Zum Internationalen Jahr des Bodens stellt ThüringenForst die häufigsten Waldböden, ihre wichtigsten Eigenschaften und ihr regionales Vorkommen im Freistaat vor.
Während den Umweltmedien Wasser, Luft und Klima seit Jahrzehnten größte Aufmerksamkeit seitens Wissenschaft, Politik, aber auch Öffentlichkeit geschenkt wird, frönt das Umweltsystem Boden ein karges Dasein. Von Vielen kaum beachtet, wenig verstanden und oft gefährdet scheint die „Haut unserer Erde“ auch durch das von den Vereinten Nationen in diesem Jahr ausgerufene Internationale Jahr des Bodens keine grundlegend neue Wertschätzung zu erfahren. Dass dies allerdings gerechtfertigt wäre, davon ist die Thüringer Landesforstanstalt, die mehr als 200.000 ha Waldboden verfügt, überzeugt.
Eine Handvoll Bodentypen in Thüringen
Rund 550.000 der insgesamt 1,6 Mio. ha Bodenfläche im Freistaat Thüringen ist mit Wald bedeckt. Dort finden sich knapp zwei Dutzend verschiedene Bodentypen, von denen sieben charakteristische Waldbodentypen sind. Diese entwickelten sich seit der letzten Eiszeit vor etwa 20.000 Jahren und unterliegen seither einem stetigen Wandel. Böden bestehen fast zur Hälfte aus Sand, Schluff, Ton sowie aus Luft und Wasser (50 %) und aus Humus. In einer Schubkarre Waldboden finden sich unvorstellbare 2,5 Billionen Lebewesen.
Braunerden im hügeligen Bergland. Auf den silikatreichen Grundgesteinen unserer Mittelgebirge, wie des Harzes, des Thüringer Waldes, des Schiefergebirges und des Vogtlandes, aber auch auf dem Kyffhäuser sowie auf den Buntsandstein-Vorbergzonen haben sich zu über 50 % Braunerden gebildet. Dieser häufig vorkommende Mineralboden ist weitgehend verwittert und zeigt einen hohen Lehm- und Humusanteil. Auf diesem fruchtbaren Boden gedeihen die für Thüringen typischen Buchenwälder wie auch laubholzreiche Mischwälder.
Podsole in den Kammlagen der Mittelgebirge. Auf armen Grundgesteinen, z. B. im Holzland bei Hermsdorf aber besonders in den Kammlagen des Thüringer Waldes wie auch des Schiefergebirges finden sich Podsole mit ausgewaschenen eisenarmen Bleichhorizonten. Diese kargen Waldbodenstandorte, immerhin fast 10 % der Thüringer Waldböden, tragen oft die ausgedehnten Fichten- und Kiefernwälder, die im Thüringer Mittelgebirge so landschaftsprägend sind.
Parabraunerden finden sich überall. In fast allen Landschaften und somit über fast allen Grundgesteinen haben sich in der letzten Eiszeit Lößdecken abgelagert, die sich durch Tonverlagerungsprozesse zu Parabraunerden und Fahlerden entwickelt haben und häufig auch im Wald gefunden werden. Es sind sehr gute Böden die hohe Erträge in der Forst- und Landwirtschaft erwarten lassen.
Aus kalkreichem Gestein entstanden: Rendzinen und Terra fuscen. Am Rande des Thüringer Beckens (Hainich, Dün, Hainleite) sowie in Südwestthüringen dominieren mit etwa 20 % Waldbodenfläche kalkreiche Schichtstufen, die den Bodentyp Rendzina und Terra fusca haben entstehen lassen. Teilweise landwirtschaftlich genutzt stocken auf diesen oft nur wenige Zentimeter starken Böden Laubmischwälder mit hohen Anteilen an Eichen, Buchen und Linden.
Pseudogleye sind schwierige Böden. Auf stauenden Untergründen, seien es Tone oder durch geologische Prozesse hervorgerufen, finden sich Stauwasserböden. Mit 5 % des Holzbodens nehmen sie eine durchaus bemerkenswerte Fläche ein. Besonders häufig kann man sie im Holzland und Vogtland beobachten. Sie stellen hohe Ansprüche an die Bewirtschaftung durch den Förster.
Flussauen ergeben ebenfalls fruchtbare Waldböden. In größeren Flusstälern wie etwa der Saale oder der Werra hat sich aus grundwasserreichem Auenlehm der Bodentyp Braune Vega gebildet. Hier stocken Weichlaubhölzer wie Pappel und Weide, die auch Überflutungen gut überstehen können.
Waldböden sind wahre Multitalente
Sie dienen der Sicherung anderer Ökosysteme, bewahren eine enorme biologische Vielfalt, sie speichern klimaschädliches CO2 und speichern Niederschlagswasser. Aber Böden sind auch sensibel und vergessen nur langsam: Damit 10 cm Boden entstehen, braucht es 2000 Jahre.