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Tropischer Trockenwald
Tropische Trockenwälder sind von Entwaldung bedroht. Eine neue Studie macht eine unerwartete Entdeckung auf der Suche nach dem Warum.
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Schützt die intensive Landwirtschaft tropische Wälder?

08. März 2023
Die Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin) diskutiert in einem aktuellen Bericht die Frage, ob eine intensivierte Landwirtschaft angrenzende Wälder vor der Zerstörung bewahre und bezieht sich dabei auf Untersuchungen in tropischen Trockenwäldern. Die kurze Antwort: Nein. Es gibt aber Unterschiede in der Landnutzung.

Internationale Forschende, darunter die Hauptautorin Pratzer vom geographischen Institut der HU Berlin, glichen Karten über Waldverluste zwischen den Jahren 2000 und 2020 ab und werteten landwirtschaftliche Produktionsstatistiken aus. So analysierten sie einen möglichen Zusammenhang zwischen der landwirtschaftlichen Intensivierung und Waldrodungen.

Dabei konzentrierte sich die Studie auf tropische Trockenwälder. Diese seien für die weltweite Artenvielfalt, für den Lebensunterhalt großer Bevölkerungsteile und als Kohlenstoffspeicher besonders wichtig. Die Erkenntnis der Auswertungen: Die intensivierte Landwirtschaft schützt Wälder nicht vor weiteren Rodungen.

Intensive Landwirtschaft heizt Entwaldung an

„Dies ist ein überraschender Befund, denn es wird oft angenommen, dass die Intensivierung der Landwirtschaft zu einem sogenannten ‚land sparing‘-Phänomen führt, welches beschreibt, dass höhere Erträge es ermöglichen, auf den vorhandenen landwirtschaftlichen Flächen mehr zu produzieren, was dann zu einer geringeren Ausdehnung der Landwirtschaft und Schutz der Wälder führen sollte“, sagt Marie Pratzer, Hauptautorin der Studie, zu den Ergebnissen.

Sie ergänzt: „Wir finden dafür jedoch keine Belege. Stattdessen stellen wir fest, dass die Intensivierung von Landwirtschaft die Entwaldung sogar anzuheizen scheint.“ Die Forscherin und ihre Kolleginnen und Kollegen vermuten, dass Unternehmen, die von einer intensivierten Landwirtschaft finanziell profitieren, ihre Gewinne in weitere landwirtschaftliche Flächen reinvestieren. Das wiederum dränge Wälder weiter zurück. Dieses Phänomen entdeckten die Forscherinnen und Forscher besonders auf Flächen, auf denen Exportgüter wie Kaffee, Palmöl oder Soja produziert werden.

Studie unterscheidet: Wald auf indigenem Land oder nicht?

Zusammengefasst stellt die Studie fest: Die Annahme, dass höhere Erträge in der Landwirtschaft zur Schonung angrenzender Wälder führt, ist falsch. Dies sei aber anders, befinde sich der Wald auf indigenem Land.

Die Erkenntnis über die Landnutzung indigener Völker sei „äußerst relevant und stellt eine große Chance dar“, so Pratzer. Denn bisher werde die Rolle der indigenen Völker politisch vernachlässigt – obwohl sie über 28 % der weltweiten Landfläche bewirtschaften. Der Studie nach führe eine intensivierte Landwirtschaft auf diesen Flächen nur zu höheren Ernteerträgen, nicht aber zu Entwaldung.

Mit der Studie machen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf den Wert der tropischen Trockenwälder aufmerksam und weisen darauf hin, dass diese bisher keinem ausreichenden Schutz unterstehen.

Mit Material der HU Berlin