Stillstand in Australien

19. März 2021

Australien exportiert jährlich Holz im Wert von 1,6 Mrd. AUS$ (1,23 Mrd. US$) nach China, davon 600 Mio. AUS$ in Form von Rundholz, den Rest als Hackschnitzel. Der Exportmarkt für Rundholz droht Australien in diesem Jahr wegzubrechen. Australien erlebt schmerzhaft, was passiert, wenn man nicht nach Chinas Pfeife tanzt.

China hat seine Rundholzimporte aus Australien gestoppt, offiziell wegen Schädlingen, die im Holz gefunden wurden. Tatsächlich sind wohl eher politische Verstimmungen wegen der Corona-Pandemie und Chinas Machtstreben im Südchinesischen Meer dafür verantwortlich. Australische Ersuchen, die Lieferungen wieder aufzunehmen, hat die chinesische Zollbehörde jedenfalls ignoriert.

Der Handel mit Rundholz, insgesamt 4 Mio. t pro Jahr zwischen Australien und China ist weitestgehend zum Erliegen gekommen. Hackschnitzel darf Australien dagegen weiter nach China einführen. Neben Rundholz sind auch die Lieferungen von Kohle, Getreide, Meeresfrüchten und Wein nach China gestoppt oder eingeschränkt worden. Nicht betroffen sind dagegen die Lieferungen von Eisenerz und Gas.

Keine Antwort

Das australische Landwirtschaftsministerium habe sich um eine Wiederaufnahme der Rundholzlieferungen bemüht, indem es der chinesischen Zollbehörde den Nachweis erbrachte, dass die Rundhölzer mit Pestiziden besprüht waren, berichte Quellen. Geholfen habe das aber nichts. Es kam keine Antwort.

China stellt sich stur. Jetzt befürchtet man eine länger andauernde Belastungsprobe für die beiderseitigen Handelsbeziehungen. Hunderte Arbeiter habe schon jetzt ihren Job verloren, weil Holzernte und Holztransporte für unbestimmte Zeit verschoben werden, erzählt ein Vertreter der Australian Forest Products Association (AFPA). Sollte die Handelsunterbrechung noch Monate oder gar Jahre andauern, sei die gesamte Handelskette, einschließlich Sägewerke mit Tausenden Arbeitsplätzen betroffen.

Politische Verstimmung

Die Beziehungen zwischen China und Australien hatten sich verschlechtert, nachdem der australische Premier im Herbst 2020 eine internationale Ermittlung zur Quelle des Coronavirus gefordert hatte. China behauptet, man wende nur die üblichen Vorsichtsmaßnahmen zur biologischen Sicherheit von Überseegütern an und verweist zur Frage der Holzlieferungen aus Australien auf die zuständigen Fachbehörden.

Neuorientierung

China nimmt normalerweise 90 % der australische Holzexporte ab, in der Regel geringwertigere Stämme, die die australischen Sägewerke nicht selbst verarbeiten können. Nur ein geringer Anteil dieser Stämme können zu Hackschnitzeln verarbeitet und über diesen Umweg exportiert werden. Der Rest türmt sich zu immer höheren Stapeln auf.

Um sich von China unabhängiger zu machen, fasst Australiens Forst- und Holzwirtschaft jetzt einerseits eine stärkere Orientierung Richtung Indien, andererseits den Ausbau der eigenen Verarbeitungskapazitäten. Beides ist aber nicht kurzfristig zu erreichen.

Quelle: Nasdaq