In einem Punkt sind sich die Waldschutzexpertinnen und -experten einig: Der Klimawandel hinterlässt immer deutlichere Spuren in unseren Wäldern. Die Zunahme von Extremwetterereignissen wie Stürmen, Dürreperioden und Hitzewellen war in den letzten Jahren unübersehbar. Im Jahr 2022 wurde abermals ein neuer Hitzerekord aufgestellt. Vielerorts in Deutschland sind einmal mehr die höchsten Temperaturen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen worden. Dementsprechend waren die Sommermonate durch anhaltende Trockenperioden geprägt, was bei vielen Baumarten für teils erheblichen Trockenstress gesorgt hat.
Diese Entwicklung schlägt sich auch in den Zahlen der einzelnen Waldzustandsberichte der Länder nieder – und auch in dem Bericht für Gesamtdeutschland, den das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) am 21. März veröffentlicht hat.
Defizite trotz regenreichem Frühjahr und Herbst
Die Wasservorräte in den Wäldern Deutschlands bleiben besorgniserregend niedrig. Obwohl im letzten Jahr vielerorts in Deutschland die Frühjahrs- und Herbstmonate verhältnismäßig niederschlagsreich waren, reichte das nicht aus, um die Wasserspeicher wieder in ausreichendem Maß aufzufüllen. Das geht aus den nun vom BMEL vorgelegten Ergebnissen der Waldzustandserhebung 2022 hervor. Die Folge: Die Waldbestände in Deutschland konnten sich nach den trockenen Jahren seit 2018 nicht mehr vollständig erholen.
Waldschäden inzwischen deutlich sichtbar!
Diese Entwicklung spiegelt sich inzwischen immer deutlicher im Zustand der Wälder in Deutschland wider. So ist über alle Baumarten hinweg zu beobachten, dass der größte Teil der Baumkronen mittlerweile sichtbar geschädigt sind. In Zahlen: 44 % der Bäume befinden sich in der Warnstufe, 35 % weisen bereits deutliche Kronenverlichtungen auf. Das teilt das Bundesministerium in einer Pressemitteilung mit.
Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze
Insbesondere die Fichte litt unter den Dürreperioden der letzten Jahre, und das sogar auf Standorten mit guter Wasserversorgung und in oberen Höhenlagen der Mittelgebirge, die für das Wachstum der Fichtenwälder bislang als sehr geeignet galten. Wie das BMEL weiter mitteilt, gilt ähnliches auch für die Vitalität der gemeinen Waldkiefer, die bisher ein Hoffnungsträger im Klimawandel war. Nur noch 13 % der Kiefern sind als gesund einzustufen.
Auch die Laubbäume leiden demnach unter den mangelnden Niederschlägen und den hohen Temperaturen. Die Buche hat mit einem Anteil von 45 % deutlich geschädigter Kronen im direkten Vergleich den größten Anteil in dieser Schadklasse. Der Vitalitätszustand der Buche ist daher weiterhin kritisch zu bewerten. Auch bei der Eiche gibt es keine Besserung, heißt es in der Pressemitteilung. Entsprechend zeige sich eine vergleichbare Situation wie im Vorjahr. Der Anteil deutlicher Kronenschäden liegt hier bei 40 %.
2022 zeigte sich zudem als ein Jahr mit deutlicher Fruchtbildung, die die Kronenvitalität zusätzlich zur Witterung und Nährstoffversorgung beeinträchtigt hat. Einen zusätzlichen negativen Einfluss auf die Hitzetoleranz der Bäume haben die weiterhin hohen Stickstoffeinträge und teilweise sauren Waldböden.
Der negative Zustand des Waldes wird laut BMEL-Angaben auch durch die Totholzanteile der Stichprobenaufnahme deutlich: Diese liegen nun mit 3,5 % auf einem neuen Höchststand. Auch die Ausscheiderate, also der Anteil der Bäume, die seit der letzten Erhebung abgestorben sind, liegt mit 6,7 % höher als je zuvor. Die Ausscheidegründe sind dabei divers und reichen von Borkenkäferschäden über Dürreschäden, Windwurf und teilweisen oder vollständigen Blattverlust.
Die Waldzustandserhebung 2022 finden Sie hier.
Lesen Sie auch den Beitrag zum Waldzustand 2022 in der nächsten Ausgabe Nr. 7/2023 von AFZ-DerWald.
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