Würde Schweden den Holzeinschlag, beispielsweise aus klimapolitischen Gründen, reduzieren, könnte bis zur Hälfte der in Schweden nicht eingeschlagenen Holzmenge in anderen Ländern eingeschlagen und importiert werden. Das zeigt eine Untersuchung der Leakage-Effekte, die Skogsstyrelsen in Auftrag gegeben hat.
Klimanutzen wird überschätzt
Dieses Leakage hat zur Folge, dass die beabsichtigten Klimaeffekte durch die Einschlagsreduktion geringer ausfallen als beabsichtigt. Es bestehe also die Gefahr, dass der Klimanutzen von Flächenstilllegungen überschätzt werde, wenn man die Leakage-Effekte ignoriert, weil es möglich sei, Rohholz aus anderen Ländern zu importieren.
Man benötige daher eine Wissensbasis für weitere Analysen, um Entscheidungsträgern die bestmögliche Grundlage im Hinblick auf Einschlagsreduktionen zu geben, sagt Tina Nilsson, Forscherin bei Skogsstyrelsen.
Holzeinschlag findet woanders statt
Wenn eine Verringerung des Holzeinschlags in Schweden durch einen erhöhten Holzeinschlag in anderen Ländern kompensiert wird, ist ein Leakage-Effekt entstanden. Der Bericht zeigt, dass ein Teil des reduzierten Holzeinschlags in Schweden, beispielsweise durch die Herausnahme von Waldbeständen aus dem Holzeinschlag, durch einen erhöhten Holzeinschlag in anderen Ländern kompensiert würde, gemäß heutigen Bedingungen und der Nachfrage nach Waldrohholz. Die geschätzte Größe des Leakage-Effekts beträgt etwa 25 % für Sägerundholz und 50 % für Zellstoffholz des angenommenen reduzierten Holzeinschlags in Schweden.
Weitere Erkenntnisse des Berichts sind, dass:
- Umfangreichere Einschlagsreduktionen im Allgemeinen einen prozentual geringeren Leakage-Effekt zur Folge haben.
- Leakage-Effekte kurzfristig stärker ausfallen als langfristig.
- Die Preissensitivität den Umfang des Leakage-Effekts beeinflusst, und
- unterschiedliche Rechtsvorschriften sich auf Leakage-Effekte auswirken.
Wissensbasis für Entscheider schaffen
In dem Bericht wurden keine Einschätzungen oder Bewertungen vorgenommen, ob der Leakage-Effekt groß oder klein ist, und er enthält keine Vorschläge für Maßnahmen, die den Lekage-Effekt beeinflussen könnten. Leakage-Effekte können kann beispielsweise durch Klimazölle, die Einführung einer entsprechenden Klimapolitik in anderen Ländern oder durch die verstärkte Wiederverwendung von Waldrohstoffen verringert werden. Der Zweck des Berichts besteht darin, eine Wissensbasis für die weitere Analyse und Diskussion über das Auftreten und die Größe von Leakage-Effekten bereitzustellen.
Eine mitwirkende Ursache für die Leakage-Effekte sei, dass politische Instrumente und Gesetze in verschiedenen Ländern und Teilen der Welt unterschiedlich aussehen. Gleichzeitig sei es für Unternehmen auf einem offenen globalen Markt selbstverständlich, den Zugang zu forstwirtschaftlichen Rohstoffen sicherzustellen, sagt Tina Nilsson.
Leakage geht nicht nur in eine Richtung
Leakage-Effekte können in beide Richtungen gehen. Klimapolitische Maßnahmen in Schweden können durch den Leakage-Effekt Konsequenzen in anderen Ländern nach sich ziehen. Gleichzeitig können ähnliche Maßnahmen in anderen Ländern Konsequenzen für Schweden haben. Diese Bidirektionalität wurde allerdings in diesem Bericht nicht untersucht.
Die wissenschaftliche Studie wurde von Robert Lundmark, Wirtschaftsprofessor an der Luleå University of Technology, im Auftrag der schwedischen Forstagentur Skogsstyrelsen durchgeführt.
Von Schwedens Landfläche, insgesamt 40,7 Mio. ha, sind 27,9 Mio. ha von Wald bedeckt, davon sind 23,4 Mio. ha produktive Waldfläche (laut Riksskogtaxeringen, 2022). Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts steigt die Holzbereitstellung auf den produktiven Waldflächen.