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Borkenkäfer (Buchdrucker) unter der Rinde
Das Wetter im Frühjahr und (Früh-)Sommer ließ auf eine Hemmung der Borkenkäferaktivitäten hoffen. Doch es zeichnet sich bereits ab, dass die Witterung die Aktivität der Borkenkäfer nur wenig eingeschränkt hat.

Trügerische Hoffnung: Sommerwetter bremst Borkenkäfer nur wenig

15. August 2023
Das Frühjahrs- und Sommerwetter 2023 zeigte sich regnerisch und vergleichsweise kühl. Das ließ auf eine Hemmung der Borkenkäferaktivitäten hoffen. Doch während vor allem im Norden Deutschlands etwas aufgeatmet wird, zeichnet sich bereits ab, dass der Käfer sich durch die Witterung kaum hat ausbremsen lassen.
Was war das für ein Sommer bisher. Niedrige Temperaturen und viele Niederschläge prägten die vergangenen Wochen und Monate, sodass die Sommerferien hier in Deutschland vielerorts buchstäblich ins Wasser fielen. Doch auf die Natur wirkte sich das Wetter äußerst positiv aus, nicht nur wegen des Wasserhaushalts (auch wenn es noch vieler solcher Sommer bedarf, bis unsere Wasservorräte wieder aufgefüllt sind), sondern auch mit Blick auf den Waldschutz.

Einfach kein Borkenkäferwetter

Die gute Wasserversorgung hat die Widerstandskraft der Fichten gestärkt, sodass sie in der Lage waren, wieder mehr Harz zu produzieren – ein natürliches Abwehrmittel, mit dem die Bäume sich einbohrende Käfer quasi schon „auf der Türschwelle“ aufhalten können. Außerdem sorgten niedrige Temperaturen dafür, dass die Borkenkäfer nur mäßig aktiv waren.
Von entsprechend positiven Entwicklungen berichteten sowohl der NDR für den Harz, als auch der Münchner Merkur für die Wälder in Rheinland-Pfalz.

Doch die Hoffnung ist trügerisch

Die Witterung der letzten Monate sorgte für eine angenehme Entspannung in Deutschlands Wäldern mit Blick auf die laufende Borkenkäfersaison. Doch der Schein kann schnell trügen, denn auch wenn die Entwicklung der letzten Wochen durchaus Hoffnung zu machen scheint, ist es leider mehr als illusorisch, anzunehmen, dass der Wald für dieses Jahr aus dem Gröbsten raus wäre.
Tatsächlich werden die Befahlszahlen in den kommenden Wochen wieder hoch gehen, sobald die Temperaturen steigen und die Niederschläge nachlassen. Da sind sich die Waldschutzexperten der Bundesländer einig.

Angespannte Lage im Südwesten

In Baden-Württemberg zeichnet sich diese Entwicklung bereits jetzt ab. Hier fielen im Sommer nicht so viele Niederschläge wie andernorts in Deutschland. In den letzten Tagen und Wochen hat es dann wieder mehr geregnet. Doch das bremste den Borkenkäfer nur wenig aus, so die Waldschutzexperten von ForstBW. Nach einem nassen und kühlen Frühjahr hatten auch hier die Forstleute auf eine Entspannung der Borkenkäfersituation gehofft. Doch schon jetzt zeichnet sich nach Angaben von ForstBW ab, dass die Befahlszahlen trotzdem weiter ansteigen (werden).
„Im Vergleich zum Vorjahr sind im Staatswald bereits mehr als 100.000 Fm zusätzliches Borkenkäferholz angefallen“, teilt Max Reger, Vorstandsvorsitzender von ForstBW, mit. In diesem Jahr sei aber besonders auffällig, dass neben dem Buchdrucker als Hauptschadverursacher auch andere Käferarten wie der Kupferstecher vermehrt für große Schäden in Baden-Württembergs Wäldern sorgen.
Von einer echten Entspannung der Borkenkäfersituation in Deutschland kann also leider nicht die Rede sein. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, wie hoch die diesjährigen Schäden in unseren Wäldern tatsächlich ausfallen. Bleibt zu hoffen, dass die feucht-kühle Witterung der vergangenen Wochen und Monate den Fichten genug Widerstandskraft mitgegeben hat, um sich gegen den ansteigenden Befallsdruck durch die Fichtenborkenkäfer erfolgreich zur Wehr setzen zu können.
Mit Material der Landesforsten Rheinland-Pfalz, von ForstBW, von NDR und Münchner Merkur
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