Der Klimawandel als Brandbeschleuniger? Fakt ist: Was im mediterranen Raum schon lange „Status quo“ ist, wird auch in Mitteleuropa immer mehr zur Realität: Anhaltende Trockenphasen und hohe Temperaturen lassen die Waldbrandgefahr steigen. „Wir spüren, dass die Klimakrise und damit auch das Brandrisiko in unseren Wäldern angekommen ist. Langanhaltende Hitzeperioden, wie sie auch in den kommenden Monaten wieder zu befürchten sind, entziehen dem Waldboden Feuchtigkeit und lassen ihn austrocknen. Die Gefahr von Waldbränden ist dann besonders hoch“, warnt Andreas Gruber, Vorstand der Österreichischen Bundesforste, die rund 15 % der österreichischen Wälder betreuen. Mithilfe verschiedener Maßnahmen zur Waldbrandvorbeugung wollen die ÖBf dem erhöhten Risiko begegnen.
Brandprävention mit artenreichen Mischwäldern
Gezielte Waldumbaumaßnahmen sollen dabei helfen, die österreichischen Wälder widerstandsfähiger gegen Waldbrände zu machen. So setzen die Mitarbeitenden der ÖBf auch hier auf möglichst artenreiche Mischwälder. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Durchmischung bestehender Nadelholzbestände mit Laubholz. Der Vorteil: Laubbäume erschließen Feuchtigkeit auch aus tieferen Bodenschichten und verdunsten an warmen Tagen mehr Wasser über ihre grünen Blätter.
Nadelbäume sind grundsätzlich feuergefährdeter als Laubbäume. Das macht Nadelholz-Monokulturen besonders anfällig für Waldbrände. Gruber beschreibt: „Nadelhölzer haben grundsätzlich eine höhere Tendenz zu brennen als belaubte Bäume.“ Vor allem Baumarten wie die Schwarzkiefer, aber auch Tannen enthalten neben Harz noch ätherische Öle, die wie Brandbeschleuniger wirken, führt Gruber weiter aus. Er ergänzt: „Besonders wichtig sind der Aufbau und die Erhaltung einer stabilen Humusschicht, in der Niederschläge bestmöglich gespeichert werden und die bei Hitze zusätzliche Feuchtigkeit an die Luft abgibt.“
Kooperation der Einsatzkräfte verbessern
Die Waldbrandbekämpfung muss im Ernstfall schnell anlaufen. Das geht aber nur, wenn die Forstbetriebe und die örtlichen Feuerwehren ein eingespieltes Team sind. In Niederösterreich setzen die ÖBf deshalb bereits konkrete Schritte um: In einem gemeinsamen Projekt werde die Zusammenarbeit zwischen dem ÖBf-Forstbetrieb mit dem Landesfeuerwehrkommando in Hinblick auf Waldbrandprävention für die Zukunft erarbeitet. Hauptziel des interdisziplinären Austausches ist es nach ÖBf-Angaben, das forstliche Wissen sowie die Ortskenntnis der Bundesforste mit der Brandbekämpfungs-Expertise der Feuerwehr zu verknüpfen.
Für den Ernstfall sollen demnach exponierte Waldgebiete sowie das gesamte Forststraßen- und Waldwegenetz bereits im Vorfeld in eigenen Plänen dargestellt werden. Mögliche Wasservorkommen wie Bäche oder Tümpel zur Löschwasserentnahme, aber auch Gebäude wie etwa Jagdhütten, in denen sich Menschen befinden könnten, sollen damit ersichtlich sein. Zudem sollen ortskundige Ansprechpartner benannt werden, die die Feuerwehr im Brandfall durch das Gelände leiten können. Ebenfalls in Vorbereitung seien Schulungen zum Thema Waldbrand, die das Revierpersonal der Bundesforste bei den Experten der Feuerwehr absolvieren soll, heißt es in der Mitteilung der ÖBf weiter.
Auch gemeinsame Übungen sind angedacht. Denn nur, wenn im Ernstfall jeder weiß, was er zu tun hat, kann eine effektive Waldbrandbekämpfung funktionieren. „Von dieser Zusammenarbeit werden wir als Waldbesitzer, die Feuerwehren aber vor allem die Natur selbst profitieren“, ist sich Gruber sicher.
Waldbrand als Chance?
Waldbrände können aber auch Chancen für einen Neubeginn eröffnen. Die Natur holt sich nach und nach die zerstörten Flächen zurück – nach ihrem eigenen Bauplan. Bis die vollständige Funktionsfähigkeit eines Waldes nach einem Waldbrand wieder uneingeschränkt hergestellt ist, kann es jedoch mehrere Jahre dauern. Aufgrund des Nährstoffverlustes im Boden geht die Wiederbewaldung nur langsam voran.
Bis im ersten Schritt Gräser, Moose, Sträucher und krautige Pflanzen auf Brandflächen für das erste Grün sorgen, vergeht rund ein Jahr. Es sind kleine Pflanzen mit einer großen Aufgabe, denn sie bereiten die Humusauflage vor – die Grundlage für jede weitere Vegetation auf der ehemalige Brandfläche.
Im nächsten Schritt kommen erste Pionierbaumarten wie beispielsweise Birken, Weiden oder Aspen auf der Fläche an, deren Samen weit fliegen können. Sie sind die ersten Bäume, die sich auf den brandbetroffenen Flächen wieder ansiedeln. Sie können mit den Bedingungen nach ökologischen Störungen besonders gut umgehen, haben ein rasches Jugendwachstum und bieten anderen Bäumen die Chance, in ihrem Schatten aufzuwachsen.
Diese natürlichen Prozesse – auch Sukzession genannt – wollen sich die ÖBf waldbaulich zunutzemachen. „Wir geben der Naturverjüngung den Vorrang, doch nach einem großflächigen Waldbrand geht sie mit einer gezielten Aufforstung Hand in Hand, damit das intakte System Wald möglichst rasch wiederhergestellt ist“, betont Gruber.
Waldbrände und der Faktor Mensch
Wie in Deutschland, so spielt auch in Österreich der Faktor Mensch als Ursache für Waldbrände die größte Rolle. Mehr als 80 % der Waldbrände gehen demnach auf menschliches Einwirken zurück, sei es aus Unachtsamkeit oder sogar vorsätzlich durch Brandstiftung. „Unser dringender Aufruf lautet, sich bedacht und umsichtig im Wald zu bewegen. Denn Lagerfeuer oder achtlos weggeworfene Zigaretten werden im Wald im wahrsten Sinne des Wortes rasch zu einem Spiel mit dem Feuer“, appelliert Gruber. Wenn es zum Brand kommt,sei schnelles Handeln – vor allem das Alarmieren der Feuerwehr über die Notrufnummer (122 in Österreich oder über die einheitliche europäische Notrufnummer 112) – das A und O. „Selbst wenn Menschen das Gefühl haben, einen Brand noch selbst löschen zu können, bitten wir darum, keine Hemmungen zu haben und die Feuerwehr zu kontaktieren. Die ersten Minuten sind entscheidend“, unterstreicht Gruber abschließend.