Wie in jedem Jahr erfolgte auch in diesem Sommer wieder die Waldzustandserhebung in Thüringen. Anhand eines flächenrepräsentativen Stichprobennetzes wurden über alle 24 thüringischen Forstämter insgesamt 7.848 Waldbäume begutachtet. Untersucht wurde dabei der Kronenzustand. Dabei schätzen die Waldschutzexperten den Verlust an Nadel- bzw. Blattmasse ein und leiten aus den Ergebnissen Rückschlüsse auf die Vitalität der Waldbäume ab.
Waldzustandsbericht 2022 für Thüringen
Der diesjährige Waldzustandsbericht für Thüringen liegt inzwischen vor und zeichnet ein deutliches Bild: Die mittlere Kronenverlichtung betrug demnach 30,3 %. Nur 18 % der Stichprobenbäume in Thüringen konnten noch als gesund eingestuft werden. Somit sind die Zahlen nur geringfügig besser als im für Thüringen bislang dramatischsten Waldzustandsjahr 2020. 32 % weisen leichte Vitalitätsverluste auf (-2 % im Vorjahresvergleich). Dafür wurden 50 % der Bäume als deutlich geschädigt eingestuft (+4 % zum Vorjahreswert). Nahezu alle Baumarten haben gegenüber 2021 an Vitalität verloren.
Das Ergebnis des aktuellen Waldzustandsberichts zeige, dass ein entspanntes Jahr mit ausreichend Feuchtigkeit nicht ausreiche, damit sich die Bäume von den Folgen der Klimakrise erholen können, heißt es in einer Mitteilung des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL). Eine monatelange Trockenheit wie im Sommer 2022 genüge, um die leichte Verbesserung des Waldzustands im Vorjahr zu negieren und eine erneute, massive Vermehrung forstlicher Schaderreger wie den Borkenkäferarten an Fichte zu verursachen.
Die Ergebnisse nach Baumarten
- Fichte: Die mittlere Kronenverlichtung liegt mit 25,4 % etwa auf dem Niveau von 2021. Rund 36 % aller Fichten weisen starke Vitalitätsverluste auf, 30 % sind gesund. Jedoch habe der Fichtenanteil bei Stichproben durch Borkenkäferkalamität weiter abgenommen und bewege sich auf einen historischen Tiefstand zu. Der Fichtenanteil am Baumstand lag seit 1991 stets über 40 %, 2022 sind es demnach nur noch 36 %.
- Kiefer: Der Anteil an Kiefern mit deutlichen Vitalitätsverlusten ist von 50 auf 63 % gestiegen. Nur noch 10 % können als gesund gelten – das sind 2 % weniger als im Vorjahr.
- Buche: Der Anteil gesunder Buchen ist von 11 auf 9 % gesunken, rund 58 % (+3 % zum Vorjahr) der Bäume haben starke Vitalitätsverluste.
- Eiche: Die mittlere Kronenverlichtung ist um 3 % gesunken und beträgt jetzt 39,1 %. Der Durchschnitt gesunder Eichen bleibt mit 6 % gering, dafür sinkt der Baumanteil mit starken Vitalitätsverlusten um 10 Prozentpunkte auf 63 %.