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Heidelandschaft
Heidelandschaften, wie diese in Niedersachsen, müssen auch in Mecklenburg-Vorpommern gepflegt werden, um nicht zu Wald zu werden. Das stellt besonders auf munitionsbelasteten Flächen eine Herausforderung dar.

Schutz der Heide: Wertvoller Lebensraum mit Gefahrenpotenzial

31. August 2023
Die Heide ist ein artenreicher, seltener Lebensraum und Kulturgut. Daher wird sie vor ihrer natürlichen Wandlung zu Wald geschützt. Gefahren bargen die nötigen Naturschutzmaßnahmen bisher in Mecklenburg-Vorpommern.
Seit 2010 werden knapp 500 ha des Naturerbes Marienfließ durch das DBU Naturerbe verwaltet. Dort, südlich von Plau am See, standen die Naturschützer viele Jahre vor Schwierigkeiten. Auf munitionsbelasteter Fläche an der Grenze zu Brandenburg ist der Schutz der Heide mit Gefahren verbunden. Die Pflege des seltenen und artenreichen Lebensraums war bisher kaum möglich – bis heute ist das Betreten der Flächen lebensgefährlch.
Der ehemalige Truppenübungsplatz Redlinski teilt sich in zwei Bereiche. „Zum östlichen Teil der DBU-Naturerbefläche gehört ein sogenanntes Bombodrom – ein ehemaliger Bombenabwurfplatz. Dieser Bereich ist so kampfmittelbelastet, dass eine Pflege der offenen Lebensräume aufgrund von Sicherheitsbedenken tatsächlich nicht möglich war“, berichten die Naturschützer. Nun soll die Pflege des FFH-Lebensraumtyps „Trockene Heide“ dort auf 55 ha möglich werden – mithilfe von gezieltem Abbrennen der Heide. Dazu musste eine teure Kampfmittelräumung entlang der Wege durchgeführt werden.

Finanzielle Unterstützung für die Heidepflege

Um die Pflege der Heide zu ermöglichen, brauchte es zuerst einmal kampfmittelfreie und damit sicher befahrbare Wege hin zu den Heideflächen. Die Kampfmittelräumung mithilfe eines darauf spezialisierten Unternehmens sei der finanziell aufwändigste Teil des Projekts zum Schutz der Heide gewesen, so die DBU Naturerbe. Für die erforderliche Kampfmittelsondierung- und Räumung sowie die Naturschutzmaßnahmen über das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU) Westmecklenburg wurden 900.000 € aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gezahlt.

2020 startete die Herstellung der notwendigen Infrastruktur mit Munitionsbergung. Das Feuermanagement unter dem Einsatz von geschützter Technik zur Heidepflege sei für Mecklenburg-Vorpommern neu, so Dr. Till Backhaus, Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt in Mecklenburg-Vorpommern. Gezielte Eingriffe und das Löschen der Flammen sollen ab Herbst sicher aus der Entfernung möglich sein. „Mithilfe dieser feuerökologischen Pflegemaßnahme werden wir verfilzte Gräser beseitigen und die Vitalität und Blühintensität der hier landschaftsprägenden Heide fördern“, sagt Marius Keite, Prokurist im DBU Naturerbe.

Warum braucht es Heidepflege?

Auf der über 450 ha großen DBU Naturerbefläche finden sich neben dem Naturschutzgebiet Marienfließ auch Kiefernwälder und Offenlandschaften mit Sandmagerrasen. Die Heide ist aber ein besonderer Lebensraum. Heidekraut wächst auf überwiegend trockenen und nährstoffarmen Standorten und bietet Insekten, Flechten, Schlangen, Vogelarten und vielen weiteren Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. Ohne Pflege würde sie langsam verschwinden. Regelmäßig muss sie vor Vergrasung und Sukzession geschützt werden. Mit der Sukzession ist die natürliche Ausbreitung des Waldes gemeint – Saatgut wird über den Wind oder mithilfe von Tieren auf die Flächen gebracht. Dann keimen Waldbäume wie Kiefer, Birke und Eiche und treten mit dem Heidekraut nach und nach in Konkurrenz.

Neben der Beweidung und dem „Entkusseln“, bei dem heranwachsende Bäume und Sträucher händisch entfernt werden, kann auch das kontrollierte Abbrennen der Flächen eine effektive Maßnahme zum Schutz der Heide sein. „Heideflächen sind wertvolle, sehr spezielle Lebensräume. Heute sind sie bei uns vor allem auf ehemaligen Militärflächen zu finden, so wie im Naturschutz- und Natura 2000-Gebiet Marienfließ“, so Backhaus. Er machte sich im Rahmen seiner Sommertour ein Bild vom Heide-Projekt.

Rettungskräfte und Feuerwehren können nun über die Wege zur Heide gelangen. Das Betreten des östlichen Teils der DBU-Naturerbefläche bleibt jedoch verboten. Besucherinnen und Besucher müssen sich an die Hinweise der Informationstafeln vor Ort halten. Weitere Räumungen seien derzeit nicht geplant.

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Mit Material des Ministeriums für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, DBU Naturerbe