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Entwicklung der Kennzahlen bei Stihl über die letzten Jahre
Entwicklung der Kennzahlen bei Stihl über die letzten Jahre

Stihl: Rekorde trotz Schwierigkeiten

27. April 2023
Das Jahr 2022 war für viele Wirtschaftssparten schwierig. In der Ukrainekrise machten vielfach die Lieferketten Probleme und auch die enorm gestiegenen Energiepreise. Für die Firma Stihl kam aber auch noch ein anderes Phänomen dazu:

Nach der Coronazeit, in der viele es sich zuhause schön machen wollten und deswegen sehr viele Garten- und Motorgeräte verkauft wurden, drängte es die Menschen wieder nach draußen in die Welt. Das Geld wurde wieder verstärkt in der Gastronomie und im Tourismus ausgegeben. Gegenüber dem wachstumsstarken Vorjahr verzeichnete Stihl demnach einen leichten Rückgang in der Nachfrage.

Trotzdem konnte der neue Vorstandsvorsitzende Michael Traub für 2022 einen Rekordumsatz von 5,5 Mrd. € und ein Wachstum von 8,6 % gegenüber dem Vorjahr vermelden. Das Plus führte er insbesondere auf Währungseffekte, inflationsbedingte Preisanpassungen und eine stärkere Nachfrage nach hochpreisigen Profi-Produkten zurück. Ohne Wechselkurseffekte hätte der Umsatzzuwachs nur 3,1 % betragen.

Im Heimatmarkt Deutschland erzielte Stihl ein kleines Wachstum und einen Umsatz etwas über 500 Mio. €. Insgesamt erzielte das deutsche Stammhaus, die Andreas Stihl AG & Co. KG 2022 einen Rekordumsatz von 1,78 Mrd. €. Das entspricht einem Plus von 11,9 %. In Gesamt-Westeuropa ging der Absatz dagegen etwas zurück. In Nordamerika stagnierte v.a. der Verkauf von Benzingeräten, während der Markt in China zweistellig zulegte.

Engpässe

Zum Stichtag 31. Dezember 2022 arbeiteten 20.552 Beschäftigte in der Stihl Gruppe. Das sind 2,3 % mehr als im Vorjahr. Bei Stihl Deutschland stieg die Beschäftigtenzahl um 3,8 % auf 5.968. Weiteres Beschäftigungswachstum ist geplant, aber vielfach schwierig: Aktuell sind allein im Stammhaus rund 360 Stellen ausgeschrieben, insbesondere in den Zukunftstechnologien Akku, Software, IT und Digitalisierung.

Um die Lieferfähigkeit zu verbessern und die Produktionskapazitäten zu erhöhen, hat Stihl weltweit 404 Mio. € in die Produktions-, Vertriebs- und Logistikstandorte investiert. Trotzdem gab es in den vergangenen Monaten immer wieder massive Engpässe. Bei den Profi-Motorsägen besteht weiterhin ein eklatanter Mangel an Griffheizungen. Durch Restrukturierungen bei den Zulieferern soll dieses Problem bis in den Herbst aber der Vergangenheit angehören.

Akku soll überwiegen

Die Akkutechnik ist für Stihl das am stärksten wachsende Marktsegment. 20 % der weltweit verkauften Geräte sind jetzt schon batteriebetrieben. Bis 2027 soll der Anteil auf mindestens 35 % steigen, für 2035 wird ein Anteil von 80 % angestrebt. Gefertigt werden Akku-Produkte derzeit an den Standorten in Österreich und den USA. Ab 2024 wird Stihl dann zusätzlich am deutschen Stammsitz in Waiblingen und am neuen Produktionsstandort in Oradea, Rumänien, Akku-Produkte produzieren. Stihl plant dabei weiter nicht, sich irgendeiner Akku-Allianz anzuschließen, bei denen mit einem Batterietypen die Geräte verschiedener Marken betrieben werden können.

Stinkende Verbrenner

Wie wir unlängst berichtet haben, investiert Stihl parallel in die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren und alternative Kraftstoffe. In diesem Zusammenhang wurde in der Pressekonferenz mehrfach betont, dass man die doppelte Technologieführerschaft anstrebt. Akku sei die Zukunft; gleichzeitig gebe es noch viele Arbeitsbereiche und Regionen auf der Welt, in denen Verbrenner-Produkte gebraucht werden.

Stihl setzt dabei auf sowohl auf biogene Kraftstoffe wie auch E-Fuels. Das sind synthetische Kraftstoffe, die im Idealfall mittels Windenergie aus grünem Wasserstoff und Kohlendioxid produziert werden und folglich nahezu CO2-neutral sind.

Die gute Nachricht dabei: auch alte Motorsägen könnten jetzt schon problemlos damit umweltfreundlich betrieben werden. Davon konnten sich die Teilnehmer nach der Pressekonferenz auch live überzeugen, als die Entwicklungsvorständin Anke Kleinschmit ein paar Sägeschnitte mit solchem Sprit vorführte.

Nun kommt die schlechte Nachricht: Die Abgase stinken bisher ziemlich unangenehm. Bis zum angestrebten umfangreichen Einsatz von E-Fuels in Motorgeräten von Stihl ab 2027 muss sich da noch etwas verbessern.