Damit sich junge Forstpflanzen unbeschadet entwickeln können, wäre ein angepasster Wildbestand die einfachste Lösung. Das ist leider nicht überall gegeben, sodass oft keine andere Wahl bleibt, die Pflanzen mit einem Zaun zu schützen. Für ein Gelingen gilt es, einige Voraussetzungen zu beachten.
Der Waldbau wird zukünftig vermutlich in vielerlei Hinsicht extremer. Den Herkünften des forstlichen Vermehrungsguts wird in diesem Zusammenhang eine ganz besondere Bedeutung zugeschrieben. Daher wird sich wohl auch das heute bestehende Netz der Herkunftsgebiete zukünftig sehr viel deutlicher differenzieren als bisher, jedenfalls lauten so entsprechende Empfehlungen. Damit einher geht die Aufforderung eines effektiven Einsatzes des dann eher knappen Vermehrungsguts. Dazu gehört natürlich auch, dass die in den Baumschulen gezogenen Jungpflanzen später im Wald bestmöglich durch die einzelnen Entwicklungsphasen geführt werden. Mit dem Schutz in der Jugend, insbesondere vor dem Wild, beginnt die Begleitung. Dabei ist es fast egal, ob es die klassisch gepflanzte Forstkultur mit dem Hohlspaten, die Freisaat oder die Naturverjüngung ist. In aller Regel fühlt sich das Wild durch Kulturen mit jungen erreichbaren Trieben und wechselnder Baumartenzusammensetzung angesprochen. Neben Verbissschäden sind es auch Fege- und Schälschäden, die der neuen Waldgeneration gefährlich werden können. Als Verursacher sind das Reh-, Rot-, Dam-, Muffel- und Sikawild zu nennen. Daneben sind Kannichen und Hasen in der Lage, forstliche Kulturen erheblich zu schädigen. Gleichfalls sollte das Schwarzwild nicht unterschätzt werden. Auch wenn die Saat durch ihre hohe Pflanzendichte gelegentlich als ein Verfahren angesehen wird, das die Option bereit hält, ohne teuren Zaun zu planen, kann auch hier unter Umständen ein Schutz sehr wirkungsvoll sein.
Ein Klassiker unter den Schutzverfahren ist der Zaun. Er bietet sich vor allem als flächiges Schutzverfahren an. Aus Kostengründen und in Hinblick auf die Wirksamkeit sollte die zu zäunende Kultur nicht über 5 ha liegen. Klar abgesteckt werden sollte in der Vorplanung der Trassenverlauf. Wird die Zauntrasse sogar maschinell geräumt, lassen sich die Arbeiten während des Baus erheblich rationalisieren. Außerdem ergibt sich dadurch die Möglichkeit, den Zaun in den folgenden Standjahren wesentlich besser zu kontrollieren und entsprechend zu pflegen. Eine gute Pflege ist auch eine Grundvoraussetzung dafür, das eingesetzte Material nach getaner Arbeit wieder zu bergen und unter Umständen für weitere Einsätze zu verwenden. Fehlen sollten in der Vorplanung ebenso wenig bauliche Besonderheiten: Darunter fallen Tore, Übersteige oder auch Sauklappen. Zu empfelen ist auch, diese im Gelände z. B. mit Sprühfarbe im Vorfeld der Bauarbeiten kenntlich zu machen. Und nicht zuletzt ist darüber zu entscheiden, gegen was und mit welchem Zauntyp geschützt werden soll.
Empfohlende Zaunhöhen
Folgende Anforderungen an die Arbeitsausführung sind zu erfüllen:
Häufig anzutreffen ist mittlerweile der Wanderzaun auch Schnellzaun genannt. Haupbestandteile sind die in Abständen von gut 5 m zu setzenden Metallpfähle, an denen das Knotengeflecht in die Ösen eingehängt wird. Drahtheringe sichern das nach unten hin umgeschlagene Geflecht gegen das Hochheben. Rammarbeit fällt hier lediglich für die Eckpfähle und unter Umständen für einige Streckenpfähle aus Holz an.
Hauptvorteile sind die schnelle Montage (25 h/ha werden veranschlagt), die besondere Eignung für kleinere Flächen und die Möglichkeit, den Zaun bei Holzerntearbeiten durch Aushängen einfach bodennah abzulegen. Auch ist der Rückbau schnell zu erledigen und das Material ist meistens für weitere Einsätze tauglich. Die Gesamtkosten für diesen Typ belaufen sich auf gut 5,88 €/lfm.
Mit einem kalkulierten Meterpreis von 10,03 €/lfm schlägt ein fester Pfostenzaun zu Buche. Charakteristisch für diese Zaunvariante sind die Stabilitiät und die lange Lebensdauer, die wiederum stark abhängig von der gewählten Holzart für die Pfosten ist. Hohe Standzeiten versprechen Robinie, Eiche und Lärche. Viel Arbeitszeit bindet die Rammarbeit der in einem Abstand von 4 m zu setzenden Pfosten. Ungünstiger Untergrund kann diese noch einmal erheblich erschweren. Auch das Ankrampen des Geflechts ist zeitlich nicht zu vernachlässigen. Insgesamt werden gut 90 h/ha an Zeitaufwand veranschlagt. Aufwendig bei diesem Zauntyp ist auch das Abnehmen bzw. Wiederanbringen des Knotengeflechts nach Beschädigungen.
Die teuerste Alternative eines flächigen Schutzsystems ist das Hordengatter. Hier werden aus handelsüblichen Dachlatten einzelne 4 m breite und 2 bis 2,5 m hohe Horden zusammen gebaut. Jede Horde verfügt über vier senkrecht und sieben waagerecht verlaufende Latten. Der Abstand der Querlatten vergrößert sich von unten nach oben. Zu beachten ist hierbei auch, dass die einzelnen Querverstrebungen lediglich mit einem Nagel bzw. einer Schraube zu befestigen sind. Nur so lassen sich später Geländeunebenheiten ausgleichen. Auf der späteren Zauntrasse werden die einzelnen Hordenelemente mit einem Rödeldraht oder Kabelbindern miteinander verbunden. Darüber hinaus bekommt jede Horde zwei Stützen, die abwechselnd zur Innen- und Außenseite daran befestigt werden.
Ein großer Vorteil dieser Variante ist, das bei Beschädigungen einzelne Elemente gut zu ersetzen sind. Daneben handelt es sich um einen Baustoff, der sich aufgrund seiner Natürlichkeit gut in das Landschaftsbild einfügt und später an Ort und Stelle verrotten kann. Entsorgungskosten bzw. Abauarbeiten entfallen somit. Nachteilig wirkt sich der hohe Materialeinsatz beim Aufbau aus und das daraus resultierende hohe Transportvolumen im Gegensatz zu den Knotengeflechtverfahren. Ein weiterer Nachteil ist sicherlich der hohe Finanzierungsbedarf. Insgesamt ist mit Kosten von bis zu 15,43 €/lfm zu rechen.
Gezäunte Flächen führen aber auch zu einem reduzierten Äsungsangebot. Je nach Wilddichte und verbleibendem Äsungsangebot kann sich dadurch ein erhöhtes Risiko des Verbissdrucks auf die Hauptbaumarten ergeben. Um dem vorzubeugen, sollten laut Prien nicht mehr als 10 % der Holzbodenfläche gegattert sein. Auch ist zu bedenken, dass Zäune den laufenden Forstbetrieb behindern können. Vor allem sind hier die Holzerntearbeiten zu nennen. Ebenfalls sollte die Entsorgung des verzinkten Drahts schon in die Planung mit einfließen.