Kurz bevor ein Brett im Baumarkt zum Kauf bereit liegt, steht es als Baum im Wald, oder? Weit gefehlt! Der hölzernen Wandlung gehen eine lange Planung, eine akribische Baumpflege und eine schonende Baumernte voraus. Und ein Sägewerk braucht es auch.
Der Wald wächst so vor sich hin, dann kommt der Förster, sägt einen Baum ab, bringt diesen in ein Sägewerk und ruckzuck liegt ein Regalbrett im Baumarkt bereit. Glauben Sie das? Nein? Stimmt, so funktioniert das auch nicht. Selbst für ein Standardregalbrett 800 x 300 x 20 mm sind eine jahrzehntelange Planung und eine akribische Baumauswahl erforderlich. Schauen wir uns doch mal an, was es braucht, damit wir am Ende ein Brett im Baumarkt kaufen können.
Am Anfang steht die Inventur – was ist überhaupt da?
An unserem späteren Regalbrett arbeiten als erstes die Forstinventurspezialisten. Sie ermitteln die Waldflächen des Lieferforstbetriebs, erfassen die dort vorhandenen Baumarten, ihre Struktur, ihr Alter und ihren Zuwachs. Ein Regalbrett etwa, wird oft aus der Baumart Fichte gewonnen.
Noch keinen Plan? Hier hilft die Forsteinrichtung
Da nur so viel Holz aus dem Wald entnommen werden soll, wie wieder nachwächst, bedarf es einer Forsteinrichtung. Sie baut auf der Inventur auf und legt die Detailplanung fest: Wo und wie wird unser Brettbaum geerntet? Wie durchmesserstark muss unsere Fichte dafür sein? Hat der Fichtenstamm auch wirklich die richtige Qualität? Und wenn die Fichte geerntet wurde – wie viel und was (d. h. welche Baumarten) soll wieder nachgepflanzt werden? Oder wächst auf der Fläche vielleicht sogar schon eine neue Baumgeneration auf natürlichem Wege – sogenannte Naturverjüngung – heran?
Seltsame Zeichen an den Bäumen – Sprayer im Wald?
Sie haben seltsame Zeichen an Bäumen im Wald entdeckt? Nein, dabei handelt es sich nicht um einen Geheimcode und hier sind auch keine Sprayer am Werk gewesen. Während seiner Reviergänge markiert der Förster auf diese Weise die Bäume, die z. B. für unser Regalbrett infrage kommen. Aber nicht nur das: Er markiert auch Bäume, die noch länger stehen bleiben sollen, um anderen Verwendungen, etwa als dicke Dachbalken, zu genügen. Auch Habitatbäume werden markiert; das sind ökologisch wertvolle Bäume z. B. mit Nisthöhlen oder einem hohen Totholzanteil. Er kennzeichnet aber auch frisch vom Borkenkäfer befallene Bäume, die rasch gefällt werden müssen. Dabei geht er planvoll vor, hat er doch die Inventur- und Forsteinrichtungsergebnisse immer digital zur Hand.
Und wie läuft das jetzt mit der Holzernte?
Waldpflege und Holzernte sind die Domäne der Forstwirte, also der Waldarbeiter. Sie bringen mit ihren Motorsägen oder auch mit Holzerntemaschinen, sogenannten Harvestern, die Bäume zu Boden, entasten sie und schneiden z. B. unsere Fichte in sogenannte Sortimente (Abschnitte verschiedener Länge für unterschiedliche Verwendungsarten), die der Säger dann beispielsweise zu Brettern verarbeiten kann. Diese werden von einer Holzrückemaschine (sogenannten Forwardern), ggf. mit Pferdunterstützung auf besonders empfindlichen Waldböden, an die Waldstraßen gerückt, wo die Stämme gestapelt (der Fachmann sagt „gepoltert“) werden. Die von technischen Abläufen dominierte Holzernte ist bei uns in Deutschland zumeist zertifiziert (z. B. nach PEFC oder FSC), um durch unabhängige Experten sicherzustellen, dass die Umwelt größtmöglich geschont und speziell der Waldboden wenig belastet wird.
Aber wie bekomme ich denn jetzt mein Brett?
An der Waldstraße kauft der Säger das Holz, transportiert es in sein Sägewerk und verarbeitet die Stämme in hochautomatisierten Anlagen zu Schnittholz. Jetzt wird unser Regalbrett endlich als solches erkennbar. Nach dem Hobeln wird es nun getrocknet, verpackt und in den Baumarkt geliefert.
Dieser kurz skizzierte Entstehungsweg zeigt, dass selbst ein einfaches Regalbrett aus heimischer Forstwirtschaft einen beeindruckenden Werdegang hinter sich hat. Und „schnell“ passiert hierbei nichts – im Gegenteil. Schließlich wächst der Baum Jahrzehnte, bevor sein Holz zum Brett werden kann.