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Schnittholz, Export, Onlineforum Holzmarkt, MLR
Auf dem Forum Holzmarkt ging es um die jüngsten Marktentwicklungen beim Rund- und Schnittholz und ihre Auswirkungen auf den Holzbau.

USA-Export vorbei?

03. August 2021

Am 21. Juli 2021 fand ein Onlineforum zum Holzmarkt des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) statt. In diesem Rahmen hat Gerd Ebner, Chefredakteur des Holzkurier, einen kurzen Abriss über die aktuellen Holzmarktentwicklungen gegeben.

In den ersten Monaten des Jahres 2021 war der Holzmarkt derart dynamisch, dass man mit der Beobachtung kaum hinterherkam. Im Rahmen des baden-württembergischen Onlineforums zum Holzmarkt gab Gerd Ebner vom Holzkurier einen Überblick (Video, Minute 32 bis 50).

Die Rundholzpreise in Deutschland und Österreich waren durch Borkenkäfer und Corona Mitte 2020 auf einem Tiefpunkt. Seitdem ist der Rundholzpreis für Fichtensägerundholz um 40 €/Fm gestiegen. Die Preiserwartung für die kommenden Wochen beträgt bis zu 130 €/Fm frei Werk und übersteigt damit inzwischen jeden üblichen Rahmen.

Holzknappheit und Preisexplosion

Grund ist die durch den weltweiten Holzbauboom induzierte Holzknappheit. Dabei habe es vor alle zwei überhitzte Regionen gegeben, so Ebner: die USA und die DACH-Region. Besonders in den USA schlug der Schnittholzpreis Kapriolen. Vom üblichen Niveau von etwa 240 €/m3 stieg er im zweiten Quartal auf einen Spitzenwert von 870 €/m3, um bis Juli wieder auf rund 300 €/m3 abzustürzen.

In Deutschland und Österreich sind daraufhin die Schnittholzpreise ebenfalls rasant gestiegen. Ebner verglich die Preisentwicklung mit Frischbeton, dessen Preisindex von 1976 bis heute kontinuierlich auf rund 260 % gestiegen ist. Holz habe diese Entwicklung in wenigen Monaten nachgeholt, was die aktuellen Marktverwerfungen verursacht habe.

Nachfrage bleibt hoch

Die Schnittholznachfrage wird voraussichtlich hoch bleiben. Allein China wird 2021 rund 70 Mio. m3 Nadelschnittholz importieren, für 2022 lauten sie Prognosen auf 75 Mio. m3.

In Deutschland und Österreich steigt die Einschnittkapazität der Sägewerke in den kommenden zwei Jahre durch Neubauten und Erweiterungen um etwa 5 Mio. Fm. Gleichzeitig gehen neun neue Brettsperrholzwerke an den Start, die viel Schnittholz vom Markt ziehen. Die DACH-Region sei die dynamischste Region weltweit, was Investitionen in die Holzverarbeitung angehe, so Ebner.

Schnittholzexport in die USA nicht mehr sinnvoll

Zum Schluss sagte er, der Preisgipfel beim Schnittholz dürfte überschritten sein. Etwa im vierten Quartal 2021 erwartet er einen ausgeglichenen Markt für Schnittholz. Die Frage sei, wo sich das Preisniveau einpendelt. Die Zeit des radikalen Just-in-Time-Markts, bei dem sich Firmen auf tagesgenaue Lieferungen auf die Baustelle verlassen, sei wahrscheinlich vorbei. Die Marktturbulenzen haben die Lagerhaltung wieder modern gemacht. Die künftige Holzknappheit mit dem sukzessiven Ausfall der Fichte, minus 50 % Fichtenvorrat bis 2050 werden in Deutschland erwartet, zwingt die Verarbeiter dazu, Holz ressourcenoptimal zu nutzen.

Aber schon jetzt müssen die Sägewerke sich umstellen, so Ebner. Beim derzeitigen Rundholzpreis und 300 €/m3 Erlös für Schnittholz in den USA sei Export dorthin wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll. Jüngsten Meldungen zufolge steigen die Schnittholzpreise aufgrund des großen Ausmaßes der Waldbrände in Nordamerika wieder. Andererseits baut die Sägeindustrie ihre Verarbeitungskapazität kontinuierlich aus. Es ist also unwahrscheinlich, das die US-Schnittholzpreise noch einmal in derartige Rekordhöhen schießen wie im Mai.

Marc Kubatta-Große