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Totholz-Räumung im nationalpark Harz
Am Oberen Königsberger Weg wird Totholz entfernt
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Totholz-Räumung im Nationalpark Harz

17. Oktober 2022
Nach mehreren Waldbränden im Nationalpark Harz haben Waldarbeiter Anfang Oktober damit begonnen um den Ort Schierke herum Totholz zu räumen und Waldbrandschneisen anzulegen. Sie haben dabei auf etwa 20 ha stehendes und liegendes Totholz beseitigt.

Der Landwirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt, Sven Schulze, will mit dieser Maßnahme die Waldbrandprävention verbessern und die Wohnbebauung vor Feuern schützen. Das Land, der Landkreis Harz und die Stadt Wernigerode hatten sich eine Woche zuvor in der Wernigeroder Erklärung auf einen Sechs-Punkte-Plan zur Waldbrandbekämpfung im Nationalpark Harz geeinigt.

Der Sechs-Punkte-Plan im Nationalpark

  • Die Feuerwehr darf in Zukunft den Nationalpark zu Übungszwecken nach vorheriger Abstimmung befahren.
  • Der Landkreis Harz wird einer höheren Waldbrandgefahrenklasse B zugeordnet. Damit können im Nationalpark künftig Wundstreifen angelegt werden, die das Durchlaufen eines Bodenfeuers verhindern sollen. Auf 2,50 bis 3 m Breite wird auf ihnen die Bodendecke bis auf den Mineralboden entfernt.
  • Um Wohnbebauungen herum wird die Beräumung von Totholz ausgedehnt. Ein Schwerpunkt ist dabei die Ortschaft Schierke.
  • Die Harzer Schmalspurbahne darf die Strecke zum Brocken nur noch bis zur Waldbrandgefahrenstufe drei ohne vorherige Absprachen befahren. Ab Stufe fünf wird der Fahrbetrieb eingestellt. Auf Teilabschnitten der Strecke wird Totholz entfernt
  • Der Nationalpark Harz wird in Absprache mit Feuerwehr und Landkreis und unter Einbeziehung der Naturschutzbehörden Brandschneisen einrichten.
  • Die Mitarbeiter des Nationalparks und der Harzer Schmalspurbahnen kontrollieren ab Waldbrandgefahrenstufe vier die Zugtrrasse und potenziell gefährdete Gebiete.

Landtagsdebatte zum Nationalpark Harz

In einer Landtagsdebatte zu diesem Thema hat Schulze am 12. Oktober die für einen Nationalpark außergewöhnlichen Maßnahmen verteidigt. Er stelle den Nationalpark Harz nicht in Frage, betonte er. Aber weil die Waldbrände Leib und Leben der Bevölkerung bedrohen, sei er tätig geworden. „Wir haben fünf Jahre diskutiert, jetzt wird endlich gehandelt“, sagte er bei der Debatte. Hintergrund des Streites ist, dass Totholz im Wald zunehmend als eine Ursache für die Ausbreitung von Waldbränden angesehen wird. Schulze wies auch darauf hin, dass die Akzeptanz des Nationalparks in der Bevölkerung angesichts der Waldbrände und der großen Borkenkäfer- und Waldbrandschäden schwinde.

Naturschutzorganisationen wie Greenpeace und der Nabu Sachsen-Anhalt haben die Räumung des Totholzes kritisiert. Für Dr. Anne Arnold vom Nabu widerspricht dies schlicht dem Nationalparkgesetz. Die Nationalparkleitung, die sich bislang gegen die großflächige Räumung des Totholz ausgesprochen hat, zeigte sich zuletzt offen für die Räumung an besonders gefährdeten Stellen. Der Nationalpark hat schon in der Vergangenheit bis zu 500 m breite Bereiche um Siedlungen herum geräumt und auch entlang von Wanderwegen Totholz auf Schneisen von bis zu 25 m Breite entfernt.

Im niedersächsischen Teil des Nationalparks ist die Räumung des Totholzes bisher nicht vorgesehen. Dort gilt also nach wie vor das Prinzip, die Natur Natur sein zu lassen.

Oliver Gabriel