Das Unfall- und Gefahrenpotenzial bei der Waldarbeit ist hoch: Es wird mit großen Gewichten und hohen Spannungen gearbeitet, Forstmaschinen und Geräte wie die Motorsäge sind potenziell sehr gefährlich. Etwa ein Drittel aller tödlichen Arbeitsunfälle in Österreich während der vergangenen fünf Jahre waren Forstunfälle. Mit gezieltem Training könnte die Arbeitssicherheit um einiges erhöht werden. Konventionelle Schulungen sind aber oft sehr trocken und reale Rettungsübungen mit sehr großem Aufwand verbunden. Das führt dazu, dass viele Personen nur wenig Übung haben und in vielen Situationen nicht wissen, wie sie richtig agieren sollten.
Mehr Arbeitssicherheit - weniger Unfälle
Ziel des Projekts FWSafeXR ist es, die Unfallrate in der Forstarbeit durch virtuelles Training zu senken. Sicherheitsbezogene Trainingsinhalte in der Forsttechnik werden identifiziert und in Extended Reality (XR) Technologie – der Kombination auf Virtual Reality (VR) und realen Filmsequenzen - zu simulieren. Dies schließt auch den Bereich der medizinischen Ersthilfe im Wald mit ein. Dazu wurde auch ein Gamification-Konzept entwickelt, um das Training mit spielerischen Elementen anzureichern.
Spielerisch
“Der besondere Vorteil von XR-Technologien liegt darin, dass Auszubildende gefährliche Situationen realitätsgetreu simuliert in einer sicheren Umgebung erleben können, ohne sich realen Gefahren aussetzen zu müssen“, erklärt Projektleiter Raimund Schatz. „Gerade im forstwirtschaftlichen Bereich haben XR-basierte Lern- und Erlebnisräume viel Potenzial, weil sie spielerisches, wiederholbares Erfahrungslernen ermöglichen. Damit erreichen wir auch eine nachhaltige Veränderung des Verhaltens der trainierenden Forstarbeiter:innen in realen Arbeitssituationen“, ist Schatz überzeugt.
Drei Szenarien

Im Zuge des Projekts werden drei Ausbildungsmodule gemeinsam mit den Forstlichen Ausbildungsstätten Traunkirchen und Ossiach, mit dem Österreichischen Roten Kreuz Landesverband Oberösterreich und dem Arbeiter-Samariterbund-Österreich als XR-Prototypen entwickelt.
- Vorbereitende Maßnahmen vor dem Arbeitseinsatz im Wald (Ich packe meinen Koffer…)
- Sicherheitsrelevante Aspekte der Baumfällung (inkl. Sicherung des Geländes)
- Anforderung und Einweisung eines Rettungshubschraubers nach einem Arbeitsunfall
Im Juni fand eine großangelegte Evaluationsstudie statt, an der 70 Personen der FAST Traunkirchen teilnahmen. In der Studie wurde einerseits die Akzeptanz bei den Nutzen sowie andererseits auch der Mehrwert von virtuellem Training gegenüber traditionellen Lernmethoden untersucht.
Die Nerven behalten
„Das Spannende an diesem Projekt ist, dass wir erstmalig einen wissenschaftlichen Nachweis der Wirkung von XR-basiertem Training in der forstlichen Ausbildung erhalten“, sagt Florian Hader, Leiter der FAST Traunkirchen. „Die Reaktionen der Teilnehmer waren bisher durchwegs positiv: Das XR-Training macht nicht nur Spaß. Es motiviert auch, verschiedene Handlungsoptionen zu erkunden, darüber zu reflektieren und korrekte Abläufe durch Wiederholung zu festigen“, zeigt sich Hader begeistert.
Erste Auswertungen der Studienergebnisse zeigten sehr positive Ergebnisse: XR-trainierte Teilnehmer machten im praktischen Test viel weniger Fehler im Vergleich zu jenen Personen, die traditionell unterwiesen wurden. Die XR-trainierten Teilnehmer sind während der Ausübung der erlernten Tätigkeiten auch mental geringer belastet und haben viel seltener Frustrationserlebnisse.
Förderhinweis
Das Projekt FWSafeXR wird im Rahmen des Ressortforschungsprogramms über dafne.at mit Mitteln des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) finanziert und läuft bis September 2023. Das BML unterstützt angewandte, problemorientierte und praxisnahe Forschung im Kompetenzbereich des Ressorts.