Um die Bedeutung des Wassers für Natur und Mensch hervorzuheben, rufen die Vereinten Nationen seit 1992 jährlich den Welttag des Wassers aus. Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels wird inzwischen auch hierzulande immer deutlicher, was für ein kostbares Gut das Wasser ist und das man es nicht für selbstverständlich halten darf. Das gilt auch und nicht zuletzt für den Wald.
Seit Jahren zu wenig Regen
Spätestens seit 2018 ist klar, dass der Klimawandel tief greifende Veränderungen der herrschenden Umweltbedingungen mit sich bringt. Selbst wenn es einem aktuell nicht überall so vorkommen mag, die Niederschläge haben auch im zurückliegenden Winter nicht ausgereicht, um die Wasserdefizite der Vorjahre auszugleichen. Viele Landesforstbetriebe nutzen deshalb den Weltwassertag, um auf die besorgniserregende Situation hinzuweisen.
So erklärt beispielsweise Michael Gerst, Leiter des Landesbetriebs HessenForst: „Für die oberflächennahen Schichten hat der Niederschlag ausgereicht, aber bis in 1,80 m Tiefe fehlt das Wasser, besonders im Norden und im Süden unseres Landes.“ Das sei vor allem für die größeren Waldbäume, deren Wurzeln tief in den Boden reichen, ein Problem. Eine ca. 140-jährige Buche verdunstet demnach bis zu 400 Liter Wasser pro Tag, ein Buchenwald mit der Größe eines Fußballfeldes bis zu 80.000 Liter.
Gerst betont: „Eine Zeitlang kann ein vitaler Waldbaum ohne Wasser aushalten, aber die letzten Jahre waren insgesamt zu trocken. Deshalb arbeiten wir mit Hochdruck daran, den Waldumbau mit Baumarten voranzutreiben, die besser an die Zukunft angepasst sind.“
Lebensader Waldbach

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) nutzt den Weltwassertag, um auf ein laufendes Projekt aufmerksam zu machen. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens wird untersucht, welche Potenziale es gibt, um die ökologische Qualität von Waldbächen zu verbessern.
Doch wo genau liegen denn die Probleme? Projektleiterin Lisa Anhäuser weiß die Antwort: „Häufig sind die Waldbäche zerschnitten oder verrohrt, Wege werden zu nah an den Bächen gebaut oder Bäche begradigt. Außerdem gibt es auch den Fall, dass Baumarten, die natürlicherweise nicht in der Nähe von Waldbächen anzutreffen sind, sich kritisch auf die Gewässer auswirken.“ Durch diese Hindernisse könnten Waldbäche ihr ökologisches Potenzial nicht entfalten.
Dabei sei es oftmals nur mit geringem Aufwand verbunden, Waldbäche aufzuwerten, sagt Anhäuser. Es gebe ja nicht nur negative Nachrichten. „Viele Waldbäche weisen noch immer eine große Naturnähe auf. Oft finden wir in ihnen Tier- und Pflanzenarten, die bedroht und in anderen Gewässern längst nicht mehr anzutreffen sind“, so die Biologin. Ein größeres ökologisches Potenzial könnten viele Bäche dementsprechend schon mit einfachen Mitteln erreichen: Verrohrungen könnten zum Beispiel beseitigt, standortsheimische Laubbäume eingebracht werden.
Die Forschungsgruppe an der FVA arbeitet intensiv daran, landesweit Waldbäche, Quellen und Kleingewässer wieder in einen guten ökologischen Zustand zu bringen. Sie möchte herausfinden, wo sich die größten Potenziale einer Renaturierung der Waldbäche im Land befinden. Eine „Potenzialkarte“ hilft, besonders renaturierungsbedürftige Gewässerabschnitte auf einen Blick zu erkennen, so die Forschenden.
Mithilfe von Geodaten entwickelte die FVA dabei ein Verfahren, das berechnet, an welchen Fließgewässern Defizite und Verbesserungspotenziale zu finden sind. Gemeinsam mit interessierten Kommunen, Forst- und Privatwaldbetrieben würden die Karten auf Praxistauglichkeit geprüft und bei Bedarf angepasst, heißt es in einer Pressemitteilung. Im Anschluss könnten Verbesserungsmaßnahmen entlang der Gewässer von den Zuständigen geplant werden.
Weltwasserkonferenz in New York
Auch in der internationalen Politik steht aktuell das Thema „Wasser“ ganz oben auf der Agenda. So findet vom 22. bis 24. März in New York die Weltwasserkonferenz der Vereinten Nationen statt. Die UN-Mitgliedstaaten, internationale Organisationen und weitere Akteursgruppen kommen in diesem Rahmen zusammen, um die internationalen Ziele der UN-Wasserdekade 2018 bis 2028 und der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung schneller voranzutreiben. Auch die deutsche Bundesregierung nimmt an der Konferenz teil. Sie will die Gelegenheit nutzen, um sich für ein entschlossenes Handeln gegen die globale Wasserkrise einzusetzen.
Die deutsche Delegation setzt sich aus Bundesumweltministerin Steffi Lemke sowie aus Regierungsvertreterinnen und -vertretern des Auswärtigen Amts, des Bundesentwicklungsministeriums und des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zusammen.
Weitere Infos
Für diejenigen, die sich tiefergehend informieren wollen, folgen hier noch ein paar weiterführende Links:
- Infos zum Weltwassertag
- Dürremonitor des Helmholtzzentrums für Umweltforschung zeigt tagesaktuelle Informationen zum Bodenfeuchtezustand
- Projektseite der FVA zum Projekt „Potenzialerhebung zur Verbesserung der ökologischen Qualität von Waldbächen“
- Hauptseite der Weltwasserkonferenz 2023
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