Image
Nicht nur dieser Rothirsch wurde per Fotofalle im Nationalpark Bayerischer Wald erfasst. Er ist das häufigste Huftier in deutschen Nationalparks.
Nicht nur dieser Rothirsch wurde per Fotofalle im Nationalpark Bayerischer Wald erfasst. Er ist das häufigste Huftier in deutschen Nationalparks.

Wald und Wild: Wildtiere im Nationalpark besser managen

03. August 2023
Um einen genaueren Überblick über die Tierbestände in Nationalparks zu erhalten, wurde zum ersten Mal ein standardisiertes, Nationalpark übergreifendes Wildtiermonitoring durchgeführt. Bei der Auswertung der Datenmengen kam Künstliche Intelligenz zum Einsatz.
Image
Fotofalle im Wald am Baumstamm angebracht
Diese Fotofalle im Wald dient dem Wildtiermonitoring. Die aufgenommenen Fotos werden mittels KI ausgewertet.

Die KI sei nötig gewesen, um die enormen Datenmengen auszuwerten. Das berichtet die Universität Freiburg und zieht Bilanz. Insgesamt 1,2 Mio. Fotos haben 643 Wildtierkameras von 2019 bis 2020 aufgenommen. Die Auswertung mithilfe statistischer Modelle und der KI ergab, dass auf 75 % der Bilder Tiere zu sehen waren – dabei machte Schalenwild 90 % der erfassten Tiere aus. 7.591 Rothirsche, 4.876 Wildschweine, 3.443 Rehe, 227 Füchse, 36 Wölfe und 16 Luchse wurden auf den Bildern erkannt.

Management in Schutzgebieten

Image
Hirschkuh mit Kalb im Wald
Auch im Nationalpark Harz hat die Fotofalle u. a. eine Hirschkuh mit Kalb aufgenommen.

Ergänzt werden die Aufnahmen durch ein Verbissmonitoring. Dabei wurden über 13.000 junge Bäume 28 verschiedener Arten untersucht. Mit dem Monitoring verfolge man das Ziel, Huftiere in den 10 beteiligten großen Nationalparks künftig besser zu managen und ihren Einfluss auf den Wald und angrenzende Lebensräume besser abschätzen zu können. „Das Monitoring der Huftierpopulationen ist ein entscheidender Teil des Managementprozesses in Schutzgebieten, da es wichtige Daten zur Entwicklung der Wildtierbestände liefert und als Grundlage, Rechtfertigung und Erfolgskontrolle für die Regulierung der Wildtierbestände dient“, so der Projektleiter der übergreifenden Untersuchungen, Marco Heurich.

Dafür wurden Aufnahmen von Wildtieren in den Nationalparks Bayerischer Wald, Berchtesgaden, Eifel, Hainich, Harz, Hunsrück-Hochwald, Kellerwald-Edersee, Müritz und Schwarzwald sowie im Wildnisgebiet Königsbrücker Heide gemacht. Über 1 Mio. Bilder sind so entstanden. „Um aus dieser Flut von Fotos die Wildtierpopulationen von zehn deutschen Großschutzgebieten ermitteln zu können, war die Unterstützung von Künstlicher Intelligenz entscheidend“, sagt Christian Fiderer, der das Projekt koordiniert hat. An der Uni Freiburg wurde eine Datenbank für die Fotos eingerichtet. „Ohne sie würden wir noch in zwei Jahren an der Klassifizierung der Bilddaten sitzen.“

Monitoring von Wildtieren wird wiederkehrendes Format

Detaillierte Ergebnisse der Untersuchungen sollen im Herbst 2023 veröffentlicht werden. Das Wildtiermonitoring war Teil eines Forschungs- und Entwicklungsvorhabens des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Wichtig seien jetzt Wiederholungsaufnahmen, um Entwicklungen der Wildtierbestände langfristig zu erkennen. Seit dem 1. Juni führen die Nationalparks die Untersuchungen fort – 782 Fotofallen sind in elf deutschen Nationalparks im Einsatz. „In diesem Umfang ist das Projekt zumindest in Europa bislang einzigartig“, sagt Heurich.

Eine Übersicht und Informationen zu den deutschen Nationalparks finden Sie auf der Webseite des BfN.

Mit Material der Uni Freiburg, Nationalpark Eifel, BfN