Vielfach diskutiert wird die Frage: Wie groß sind die Kohlenstoffvorräte von unbewirtschafteten Wäldern? Gerade im Vergleich zu Wirtschaftswäldern. Forstwissenschaftler der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA), der Universität Göttingen und des Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) wollten unter der Projektleitung von Dr. Peter Meyer eine belastbare Datengrundlage schaffen, die Politik und Forstpraxis bei Entscheidungen für oder gegen Waldstilllegungen unterstützen sollen. 2020 ist das Verbundsvorhaben „natWald100“ gestartet.
Teilvorhaben des durch die Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) geförderten Projekts sind: „Auswirkung natürlicher Waldentwicklung, Waldstruktur und Kohlenstoffspeicherung“ und „Biodiversität von Vegetation und Arthropoden“. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) führt erste Ergebnisse auf.
Forschung zu Stilllegung von Buchenwäldern
Bisher fehlte es an aussagekräftigen Untersuchungen zu der Kohlenstoffdynamik unbewirtschafteter Wälder, so der Bericht. Besonders an langjährigen Zeitreihen fehlte es. Das Forschungsteam untersuchte 64 aus der Nutzung genommene Buchenwälder auf ihre Kohlenstoffbilanz.
Die untersuchten Buchen waren 65 bis 261 Jahre alt und stehen in jeweils gleichaltrigen Wäldern. Fünf der untersuchten Standorte wurden bereits seit über 100 Jahren nicht mehr bewirtschaftet. Die anderen Bestände wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten (vor 0 bis 68 Jahren) stillgelegt.
Stillgelegte Buchenwälder haben mehr Biomasse
Das Ergebnis: Die Buchenbestände, die seit 100 Jahren nicht mehr bewirtschaftet werden, unterscheiden sich in Bezug auf den gespeicherten Kohlenstoff kaum von denen, die seit 50 Jahren stillgelegt sind. Dennoch ist der Totholzanteil in den länger ungestörten Wäldern höher. Die lebende und tote Biomasse erhöhe sich vor allem in den ersten 50 Jahren nach der Stilllegung oberirdisch. Unterirdisch vermehre sich auch die lebende Biomasse, die tote verringere sich aber. Mehr Biomasse insgesamt bedeute, dass der Wald mehr Kohlenstoff speichert. Die Speicherleistung des Mineralbodens sei jedoch nicht von Bewirtschaftung oder Stilllegung sowie dem Alter der Wälder abhängig, so das Forschungsteam.
Zusammengefasst: Aus stillgelegten Buchenwäldern können produktive Kohlenstoffsenken entstehen. Nach 50 Jahren stagniert die Entwicklung und das Speicherleistungsniveau bleibt relativ beständig. Lesen Sie alle Ergebnisse in der Auswertung zeitlicher Trends in der Kohlenstoffbilanz unbewirtschafteter Wälder in Deutschland.