Der Vandalismus an Forstmaschinen beschäftigt uns bei der Forst & Technik schon lange. 2018 brannten Umweltschützer einen Harvester in Nordrhein-Westfalen ab. Zuletzt haben wir vor einem Jahr über einen Fall in Unterfranken berichtet, wo Umweltaktivisten den Forwarder des Forstunternehmers Christian Binder aus Mittelsteinach beschmiert haben. Solche Anschläge treten aber immer wieder auf.
Vandalismus-Parole „Verpisst Euch!“
Zuletzt schlugen am 7. Januar unbekannte Täter im Forst Kasten zu, als sie einen Gremo-Forwarder der Münchener Forstverwaltung beschädigten. Sie durchbohrten sieben Forstreifen der neun Jahre alten Maschine und zerstachen auch die Reifen eines Anhängers. Außerdem besprühten sie die Fahrzeuge mehrfach mit den Parolen „Verpisst Euch!“ und „Den Wald verteidigen“. Nicht zuletzt haben sie versucht, Montageschaum in den Auspuff zu sprühen. Der Schaden wird auf 20.000 € geschätzt. Die Polizei prüft eine politische Motivation im Zusammenhang zu den Protesten, die es seit geraumer Zeit gegen eine geplante, 9 ha große Waldrodung zum Zwecke des Kiesabbaus im Forst Kasten gibt. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, hat sich eine der Aktivistinnen aber von der Beschädigung der Maschinen distanziert.
Kristina Frank, die Leiterin der Städtischen Forstverwaltung und Kommunalreferentin sagte zu dem Vorfall: „Klimaschutz ist ein Herzensanliegen für mich. Über den richtigen Weg kann man häufig trefflich streiten. Nun aber wurde eine rote Linie überschritten. Die Radikalisierung des Protestes beorgt mich und meine Mitarbeiter sehr. Erhebliche Sachbeschädigungen sind eben keine Kavaliersdelikte!“
Naturnahe Waldwirtschaft
Der Fall ist tatsächlich unverständlich, denn der 4.600 ha große Waldbesitz der Stadt München wird naturnah bewirtschaftet. Der ursprünglich reine Fichtenwald ist durch Laubholzpflanzungen längst in ein strukturreicher Mischwald geworden. Pflanzenschutzmittel und Dünger sind ebenso tabu wie Kahlschläge. Die städtische Forstverwaltung hat ein Totholz- und Biotopbaum-Konzept, und beim Einsatz der drei eigenen Rückezüge ist die Bodenschonung oberstes Gebot.
Die besondere Bewirtschaftung als Wasserschutzwald auf 1.800 ha sichert darüber hinaus nicht nur die Versorgung der Münchner Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser, sondern bietet ihr auch einen hohen Erholungswert. 1.426 ha sind als Flora-Fauna-Habitat (FFH) ausgewiesen, und der ganze Wald ist darüber hinaus nach PEFC, FSC und den Naturland-Kriterien zertifiziert. „Was wollt ihr eigentlich?“, müsste man die Naturschützer fragen.
Insgesamt wenig Vandalismus
Immerhin: Eine besondere Häufung solcher Fälle lässt sich trotz einer teilweise aufgeheizten Umweltschutzdiskussion nicht feststellen. Nicht im Wald der Stadt München, wo es bisher nur zu einzelnen zerstörten Reifen gekommen ist oder mal zu einer eingeschlagenen Scheibe an den Forstspezialschleppern. Aber auch allgemein scheint das so zu sein. Dr. Martin Hemm vom Versicherungsmakler Hermann & Hensel verzeichnete 2021 bei 440 Schadensmeldungen nur zwei Vandalismusfälle. Selbst unter Berücksichtigung der folgenden Polizeimeldungen aus dem Jahr 2021 wäre ihr Anteil nicht sehr hoch.
Auch die Bayerischen Staatsforsten waren kürzlich Opfer der Zerstörungswut, als Kriminelle bei Weiden in der Oberpfalz die Scheibe eines Raupenharvesters einschlugen und die Kabine in Brand setzten. Die polizeiliche Untersuchung läuft noch, es gibt aber Hinweise darauf, dass auch bei dieser Maschine Ökoaktivisten verantwortlich sein dürften. Eine Häufung solcher Fälle kann allerdings auch der Leiter der BaySF-Forsttechnik, Sebastian Berger, nicht feststellen – auch nicht mit auch mit Blick über den eigenen Maschinenbestand hinaus. Er würde sich nur dringend wünschen, dass die Täter ihren Verstand einschalteten und die Folgen für die Maschinenbesitzer bedächten.