Wer vom Wald redet, redet in den meisten Fällen auch vom Forst – dessen bewusst sind sich einige jedoch nicht. Und was bedeuten die beiden Begriffe? Grundlagen über das grüne Drittel Deutschlands.
Ob Biologie, Duden oder Gesetz: Was ist Wald? Nicht einfach erklärt!
Wald wird in der Öffentlichkeit meist mit Natur gleichgesetzt, denn Wald ist wissenschaftlich betrachtet ein eigenes Ökosystem, entwickelt sich selbstständig und ist Lebensraum vieler Arten. Der Duden beschreibt den Wald vage als größere Fläche, die dicht mit Bäumen bewachsen ist. Doch der Wald ist mehr, weswegen es fast unmöglich scheint, ihn einheitlich zu definieren.
Wald im Sinne des Gesetzes
Nach europäischem Recht ist Wald eine über 0,5 ha große, mit mehr als 10 % von Baumkronen überwachsene Fläche oder jede Fläche mit Gehölzen, die über 5 m hoch werden. Auch das Bundeswaldgesetz (BWaldG) sowie die Landeswaldgesetze (LWaldG) definieren Wald. Im Sinne des BWaldG ist Wald jede mit Forstpflanzen bewachsene Fläche, dazu zählen auch diverse Kahlflächen, die mit Wald verbunden sind und ihm dienen. Wald ist in Deutschland Ländersache, daher können die Landeswaldgesetzte die Walddefinition weiten oder einschränken. Der Wald wird in den Gesetzen aber nicht nur definiert. Auch der Schutz, die Entwicklung und Wiederherstellung der Wälder sind in BWaldG, LWaldG sowie in Bundes- und Landesnaturschutzgesetzen festgehalten – in Verantwortung gegenüber Folgegenerationen.
Wald im Sinne des Wortes und der Wissenschaft
Die Wissenschaft beschreibt Wald als Einheit aus stammförmigen Forstpflanzen, die in einem dynamischen Gleichgewicht stehen und über 3 bis 5 m hoch sind. Der Begriff „Wald“ stammt aus dem Germanischen und seine Wortherkunft ist mit „Wildnis“ oder auch „Büschel“ und „dicht bewachsen“ gleichzusetzen.
Aber was ist dann eigentlich ein Forst?
Wie der Begriff „Forst“ entstanden ist, ist hingegen schwerer nachzuvollziehen. So gibt es mehrere Herleitungen, denen nach er in Anlehnung an die germanischen Wörter First oder forha entstanden sein oder vom lateinischen foris abstammen könnte.
Mit den ersten Rechtsansprüchen an Waldflächen wurden Wälder, die jemandes Eigentum wurden, zum Forst erklärt. Wahrscheinlich wurden „Wald“ und „Forst“ aber auch lange als Synonyme genutzt – was auch heute noch vorkommt. Wenn heute im fachlichen Kontext vom Forst gesprochen wird, ist aber eigentlich immer ein forstwirtschaftlich genutzter Wald gemeint, also ein durch Menschen bewirtschafteter Wald.
Auch Forst ist nicht gleich Forst
So finden sich im Forst durch den Menschen bestimmte Artenzusammensetzungen und Strukturen – in Wäldern hingegen werden Struktur und Artenzusammensetzung durch Standortsbedingungen wie Boden, Klima und Vegetation sowie die Einflüsse von Tieren gestaltet.
Forste lassen sich begrifflich weiter unterteilen, abhängig davon, wie naturnah sie sind und wie sie behandelt werden. Besonders naturferne Wälder werden bspw. als Plantagen bezeichnet. Die Forstwirtschaft in Deutschland unterliegt im Vergleich zu vielen anderen Ländern der Erde aber umfangreichen Auflagen, die die Nachhaltigkeit und Naturnähe sichern sollen. Man spricht von einer nachhaltigen Forstwirtschaft.
Also ist Wald gleich Natur und Forste sind menschgemacht?
Auch hier stellt sich die Sachlage nicht so einfach dar, denn Wald – sei er nun bewirtschaftet oder nicht – hat sich deutschlandweit immer mit den Veränderungen der Landschaften und den Ansprüchen der Gesellschaft mitentwickelt.
Natur bedeutet, dass ein Ökosystem ohne menschliches Zutun entstanden und überlebensfähig ist. Die Natur kann also eigenständig bestehen und ist in die belebte (z. B. Tiere, Pflanzen) und die unbelebte (Gase, Flüssigkeiten, natürlich Feststoffe) Natur unterteilt. Wald in Deutschland ist zwar Natur per Definition, aber kein Urwald, denn menschliche Einflüsse sind deutschlandweit gegeben.