Dr. Silvius Wodarz, Präsident der Baum des Jahres Stiftung hat am 24. Oktober in Berlin die vom Kuratorium Baum des Jahres vorgeschlagene Trauben-Eiche (Quercus petraea) zum Baum des Jahres 2014 ausgerufen. Damit wurde zum 26. Male ein Baum des Jahres proklamiert. Die Schirmherrschaft hat Carsten Wilke, Präsident des Dt. Forstvereins übernommen. Als Deutsche Baumkönigin 2014 stellte Miriam Symalla die Trauben-Eiche bei der Feier im Berliner Zoo vor.
Das natürliche Verbreitungsareal der Trauben-Eiche erstreckt sich über fast ganz Europa außer Spanien, Nordskandinavien und Nordosteuropa. Es reicht nicht so weit nach Osteuropa wie das der Stiel-Eiche. Die Standorte der Trauben-Eiche sind tendenziell trockener und nährstoffärmer als die der Stiel-Eiche. In der Jugend sind Eichen wenige Jahre schattentolerant, dann nimmt ihr Lichtbedarf aber schnell zu, so dass sie in dichteren Beständen bald eingehen. Daher ist in der Forstwirtschaft waldbauliches Können erforderlich, wenn die Eichen im Mischbestand mit anderen Baumarten über Jahrhunderte erhalten bleiben sollen.
Die Kronen sind relativ lichtdurchlässig, was vielen anderen Pflanzen am Waldboden unter Eichen das Überleben erleichtert. Häufig kommen Efeu oder Geißblatt am Stamm von Eichen vor; auch sie profitieren von den lichten Kronen.
Eichen werden gerne als Tierheim der Natur bezeichnet: Ein sehenswerter Bewohner ist z.B. der mit Fühlern über 10 cm lange Große Eichenbockkäfer. Wohl keine andere Baumart bietet für so viele Tierarten Lebensraum wie die Eiche, alleine an Insekten sollen es über 500 Arten sein.
Einige Insektenarten (vor allem Raupen von Frostspanner, Eichenwickler und Schwammspinner) führen allerdings regelmäßig einen Kahlfraß durch, so dass die Eichen ein 2. Mal austreiben müssen. Dieser 2. Austrieb ist kein Problem, solange er nicht regelmäßig jedes Jahr erfolgen muss und gleichzeitig noch mit anderen Schadereignissen wie Spätfrost oder Wurzelschäden einhergeht dann allerdings können Eichenbestände sogar absterben.
Auch Pilze lieben Eichen, darunter Sommer-Steinpilz, Kaiserling und Eichen-Rotkappe. In Süddeutschland kann man an Trauben-Eichen echte Trüffel finden oder züchten. Bei der Eiche gibt es (wie bei Pappel und Weide) sog. Absprünge die Bäume werfen im Sommer ganze Zweige mit grünen Blättern ab, um die Verdunstungsfläche zu reduzieren, wenn es zu trocken wird. Das macht den Eindruck einer Krankheit, ist aber lediglich eine Art Schutzreflex.
Nutzung, Verwendung, Heilkunde
Bei der Nutzung steht ganz klar das Holz im Mittelpunkt. Im Kern sind fäulnishemmende Stoffe eingelagert, die das harte Holz sehr dauerhaft machen. Daher war es früher z.B. für Schiffsbau und Fachwerkhäuser so begehrt, dass in England die Eichen bis ins 18./19. Jahrhundert immer mehr dezimiert wurden (für ein einziges Kriegsschiff benötigte man damals mindestens 1.200 alte Eichen).
Pfahlbauten und Gebäude auf feuchten Standorten standen früher meist auf Eichenpfosten. Die Hamburger Speicherstadt am Hafen z.B. steht seit über 100 Jahren auf 3,5 Mio. Eichenstämmen. Auch die Hamburger Elbphilharmonie steht auf 12 m langen Eichenpfählen, die zu Bismarcks Zeiten in den Elbesand gerammt wurden.
Eichenholz wird zudem für Kübel und Fässer (Whiskey, Sherry, Wein) genutzt, in Fachwerkhäusern, als Möbelholz (Eiche rustikal) sowie für Vertäfelungen, Türen, Fenster, Treppen und Fußböden. Der Spitzenpreis kann bei Furnierstämmen bis über 3.000 ¤ pro m3 erreichen.
Eichenrinde gehört zu den gerbstoffreichsten Pflanzengeweben (Gehalt bis 20%), was man sich in Naturheilkunde und Ledergerberei nutzbar macht(e). Die Rinde wirkt auf Wunden aufgelegt blutungsstillend und infektionshemmend, als Tee gegen Durchfall, Blutungen, Leber- und Milzleiden sowie Vergiftungen, als Gurgelwasser gegen geschwollene Mandeln, Zahnfleischentzündungen und zur Festigung des Zahnfleisches, als Badezusatz gegen Hautentzündungen, Hämorrhoiden und Ekzeme.
Trauben-Eichen haben sich als Stadtbaum sehr bewährt, da sie immissions- und salztolerant sind. Als Solitär und in städtischen Alleen können sie ihre Wirkung besonders gut entfalten. Was wäre ein landwirtschaftliches Anwesen ohne Eichen als Hofbäume?
Bei der Verwendung von Eichen als Straßenbaum außerhalb der Stadt muss man allerdings bedenken, dass im Herbst mit den Eicheln das Wild an die Straße gelockt wird und dies zu Wildunfällen führen kann.
Krankheiten und Schäden
An den Blättern können sich eindrucksvolle, kugelrunde Gallen der Eichengallwespe entwickeln. Die Blätter bleiben jedoch voll funktionsfähig. Den Blättern an den Juni-Trieben macht regelmäßig Mehltau zu schaffen, ein Blattpilz, der wie ein weißlicher Belag aussieht. Bei der derzeit zu beobachtenden Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners ist weniger der Schaden für den Baum durch den Laubfraß bedeutsam als das Gesundheitsrisiko für Menschen, denn die Gifthaare der Raupen können starke Hautallergien und Hautentzündungen auslösen.