Nach dem großen Sturm, der in Tirol schwere Waldschäden verursacht hat, sind nun zügig Aufräumarbeiten angesagt. „Viele Waldbesitzer – besonders in den Seitentälern Tirols – stehen mit dem Rücken zur Wand“, so Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger. Das Ausmaß der Schäden bezeichnet der Tiroler Landwirtschaftskammerpräsident als verheerend, die Summe an Schadholz entspreche dem durchschnittlichen Holzeinschlag eines Jahres. Besonders betroffen sei der Schutzwald.

Hechenberger: „Wird das Holz nicht rasch aufgearbeitet, droht ein massiver Borkenkäferbefall.“ Er appelliert deshalb an alle Waldbesitzer – zur eigenen Sicherheit – bei der Aufarbeitung des Sturmholzes größte Vorsicht walten zu lassen. Insbesondere an extremen Standorten sollten nur Profis zum Einsatz kommen! Von der Politik erwarte er, dass sie den betroffenen Waldbauern schnell und unbürokratisch hilft. Den aktuellen Holzmarkt bezeichnet Hechenberger als schwierig.
Schadholzmenge wird für Waldbesitzer schwierig zu vermarkten
Die Vermarktung des Schadholzes sei wegen der Entfernungen besonders „problematisch“. Die Katastrophenholzernte sei teils eh schon teurer als die Einnahmen aus dem Holzverkauf, die Erlöse deckten nicht einmal den Aufwand. Nun sieht Hechenberger die heimische Sägeindustrie „klar in der Pflicht, das Schadholz schnell abzuführen“. Zudem erwartet er, „dass sie das auch zu fairen Preisen tun“. An die Landes- und Bundespolitik appellierte der LK-Präsident, möglichst rasch und unkompliziert Mittel aus dem Katastrophenfonds zur Verfügung zu stellen und den Waldfonds aufzustocken. Laut Hechenberger steht außer Frage, „dass jeder Euro, der jetzt aus öffentlicher Hand in die sofortige Aufforstung und Pflege der Wälder investiert wird, über die Zukunft der betroffenen Regionen entscheidet“.
Indessen laufen in Tirol die Aufräumarbeiten nach dem großen Unwetter weiter. Gleichzeitig wird daran gearbeitet, die Schäden in den Wäldern und bei Infrastruktureinrichtungen zu beheben. Der Schaden in den Wäldern sei enorm: Gemäß Schätzungen sind bedingt durch die starken Sturmböen rund 400 000 fm Schadholz entstanden – vor allem im Ötztal, Pitztal und in der Inntalfurche sowie im Zillertal, aber auch im Wipp- und Stubaital. Dazu kommen 150 000 fm Schadholz,verursacht durch den Sturm in der Woche davor. Der LK-Präsident verweist darauf, dass sich betroffene Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer an die Bezirksforstinspektionen sowie an die örtlichen Waldaufseher wenden können; bei landwirtschaftlichen Schäden sei die jeweilige Bezirkslandwirtschaftskammer zuständig.
Waldbauern Frischholzeinschlag unbedingt stoppen

Um die betroffenen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer entsprechend zu entlasten, ergeht sein eindringlicher Appell, die Schlägerung von Frischholz zu stoppen und bestehende Verträge im Einvernehmen mit den Abnehmern so lange ruhend zu stellen, bis sich die Situation wieder entspannt. Gleichzeitig sei es nun wichtig, dass das Schadholz rasch aufgearbeitet und aus dem Wald entfernt wird, um einer Schädlingsvermehrung gezielt entgegenzuwirken“, so Hechenberger.
Neben Stamm- und Wipfelbrüchen seien nach dem Unwetterereignis auch größere Windwurfflächen festgestellt worden. Hauptbetroffen sei hier der Bezirk Imst, wie mitgeteilt wurde. Nahe der Kaserstattalm oberhalb von Neustift im Stubaital sei der Großteil des hochsensiblen Schutzwaldes zerstört worden. Bis zu 10 000 m3 Wald habe der Sturm weggefegt, eine Fläche von rund 20 ha, sagt der dortige Waldbesitzer. Der Schaden belaufe sich auf mehrere Millionen Euro.
Auch im gesamten Einzugsgebiet der Bezirksforstinspektion Steinach seien hunderte Bäume innerhalb weniger Minuten umgerissen worden, im gesamten Gebiet fielen bis zu 60 000 m3 Schadholz an, erklärt der Leiter der Bezirksforstinspektion, Florian Riccabona.
Nun fürchten Österreichs Waldbauern den Borkenkäfer
Die Waldbesitzer seien jetzt extrem gefordert, die Schäden aufzuräumen, weil der Windwurf immer erst der Anfang von solchen Schadereignissen sei. „Die Folge von Windwürfen ist der Borkenkäfer, der mit etwas Verzögerung ein, zwei Jahre danach folgt.“ Gerade in Neustift im Stubaital habe es in den vergangenen Jahren bereits viel Borkenkäferbefall gegeben. Das Unwetter verstärke die Situation umso mehr. Die Sturmböen erreichten in der Spitze bis zu 161 km/h. Es kam auch zu Straßen- und Bahnsperren sowie zu größeren, mitunter länger andauernden Stromausfällen – vor allem im hinteren Ötztal.
Extremwetter mit Hitze, Trockenheit, Sturm und Starkregen werden inzwischen häufig mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht, was auch die hiesige Land- und Forstwirtschaft vor große Herausforderungen stellt, wie es aus der Tiroler Landwirtschaftskammer heißt. Schon heute seien Veränderungen und Auswirkungen spürbar, weshalb sich Betriebe bemühten, sich auf die ständig ändernden Rahmenbedingungen einzustellen.
Tirol vergibt erstmals Klima- und Energiepreis an Betriebe
Um Betriebe hervorzuheben, die entsprechenden Einsatz zeigen und versuchen, sich den ständig ändernden Rahmenbedingungen anzupassen, wird heuer erstmals ein Klima- und Energiepreis vergeben. Gemeinsam mit dem Klimabündnis Tirol hat die Landwirtschaftskammer Tirol den Wettbewerb ins Leben gerufen, passend zum heurigen LK-Jahresschwerpunkt, der sich überwiegend mit dem „Klimawandel“ beschäftigt.
Teilnehmen können alle land- und forstwirtschaftlichen Betriebe sowie landwirtschaftliche Gärtnereien. „Die Land- und Forstwirtschaft ist ein zentraler Schlüssel zur Eindämmung des Klimawandels. Daher laden wir all jene Betriebe ein, die sich besonders mit diesem Thema auseinandersetzen“, so LK-Präsident Josef Hechenberger. „Wir tragen diesen Preis gerne mit, weil es wichtig ist, jene Betriebe vor den Vorhang zu holen, die sich bereits Gedanken über nachhaltiges Wirtschaften machen und Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen“, ergänzt Andrä Stigger, Geschäftsführer des Klimabündnis Tirol. Oftmals seien es Kleinigkeiten, die einen großen Einfluss hätten, daher sollen möglichst viele Betriebe motiviert werden, da mitzumachen. Interessierte können sich noch bis zum 30. August unter tirol.lko.at/klimapreis bewerben. Die Preisverleihung findet im November statt.