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Jede Menge Arbeit: 2022 fielen große Mengen dem Borkenkäfer zum Opfer. Die Nachfrage nach Energieholz und die hohen Brennholzpreise dämpften die Misere.
Jede Menge Arbeit: 2022 fielen große Mengen dem Borkenkäfer zum Opfer. Die Nachfrage nach Energieholz und die hohen Brennholzpreise dämpften die Misere.

So wirkt sich der Ukraine-Krieg auf den Holzmarkt aus

16. August 2023
Klima und Borkenkäfer kennen wir als Einflussfaktoren auf den Holzeinschlag zur Genüge, letztes Jahr kam nun die Weltpolitik hinzu.

Brennholz war 2022 teuer geworden und trotzdem fand es reißenden Absatz. Am Jahresende war es nur noch schwer zu bekommen. Auslöser dieser Entwicklung war der Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden Sanktionen auf dem Energiesektor. Wer einen Holzofen hatte, versuchte, sich mit genügend Brennmaterial zu bevorraten. So wurden 2022 rund 15 % mehr Energieholz ausgehalten als im Vorjahr.

Die Einschlagserhebung der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ergab für 2022 eine Holzmenge von 13,76 Mio. fm im Privatwald und 1,65 Mio. fm im Körperschaftswald. Die Einschlagsmengen sind somit gegenüber dem Vorjahr im Privatwald um 4 % und im Körperschaftswald um 20 % gestiegen. Aus dem Staatswald (mit Nationalparken) wurde eine Einschlagsmenge von 5,4 Mio. fm gemeldet. Dort war der Holzanfall damit um 25 % höher als 2021. Im Bundeswald wurden etwa 90 000 fm genutzt, was einem Rückgang von 8 % entspricht. Der Gesamteinschlag war mit 20,89 Mio. fm um 10 % höher als im Vorjahreszeitraum.

Energieversorgung zeitweise angespannt

An der Umfrage zum Holzeinschlag nahmen 597 Privatwald- und 521 Körperschaftswaldbetriebe teil. Gemäß der gesetzlichen Einschlagsstatistik werden in der Erhebung vier Baumartengruppen unterschieden: Fichtengruppe (Fichte, Tanne, Douglasie), Kieferngruppe (Kiefer, Lärche), Eichengruppe (Stiel-, Trauben-, Roteiche), Buchengruppe (Buche und allen übrigen Laubholzarten).

Innerhalb dieser Gruppierungen wird die Holzmenge in Erntefestmetern ohne Rinde (Efm o. R.) nach Stamm-, Industrie- und Energieholz (Scheitholz und Hackschnitzel) aufgeteilt erhoben.

Holzmarkt: Energieholz teuer, Bauholz in der Krise

Der Überfall der Ukraine durch Russland hatte erhebliche Auswirkungen auf den gesamten Energiemarkt: Sämtliche Energieträger verteuerten sich im Jahresverlauf zum Teil deutlich. Lange war unklar, ob es gelingt, die Energieversorgung des Landes über den gesamten Winter 2022/2023 sicherzustellen. Wer die Möglichkeit einer Holzfeuerung hatte, versuchte möglichst schnell, sein Brennstofflager aufzufüllen.

Hackschnitzel beträchtlich teurer geworden

Die stark erhöhte Nachfrage bei einem begrenzten Angebot führte landesweit zu einem erheblichen Preisanstieg bei Brennholz. In der Spitze wurde mit über 400 € für einen Ster Hartholz der drei- bis vierfache Preis der Vergangenheit verlangt. Trotzdem war ofenfertiges getrocknetes Brennholz am Ende des Jahres vielerorts praktisch ausverkauft. Die Preise für Hackschnitzel hatten sich ebenfalls beträchtlich erhöht.

Während der Energieholzmarkt florierte, zogen für die heimische Baubranche bereits im letzten Quartal des Jahres dunkle Wolken am Horizont auf. Teurere Baukredite und erheblich gestiegene Preise für Baumaterialien führten zu einem Rückgang von Bauanträgen. Dies wirkte sich auch auf den Bauholzsektor aus: Das statistische Bundesamt meldete für Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Preisrückgang beim Nadelschnittholz um 16 %. Der Preisrückgang beim Nadelstammholz bewegte sich im Jahresverlauf in ähnlicher Höhe. Für Laubstammholz hingegen wurden durchweg sehr gute Preise bezahlt und die Nachfrage war konstant hoch.

Aus der Perspektive des Waldschutzes begann das Jahr 2022 mit drei kurz aufeinanderfolgenden Winterstürmen. Diese verursachten überwiegend Einzel- und Nesterwürfe. Der Schadensschwerpunkt lag in Nordbayern. Anfang Juni entstand durch Gewitterstürme in einigen Regionen zusätzlicher Schadholzanfall.

Schadholz ist perfekter Brutraum für Borkenkäfer

Die Borkenkäfergefahr war durch die hohe Ausgangspopulation auch 2022 groß. Vor allem die nicht oder zu spät aufgearbeiteten Schadhölzer aus den Sturmwürfen boten den ab Mai schwärmenden Käfern einen perfekten Brutraum. Stehendbefall in den angrenzenden Bestandesteilen war im weiteren Jahresverlauf die Folge. Der heiße und trockene Juli schwächte die Bäume und verkürzte den Brutzyklus der Insekten. Dadurch konnte zum Ende des Sommers noch eine dritte Käfergeneration angelegt werden. Besonders durch Borkenkäfer betroffen waren wie schon in den vergangenen Jahren die Gebiete in Nordbayern. Aber auch in den östlichen Landesteilen kam es zu verstärktem Befall. Die außerplanmäßigen Holzanfälle im Jahr 2022 waren in der Summe um 13 % höher als 2021. Sie beliefen sich am Jahresende auf 34 % des Gesamteinschlags.

Die LWF führt diese Erhebung im Auftrag des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten durch. Dazu wurde ein mit dem Waldbesitzerverband und dem Bauernverband abgestimmtes Erhebungsverfahren mittels Fragebögen entwickelt. Grundlegender Unterschied zur Erhebung in anderen Bundesländern ist, dass in Bayern die Teilnahme ausschließlich freiwillig erfolgt. Der Teilnehmerkreis reicht vom Kleinprivatwaldbesitzer bis zu Großprivatwaldunternehmen und Kommunen. Die erhobenen Daten werden anonym behandelt, sie sind für Dritte nicht zugänglich und werden nicht für andere Zwecke verwendet. Letztendlich werden sie im Agrarbericht des Bundes veröffentlicht.

Neue Teilnehmer gesucht

Um den gesetzlichen Auftrag der Holzeinschlagserhebung erfüllen zu können, ist die LWF auf die freiwillige Unterstützung durch die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer angewiesen. Neue Teilnehmer sind deshalb immer willkommen. Kontakt: Holger.Hastreiter@lwf.bayern.de oder unter der Tel. 08161 4591-703.

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