Die Raupen des Eichenprozessionsspinners (EPS) haben gefährliche Haare, die starke Hautausschläge und Allergien auslösen können. Seit den 1990er-Jahren breitet sich der unauffällige Nachtfalter in Deutschland aus und ist inzwischen bundesweit anzutreffen. Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das nachtaktive Insekt.
(Aktualisiert am 08.04.22)
Nachdem die kühleren Temperaturen im April 2021 den Entwicklungsprozess der EPS-Raupen etwas verlangsamen konnten, ist im April 2022 (Stand: 7. April 2022) bereits das Schlüpfen der Raupen zu beobachten. Diese befinden sich derzeit im sogenannten ersten Larvenstadium. Aufgrund ihrer geringen Länge von nur 2,5 mm sind die Eiräupchen leicht zu übersehen. In einer Prozession (daher auch der Name „Prozessionsspinner“) wandern die Larven jetzt erst einmal zu bereits geöffneten Eichenknospen oder verharren auf den noch geschlossenen Knospen, wo sie das Schwellen dieser Knospen abwarten. Nach Angaben der Forstlichen Verschus- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) beginnt bei den Eichen in diesen Tagen (KW 14, 2022) das Knospenschwellen. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners finden derzeit also günstige Bedingungen für ihre weitere Entwicklung vor. Der Befall schädigt nicht nur die Eichen, er kann auch eine hohe gesundheitliche Belastung für den Menschen bedeuten. Im Folgenden werden die wichtigsten Fragen rund um den Falter beantwortet.
Was ist der Eichenprozessionsspinner?
Die Eichenprozessionsspinner sind nachtaktive Schmetterlinge, deren Raupen sich bevorzugt von jungem Eichenlaub ernähren. Ab Ende April schlüpfen die Raupen, fressen das frische Laub und ab Ende Mai gehen sie auf ihre typische prozessionsartige Wanderschaft. An den Bäumen bilden sie gespinstartige Nester aus. Nach der Verpuppung schlüpfen die graubraunen Schmetterlinge. Bereits im Herbst bilden sich die Jungraupen und überwintern im Ei.
Wo kommen Eichenprozessionsspinner vor?
Sie lieben warme und besonnte Stellen und sind daher am Waldrand, in Alleen, in Parks und Gärten anzutreffen. Fraßschäden sind ab Mitte Mai deutlich sichtbar. Einmaliger Kahlfraß kann in der Regel durch den Johannistrieb, dem zweiten Blattaustrieb an Laubbäumen, gegen Ende Juni kompensiert werden. Bei einer Häufung von Fraßjahren, zusammen mit Trockenheit, können die Eichen alerdings auch absterben.
In jüngster Zeit dringt der EPS auch im Wald immer weiter ins Bestandesinnere vor, beschränkt sich also nicht mehr nur auf die sonnigen Randlagen. Der Schädling ist ein direkter Profiteur des Klimawandels und breitet sich im Zuge der Klimaerwärmung immer weiter aus.
Zu welcher Zeit ist der Eichenprozessionsspinner am gefährlichsten?
Ein besonderes Gefährdungspotenzial besteht von Ende Mai bis in den September. Ab der dritten Häutung ist die Raupe mit über 600.000 Brennhaaren übersät. Diese besitzen Widerhaken und sind mit dem Nesselgift Thaumetopein gefüllt. Die Brennhaare werden beim Häuten abgestreift und können vom Wind verbreitet werden. In abgeschwächter Form besteht die Gefahr daher ganzjährig. Alte Gespinstnester des Eichenprozessionsspinners sind ebenfalls das ganze Jahr über gefährlich.
Welche gesundheitlichen Schädigungen verursacht der Eichenprozessionsspinner?
Die mikroskopisch kleinen Härchen haben Widerhaken und brechen leicht. Ihr enthaltenes Nesselgift ist für Menschen und Tiere gefährlich. Bei Berührung kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Einem Juckreiz folgen oft Hautentzündungen. Die Symptome reichen von lokalen Hautausschlägen bis zu Quaddeln am ganzen Körper. Bronchitis, Asthma, Schwindel, Fieber und selten auch ein allergischer Schock können die Folge sein. Häufig kommt es zur Reizung der Schleimhäute in den Augen und den Atemwegen.
Was sollten Sie gegen den Eichenprozessionsspinner tun?
Entdecken Sie ein Gespinstnest, sollten Sie sich umgehend von dem Baum entfernen. Nach einem Aufenthalt in Befallsgebieten empfehlen die Experten zu duschen, die Kleidung zu wechseln und zu waschen. Treten trotz aller Vorsichtsmaßnahmen allergische Reaktionen auf, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Symptome können mit kortisonhaltigen Salben oder Antihistaminika abgemildert werden. Melden Sie bitte einen EPS-Fund dem zuständigen Forstamt oder der zuständigen Kommune. Überlassen Sie bitte die Beseitigung des EPS immer einem Fachmann (z.B. einem örtlichen Baumpflege- oder Garten- und Landschaftsbaubetrieb)!
Mögliche Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners
Aufgrund der Gefahr für Mensch, Hund und andere Tiere wurde und wird in vielen Gebieten von Fachleuten mit Bioziden vorgegangen oder punktuell mit dem Absaugen der Raupen gearbeitet. Bei dem Biozid handelt es sich um „Dipel ES“ oder „Foray ES“. Es enthält das Bakterium Bacillus thuringensis, das die Darmwand des Eichenprozessionsspinners schädigt und zum Absterben der Raupen führt. An weiteren Abwehrmaßnahmen, vor allem für einzelne Bäume in Stadtgebieten, wird gearbeitet. Eine erfolgsversprechende Methode verwendet 97 Grad heißes Wasser. Die Hitze zerstört die Eiweißstrukturen im Nesselgift und deaktiviert dadurch auch die Gefährlichkeit der verbliebenen Brennhaare.
Auch ein neuer Schaumeinsatz ist im Versuchsstadium. Bei dieser Methode arbeitet man ganz ohne Schutzanzug und besprüht den Baum großflächig. Der Schaum isoliere, halte die Hitze länger und erreiche auch Raupen außerhalb des Nestes.
Tipps zum Schutz gegen den Eichenprozessionspinner
Schon bei Verdacht eines Gifthaarkontakts können folgende Maßnahmen helfen:
Weitere Infos finden Sie auf der Webseite der SDW.
Über die aktuelle Lage informiert die FVA in ihrem aktuellen EPS-Newsletter.
Mit Material von SDW, FVA