Bundesforstminister Cem Özdemir legt Details zum Förderkonzept vor, mit dem der Bund künftig Ökosystemleistungen im Wald unterstützen will. Die Verbände sehen Nachbesserungsbedarf. Ein Überblick.
Die Waldbauern haben lange auf Details von Bundesforstminister Cem Özdemir gewartet, wie der Bund künftig Ökosystemleistungen im Wald honorieren will. Nun hat Özdemir sein Konzept dem Haushaltsausschuss des Bundestags zugeleitet, nachdem er sich mit dem Umweltministerium geeinigt hatte.
Doch die Arbeitsgemeinschaft der Waldeigentümer (AGDW – Die Waldbesitzer) und der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DWFR) sehen Nachbesserungsbedarf an Özdemirs Konzept.
Förderkonzept: Das sind die Kritikpunkte
Nach Auffassung von AGDW-Präsident Prof. Dr. Andreas Bitter wird die beabsichtigte Stilllegung nur einen begrenzten Beitrag zum Klimaschutz leisten, da ein großer Teil der Klimaschutzleistung des Waldes, die Bindung von CO2 in Holzprodukten und die Substitution klimaschädlicher Rohstoffe und Energieträger durch den Rohstoff Holz, außen vor bliebe. Die Stilllegung mindere des Weiteren die Rohholzversorgung und gefährde langfristig die Rohstoffsicherheit.
Falls Flächen periodisch aus der Nutzung genommen werden sollen, darf dies laut Bitter nicht aus den jährlich bereitgestellten 200 Mio. € finanziert werden, die für produktionsintegrierten Klima- und Naturschutz einzusetzen sind. Stattdessen sollte der Bund zusätzliche Mittel aus dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz bereitstellen.
Auszahlungsmodalitäten sind noch unklar
Finanziell bleibt das Konzept deutlich hinter den Notwendigkeiten zurück. Das Thünen-Institut hat den jährlichen Finanzbedarf auf bis zu 1,4 Mrd. € beziffert. Die angekündigten 200 Mio. € pro Jahr decken damit noch nicht einmal 15 % des Bedarfs. DFWR-Präsident Georg Schirmbeck kritisiert die vorgesehene zeitliche Begrenzung auf vier Jahre. Die jährlich geplanten 200 Mio. € hält er für unzureichend. Auf lange Sicht sieht der den Finanzbedarf für den Waldumbau bei über 50 Mrd. €. Für die „Honorierung der Ökosystemleistung des Waldes und von klimaangepasstem Waldmanagement“ sind bis 2026 insgesamt 900 Mio. € aus dem Energie- und Klimafonds (EKF) vorgesehen.
Zudem vermisst Schirmbeck vermisst die Modalitäten für die Auszahlung der Mittel in dem Konzept. „Wir gehen jetzt in die zweite Jahreshälfte und unsere Forstleute sind immer noch im Unklaren, nach welchen Kriterien sie Hilfen beantragen können“, so der DFWR-Präsident.
Zehn Jahre Verpflichtung nötig
Das Konzept des Bundes sieht zwei Bestandteile für die neue Förderung vor, berichtet Nachrichtendienst Agra Europe. Bereits in diesem Jahr soll Modul 1 „Klimaangepasstes Waldmanagement“ starten. Um die Förderung zu bekommen, müssen sich Waldbauern zehn Jahre lang verpflichten, Kriterien einzuhalten, Sie gehen über die Anforderungen der Zertifizierungssysteme PEFC und FSC hinaus. Zu den Kriterien zählen ein Vorrang für die natürliche Verjüngung, der Erhalt und die Erweiterung einer standortheimischen Baumartendiversität, ein Verzicht auf Kahlschläge sowie auf Düngung und Pflanzenschutzmittel oder auch die Anreicherung von Totholz. Auch soll es möglich sein, nahezu 50 % nicht-heimische Baumarten anzupflanzen. Hinzukommt eine 20-jährige Verpflichtung für Forstbetriebe mit mehr als 100 ha, auf 5 % der Fläche eine natürliche Waldentwicklung zuzulassen.
Mit 870 Mio. € entfällt der Löwenanteil der eingeplanten Mittel auf Modul 1. Die verbleibenden 30 Mio. € sind ab 2023 für das Modul 2 „Extensivierung Laubholz“ eingestellt. Damit soll ein Anreiz gegeben werden, bestimmte Laubholzbestandstypen für mindestens 20 Jahre aus der Nutzung zu nehmen.
Josef Koch, Redaktion BLW
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