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Sorgt für Diskussionen: Nach der Attacke eines Bären auf mehrere Schafe wächst der Druck auf die Politik. Bislang sei es allerdings noch nicht zu gefährlichen Begegnungen mit Menschen gekommen, teilt das bayerische Landesamt für Umwelt in Augsburg mit und warnt vor Panik. Foto: IMAGO Images/Dominik Kindermann
Sorgt für Diskussionen: Nach der Attacke eines Bären auf mehrere Schafe wächst der Druck auf die Politik. Bislang sei es allerdings noch nicht zu gefährlichen Begegnungen mit Menschen gekommen, teilt das bayerische Landesamt für Umwelt in Augsburg mit und warnt vor Panik. Foto: IMAGO Images/Dominik Kindermann

Trotz Zaun: Bär tötet Schafe in Bayern

23. April 2023
In Oberbayern sind nicht nur die Almbauern nach der Bärenattacke beunruhigt. Der bayerische Umweltminister bringt einen Abschuss ins Spiel.

Welche Gefahr geht vom Bären in Oberbayern aus? Am Mittwoch, 19. April 2023, teilte das Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg mit, dass ein Bär in der Grenzregion zu Österreich zwei Schafe getötet hat.

Die Rosenheimer Kreisbäuerin Katharina Kern schlägt Alarm: Die getöteten Schafe sollen ihres Wissens durch einen Elektrozaun abgesichert gewesen sein. Doch das hielt den Bären offenbar nicht ab. „Wir sind schon beunruhigt, aber nicht panisch“, erklärte Kern. Es bleibe nun abzuwarten, ob es zu weiteren Übergriffen durch den Bären kommt. „Wir hoffen, dass der Bär wieder weg ist. Ansonsten muss sehr rasch gehandelt werden“, sagt die Kreisbäuerin.

Die Diskussion um einen möglichen Abschuss hat bereits begonnen und wird durch eine Aussage des bayerischen Umweltministers Thorsten Glauber weiter befeuert. Der Freie-Wähler(FW)-Politiker sagte am Donnerstag: „Im Ernstfall kommen alle Maßnahmen in Betracht.“ Die Sicherheit des Menschen sei absolut vorrangig.

Bär in Oberbayern: Wann braucht es einen Abschuss?

Doch soweit sei die Situation aktuell noch nicht, mahnt Uwe Friedl, Wildtierexperte des Bund Naturschutz. Ein Abschuss sei erst dann nötig, wenn ein ungewöhnliches Verhalten des Bären beobachtet werde und sich dieser den Menschen nähert.

Vor Ort sorgt der Bär nun für Angst und Unruhe bei den Anwohnern. Für die bayerische Staatsregierung kommt der Vorfall zur Unzeit: Erst kürzlich hatten Ministerpräsident Markus Söder und dessen Stellvertreter Hubert Aiwanger verkündet, dass der Abschuss von Problemwölfen in Bayern durch eine eigene Wolf-Verordnung erleichtert werden soll. In Oberbayern hatten Landwirte zuvor vehement die Staatsregierung zum Handeln aufgefordert. Dem Ministerpräsidenten waren bei einem Landfrauentag auf einer Leinwand mehrere schockierende Fotos von Wolfsrissen gezeigt worden. Nun werden sich Söder und Aiwanger auch mit dem Bären in Oberbayern beschäftigen müssen.

Aiwanger fordert Bejagung von Bären und Wölfen

Der für Tourismus zuständige FW-Politiker Hubert Aiwanger hatte bereits gefordert, die Bejagung von Bären und Wölfen „endlich zuzulassen“. Aiwanger warnte, dass Wölfe und Bären keine natürlichen Feinde hätten und sich immer mehr ausbreiten würden. Die Politik der Bundesregierung sei „unvernünftig“ und spiele mit Menschenleben, so der Minister.

In Italien tötete Bärin Gaia zuletzt einen Jogger. Sie wurde daraufhin gefangen. Bei der Bärin handelt es sich um die Schwester von Bär „Bruno“ (JJ1), der 2006 in Bayern erschossen wurde. Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sagte dem „Münchner Merkur“, dass er sich nach der tödlichen Attacke in Italien in seinem Umgang mit dem Bären Bruno bestätigt sehe. „Vielleicht sieht mancher, der uns damals so hart kritisiert hat, die Sache heute anders.“ Die Tragödie in Italien zeige „leider auf furchtbare Weise, wie richtig die Experten damals lagen“.

Bär: Bauernverband pocht auf griffiges Wildtiermanagement

Der Umweltpräsident des Bayerischen Bauernverbandes, Stefan Köhler, fordert Schritte von der Politik. Einen Tag vor der Bärenattacke verlangte Köhler ein „griffiges Wildtiermanagement“. Dem Wochenblatt sagte er, dass der tödliche Bärenangriffe in Italien gezeigt habe, welche Gefahren von Großraubtieren für die Bevölkerung ausgehen können. Die Bestände von Wolf und Bär würden extrem anwachsen und in Bayern bislang nicht reguliert. Köhlers Forderung: „Bei Problemtieren muss eine naturschutzrechtliche Entnahme umgehend auf den Weg gebracht werden!“ Bei möglichen Bedrohungslagen durch einen Wolf oder Bären müsse schnell gehandelt werden.