit sich, doch es wird bereits einiges gegen den Ausbruch großer Feuer in deutschen Wäldern getan.

Was, wenn der Klimawandel immer mehr Waldbrände entfacht?

02. April 2022

Mit der alljährlichen Waldbrandsaison, die am 1. März gestartet ist, hat die UN eine Studie zur weltweit steigenden Waldbrandgefahr veröffentlicht. Demnach werden die Fälle bis 2100 um 50 % steigen. Die Regierungen seien auf solche Ausmaße brennender Wälder nicht vorbereitet. Trifft das auch auf Deutschland zu?

Ein dramatischer Anstieg der Waldbrände weltweit stehe bevor, davor warnt das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) in einem kürzlich veröffentlichten Bericht. Extreme Landschafts- und Waldbrände könnten demnach um 50 % zunehmen. Grund seien der Klimawandel und die Veränderung der Landschaft bzw. der Landnutzung durch den Menschen. Der WWF Deutschland reagierte auf den Bericht mit einer Forderung nach mehr Schutzgebieten und dem Waldumbau zu mehr Laubwäldern.

Immer mehr Waldbrände – das sagt der WWF

„Verheerende Waldbrände drohen die neue Normalität zu werden. Ob am nördlichen Polarkreis, im Amazonas oder in unseren Nadelwäldern – durch die Klimakrise gibt es immer mehr großflächige Feuer. Sie bedrohen Menschenleben, zerstören Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten und trocknen unsere Landschaften weiter aus. Selbst in Ökosystemen, die bisher feuerunempfindlich waren, brennt es zunehmend. Das zeigt sich gerade in Argentinien, wo riesige Flächen eines Feuchtgebiets brennen. Um der Entwicklung etwas entgegenzusetzen, muss der Fokus weg von der Brandlöschung hin zur Brandvermeidung. Wir können den Walderhalt nicht auf Löschmaßnahmen aufbauen. Die neuen Brände sind dafür zu extrem. Stattdessen müssen wir uns mit vollem Einsatz in den Kampf gegen die Klimakrise begeben und die bestehenden Wälder schützen. Denn gesunde Wälder sind feuerresistenter. Wir brauchen deswegen mehr Schutzgebiete für Wälder. Auch in Deutschland wüten immer häufiger Waldbrände, als Waldbrandschutz sollten wir zum Beispiel Auenlandschaften renaturieren und den Waldumbau zu natürlichen Laubwäldern forcieren“, so Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland.

Gefahrenlage: Waldbrände 2022

Klar ist, die Gefahr für Waldbrände steigt bereits wieder und Waldbesucherinnen und -besucher sollten in niederschlagsarmen und warmen Monaten vermeiden, was dem Wald gefährlich werden kann. Bereits jetzt gibt es Vorfälle kleinerer Waldbrände, wie kürzlich im Deister. Hier habe ein Lagerfeuer oder ein Zigarettenstummel einen 10 m2 großen Schwelbrand entfacht, berichten die Niedersächsischen Landesforsten (NLF). Auch im Sauerland, auf Usedom und in Bayern hat es in diesem Jahr schon Waldbrände gegeben.

Der Klimawandel bringt mehr Hitzetage im Jahr und verschiebt die Niederschläge im Jahresverlauf. Dadurch und mit den letzten Dürrejahren wurden dem Ökosystem Wald große Wasserreserven entzogen. Das Waldbrandrisiko werde sich in den kommenden Jahrzehnten daher erhöhen, bestätigt das Umweltbundesamt. Auch Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber, Bayrisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF), warnt: „Im Wald gilt jetzt äußerste Vorsicht! Denn die Böden sind vielerorts mit trockenen, leicht entzündlichen Blättern, Zweigen und Nadeln bedeckt. Schon ein Funke oder eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe kann ausreichen, um einen folgenschweren Brand auszulösen.“

Waldbrandprävention in Deutschland

Dennoch wird einiges getan, um die Gefahr von Waldbränden zu mindern und auch für die Zukunft gewappnet zu sein. So dienen neben dem Waldumbau Satellitenbilder ebenso wie modernisierte Waldbrand-Früherkennungs-Systeme und forstgerechte Spezialtechniken der vorbeugenden Beobachtung der Wälder sowie der Brandlöschung im Ernstfall und gehören zur forstlichen Praxis.

Um extreme Brände, wie beispielsweise 1975 in der Lüneburger Heide oder 2018 in Brandenburg, zu verhindern, betreiben forstliche Verbände, Landesforstbetriebe und Staatsforsten zudem Aufklärungsarbeit und sorgen für Beschilderungen in gefährdeten Wäldern.

Forstwirtschaft und Feuerwehr im Waldbrandprojekt

Der Bericht zur Waldbrandstudie der UN ordnet die steigende Waldbrandgefahr im globalen Kontext ein und macht u.a. auf notwendige weltweite Standards in der Waldbrandprävention und die Ausbildung, Ausstattung und damit auch den Schutz der Feuerwehren aufmerksam.

Dem Training aller betroffenen Akteure sowie dem (internationalen) Wissen über waldbauliche Maßnahmen zur Waldbrand-Vorsorge in (deutschen) Wäldern hat sich das Projekt Waldbrand-Klima-Resilienz (WKR) angenommen. Im Mai 2020 gestartet, formuliert das durch den Waldklimafond geförderte Verbundsprojekt, vom European Forest Institute (EFI) und der Abteilung Forstökonomie und Management der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg (FVA), Handlungsempfehlungen für Waldbesitzende, Försterinnen und Förster sowie Feuerwehrkräfte und bietet Trainings auf Demonstrationsflächen an. Zu den empfohlenen waldbaulichen Maßnahmen, abhängig des jeweiligen Standortes und Bestandes, zählen unter anderem das Anlegen von Waldbrandriegeln und Schutzstreifen, die gepflegt und offengehalten werden sollten. Die Maßnahmen seien jedoch nicht allgemeingültig. Daher sei auch wichtig, dass schon bei der Bestandesbegründung an das Waldbrandpotenzial gedacht wird, erläutert Alexander Held, Projektleiter beim WKR.

Für die Waldbrandgefahren der Zukunft sei Deutschland aktuell nicht ausreichend vorbereitet: Es fehle an der Kenntnis über das Feuerverhalten sowie an Ausrüstung und dem Austausch zwischen Forst- und Feuerwehrleuten, auch über Grenzen der Landkreise hinaus. Das Projekt will aufklären, um die Ursachen für Brände in Zeiten des voranschreitenden Klimawandels besser zu kennen und beeinflussen zu können, nicht nur, um Flammen zu löschen. Held beobachtet dabei bereits einen positiven Trend: das Bewusstsein für Waldbrandgefahren in Deutschland wächst und die Akteure vor Ort wollen besser vorbereitet sein.

 

 

Mit Material von: WWF Deutschland, DWD, NLF, StMELF, Umweltbundesamt, FVA, WKR