Im Hutewald Reiherbachtal bei Neuhaus im niedersächsischen Solling drohen Brombeeren seltene Gräser und Wildkräuter zu verdrängen – und das trotz der Beweidung mit Heckrindern und Exmoorponys. Ganze Teilflächen beginnen zu verbuschen. Was also kann getan werden, um dieser Entwicklung auf eine möglichst ökosystemverträgliche Weise entgegenzuwirken?
Feuer legen, den Ernstfall proben und gleichzeitig Biotope pflegen – geht das?
Die sogenannte Neue Hute ist die jüngste Vergößerungsfläche im Schutzgebiet des Reiherbachtals im Solling. Um der Brombeere auf der Fläche entgegenwirken zu können, soll nun eine Flächenbehandlung mithilfe eines kontrollierten Bodenfeuers erfolgen. Die Niedersächsischen Landesforsten (NLF) wollen hierfür zusammen mit regionalen Ortsfeuerwehren und der Kreisfeuerwehr des Landkreises Northeim gezielt Feuer legen.
In einer Pressemitteilung der NLF heißt es dazu, Ziel sei es, die dornige Vegetation zurückzudrängen und die Praxis eines Vegetationsbrandes zu trainieren. Landschaftsbrände seien eher selten und stellten Feuerwehren vor andere Herausforderungen als Gebäudebrände. Windrichtung, Vegetation und die Erreichbarkeit der Brandstellen im Gelände seien hier entscheidende Größe bei der Brandbekämpfung. Weiterhin haben das Landschaftsrelief und die Verfügbarkeit von Löschwasser Einfluss auf den Verlauf eines Feuers in der freien Landschaft.
Einsatzübung wie im Katastrophenfall
Der Landkreis Northeim setze an diesem Tag speziell ausgebildete Einheiten zur Vegetationsbrandbekämpfung und zur Kommunikation ein. Das Einsatzgeschehen vor Ort werde, so wie es auch in Katastrophenlagen üblich sei, live in den Katastrophenstab im Kreishaus in Northeim übertragen, heißt es in der Mitteilung weiter.
Wie wird ein gezieltes Bodenfeuer gelegt und wie wird es gelöscht?
Biotoppflege mit Feuer sei auch in anderen Schutzgebiet üblich. Im Hutewald Reiherbachtal diene sie dem Schutz lichtbedürftiger Pflanzen und werde wissenschaftlich begleitet.
„Die Brandherde sollen mit Stroh so gelegt werden, dass gezielt nur die Quartiere mit Brombeerbewuchs bodennah abbrennen. Die Feuerwehren wollen den Brandherd auf die Grundfläche eines Einfamilienhauses begrenzen“, erläutert Tobias Kiens das Vorgehen. Der Leiter der niedersächsischen Försterei Steinhoff lässt im Rahmen einer wissenschaftlichen Forschungsarbeit untersuchen, wie gut sich Feuer als Mittel gegen Brombeerbewuchs eignet.
Dazu wollen Kiens und seine Forstkollegen die dornigen Gewächse in ausgewählten Quartieren zum Vergleich mulchen und nicht abbrennen. Weitere Parzellen wollen sie gänzlich unbehandelt lassen. Auf diese Weise soll die Ausbreitung oder Zurückdrängung einer Pflanzenart untersucht werden, die sich aktuell in den Wäldern stark verbreitet.
Was passiert mit den Weidetieren?
„Die Exmoorponys, die die Neue Hute beweiden, werden für den Brenntag auf eine andere Fläche umquartiert und sind somit außerhalb des Gefahrenbereichs des Feuers. Das Tierbetreuungsteam des Naturparks Solling-Vogler wird an dem Brenntag ebenfalls anwesend sein“, erklärt Kiens.
Brenntag am 25. Februar
Als Termin für den Brenntag haben sich alle Beteiligten laut NLF-Angaben auf Samstag, den 25. Februar, verständigt. Sollte dieser Termin wegen unpassender Wetterlage nicht möglich sein, ist demnach ein Ausweichterm am 4. März vorgesehen. Am Brenntag müsse die Vegetation möglichst trocken sein und es dürfe auch kein starker Wind herrschen, heißt es seitens des Niedersächsischen Forstamts Neuhaus.