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Der Kaiserstuhl am Oberrhein – eine Region, die in Deutschland als Klima-Hotspot gilt.
Der Kaiserstuhl am Oberrhein – eine Region, die in Deutschland als Klima-Hotspot gilt.

Wald unter Extremen: Klimawandel-Hotspot in Deutschland

09. Februar 2023
Mehr wissenschaftliche Expertise über Wälder im Klimawandel. Lösungswege für Naturschutz und die nachhaltige Nutzung der Wälder. Eine verständliche Grundlage für Fachleute und Interessierte. Das sind die Ziele hinter dem neuen Projekt „WaldlabOR" am Klimawandel-Hotspot Oberrhein.

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Landkreis Karlsruhe arbeiten ab diesem Monat zusammen an dem Kooperationsprojekt WaldlabOR. Dieses soll Antworten auf die Frage liefern, wie der Wald am Oberrhein in Baden-Württemberg mit den klimatischen Bedingungen der Zukunft zurechtkommen wird. Denn die Region gilt schon heute als eine der von Hitze am meisten betroffenen Region in Deutschland. Die Projektpartner rechnen in Zukunft mit häufigeren und länger anhaltenden Hitzeperioden.

Hitze erfordert Zusammenarbeit von Naturschutz und Forstwirtschaft

Der „Klimawandel-Hotspot“ Oberrhein, wie ihn die FVA in einer aktuellen Meldung zum WaldlabOR nennt, steht beispielhaft für die große Aufgabe, neue Konzepte der Waldbewirtschaftung für Deutschland zu entwickeln. Der Fokus der Zusammenarbeit liege dabei auf dem Erhalt des Waldes in dieser besonderen Region – quasi unter klimatischen Extremen. Auch seine Ökosystemleistungen sollen trotz Klimawandel bestehen bleiben.

Geschädigte Wälder erfolgreich wiederzubewalden ist schon heute eine enorme und teure Herausforderung. Um die entstandenen Schäden zu bewältigen und neue zu verhindern, gebe es bisher in Hinblick auf die Kosten kein zukunftsfähiges Gesamtkonzept, so die FVA. Mit dem WaldlabOR wollen beteiligte Forschungsteams sowie Fachleute aus der forstlichen Praxis Konzepte entwickeln, die an den Klimawandel angepasst sind und eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ermöglichen.

Die Philosophie des WaldlabORs ist die Zusammenarbeit aller Akteure. Im Sinne eines „Reallabors“ wollen Wissenschaft und Praxis Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen gemeinsam erarbeiten.

Gemeinsame Lösungen im Klimawandel erarbeiten

„Schon jetzt ist die Geschwindigkeit des Schadgeschehens in den hiesigen Hardtwaldungen neu und stellt uns Förster hier vor Ort vor enorme Probleme. Wir benötigen mehr wissenschaftliche Expertise, um gesichertes Wissen zur Anpassung der hiesigen Wälder an den Klimawandel zu erlangen“, so Martin Moosmayer, Forstamtsleiter im Landkreis Karlsruhe über die Situation in den Wäldern der Oberrheinischen Tiefebene. Der Klimawandel führe unweigerlich zu neuen Waldstrukturen und Artenzusammensetzungen.

„Lösungswege dafür werden im Naturschutz und in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung oft getrennt voneinander betrachtet. Im WaldlabOR kombinieren wir Naturschutzmaßnahmen und adaptive Waldbewirtschaftung von Anfang an – durch eine enge Zusammenarbeit mit allen beteiligten Akteurinnen und Akteuren“, sagte Dr. Anja Bindewald, Koordinatorin des Verbundes, FVA. Die Ziele im Detail:

  • Risiken im forstlichen Wassermanagement erkennen und Umweltmodelle verbessern
  • Ein Beteiligungskonzept für die interessierte Bevölkerung entwickeln sowie ein Risikomodell und -management erarbeiten
  • Resiliente Verjüngungsverfahren entwickeln, die den Anbau klimaangepasster Baumarten auch unter Extrembedingungen ermöglichen
  • Naturschutzprojekten Lösungen anbieten, um die vom Klimawandel stark betroffenen Waldlebensraumtypen in Natura-2000-Gebieten zu schützen

Wald- und Holzwirtschaft vor Klimawandel schützen

Um die Wald- und Holzwirtschaft erfolgreich vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen, wird das WaldlabOR vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Ein wesentliches Ziel sei es, dauerhafte Kooperationsplattformen zwischen Wissenschaft und forstlicher Praxis am Oberrhein einzuführen.

Dr. Regina Rhodius, Koordinatorin des Verbundes auf Seiten der Universität Freiburg, ergänzt: „Wichtig ist uns, die wissenschaftlichen Ergebnisse so aufzubereiten, dass sie eine verständliche Grundlage für den Austausch sowohl mit Fachleuten als auch waldinteressierten Bürgerinnen und Bürgern der Region sind.“ Neben weiteren Projektpartnern sind auch Landesforstbetriebe beteiligt.

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Mit Material der FVA-BW