„Nachhaltigkeit“ ist das Stichwort der neuen Strategie, die im Herbst in die städtischen Gremien Solingens eingebracht wird. Statt das Holz aus dem Solinger Wald in die Welt zu verkaufen, will die Stadt es vollständig für eigene Zwecke verwenden.
Dafür haben der Stadtdienst Umwelt und die Technischen Betriebe Solingen (TBS) gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Solingen im vergangenen Jahr einen entsprechenden UMDENKEN-Prozess eingeleitet. Gemeinsam haben sie analysiert, wie die Holzverarbeitung anders gestaltet werden kann.
Basis war eine Untersuchung der HAWK – Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen zum Thema „Urbanes Baum- und Waldmanagement“ mit dem Titel „Inwertsetzung der Ökosystemleistungen von Wäldern am Beispiel der Stadt Solingen“.
Wald erbringt Leistungen in Höhe von 31 Mio. €
Das Ergebnis: Würde man alle Ökosystemleistungen wie Wasserhaltung, Nitratfiltrierung, Hochwasserschutz, Erosionsschutz, CO2-Adsorption, O2-Produktion, Staubfilterung, Lärmschutz, Bodenwertsteigerung, Erholung, Erholungseinrichtungen, Artenschutz und Biodiversität bei einem Dienstleister in Auftrag geben, würde das stolze 31 Mio. € jährlich kosten. Dienstleistungen, die der Solinger Wald kostenlos erbringt. Dieser beeindruckenden Summe stehen aktuell magere 150.000 € Holzerlöse gegenüber.
Die Konsequenz ist ein mutiger Strategiewechsel – möglichst das gesamte Holz aus Solingen soll nur noch lokal verwendet werden, da es ohnehin den Bürgerinnen und Bürgern gehöre. Und eine Verwendung des Holzes im Sinne der Stadtbewohner sei allemal eine nachhaltigere Nutzung, als das Holz zu Billigstpreisen nach China zu verscherbeln, um hinterher wieder Holz importieren zu müssen.
Holz wird selbst genutzt
Das Solinger Forstamt hat zu diesem Zweck der Wirtschaftsförderung Solingen nicht mehr verkaufbares Fichtenholz zur Verfügung gestellt. Dieses wurde aus dem Wald zum einzigen Solinger Sägewerk im Stadtteil Burg transportiert und dort zugeschnitten. Anschließend wurde es für die Trocknung zum Standort der Technischen Betriebe gebracht.
Mit diesem ersten Holz haben die TBS in der eigenen Schreinerei ein Pilotprojekt gestartet, um die Abläufe für weitere Vorhaben besser analysieren zu können. Ein erstes Projekt ist die Herstellung von etwa 100 Hochbeeten für die Solinger Kindergärten, die zudem mit Mulch von den TBS gefüllt werden.
Weitere Projekte geplant
Viele weitere nachhaltige Konzepte sollen auf diesen Erfahrungen in Zukunft in Solingen umgesetzt werden, wenn die Gremien diesem Strategiewandel auch zustimmen werden.
Solingen habe sich damit auf den Weg gemacht, diesen Strategiewandel als erste Kommune in Deutschland konsequent umzusetzen. Das Leuchtturmprojekt mache die vom Rat der Stadt Solingen beschlossene Nachhaltigkeitsstrategie sichtbar. Der Umgang mit nachhaltigen Ressourcen werde in Solingen nicht nur gepredigt, sondern gelebt.