Der Landesforstbetrieb Brandenburg (LFB) wird reformiert. Grundlage dafür ist ein Gutachten der BSL Managementberatung aus Mainz. Die Meinungen über die Vorschläge der Berater gehen allerdings weit auseinander. Das zeigte sich am 5. Mai bei einer Anhörung im Forstausschuss des Brandenburger Landtags.
Bei aller Kritik am Gutachten der BSL Managementberatung: Festhalten kann man zunächst, dass die eingeladenen Fachleute sich im Forstausschuss durchaus einig waren, dass einige Analysen und Lösungsansätze des Gutachtens positiv zu bewerten sind. Das gilt zum Beispiel bei der Stärkung der Forstwirtausbildung in Kunsterspring und dem Einstellungskorridor von 30 Forstwirten jährlich. Nur so kann man der Überalterung bei den Waldarbeitern entgegenwirken, denen die Gutachter weiterhin eine Rolle bei der Bewirtschaftung des Landeswaldes zubilligen. Positiv gesehen werden auch die Investitionen in die IT-Ausstattung der Förster, die in Zukunft wieder verbeamtet werden sollen und denen der LFB Dienstwohnungen und Dienstwagen stellen könnte.
Weiterer Personalabbau
Das sind im Vergleich zu den Kritikpunkten aber fast Nebenschauplätze. Will man einige herausgreifen, die auf besonderen Widerstand stoßen, dann sind es diese: Die Zahl der Forstreviere im Landeswald soll von 160 auf 139 sinken, und aus 30 Hoheitsoberförsterreien sollen sechs Forstämter werden, die mit weniger Revieren die nicht staatlichen Waldbesitzer in Brandenburg beraten sollen. Die Zahl der Mitarbeiter wollen die Gutachter von heute 1.420 auf 1.280 reduzieren.
Beim Personalrat, beim Bund Deutscher Forstleute (BDF) und bei der IG BAU stößt das erwartungsgemäß auf Gegenwehr. Vernichtend fällt das Urteil von Uwe Engelmann aus, dem Vorsitzenden des BDF Berlin-Brandenburg. Er kritisiert die ausschließlich betriebswirtschaftlichen Ansätze des Gutachtens, die den Gemeinwohl-Aufgaben eines Landesbetriebes und dessen Vorbildfunktion nicht gerecht werden. Er weist zudem auf inkonsistente Empfehlungen hin. So stellen die Gutachter zwar fest, welch beherrschende Rolle der Klimawandel für den LFB hat. Doch das sei nur eine leere Worthülse, denn die mit dem Klimawandel wachsenden Herausforderungen bei der Waldbrandvorsorge und beim Waldumbau sind für ihn mit einer reduzierten Revierzahl nicht leistbar. Noch eklatanter treten die Widersprüche bei der Beratung der Privatwaldbesitzer hervor. Nur ein Beratungsgespräch in zehn Jahren sieht das Gutachten vor. Betrachtet man jedoch die klimabedingte Dynamik im Wald, erscheint Engelmann eine Verdopplung der Beratungsgespräche dringend geboten. Er rechnet zudem mit einer Verdreifachung der Fördermittelanträge. Mit sechs Forstämtern und weniger Revieren sei das nicht zu stemmen. Es fehle schließlich schon jetzt an Personal.
Engelmann, aber auch Personalrat Harald Bienge und Dirk Kuske von der IG BAU, stellen in diesem Zusammenhang einhellig fest, dass die Beschäftigten des Landesforstbetriebes das Gutachten mehrheitlich ablehnen. Martin Hasselbach vom Landesforstauschuss bezeichnete die Stimmung bei den Mitarbeitern sogar als unterirdisch. Die Gutachter seien zum Teil überheblich aufgetreten, hätten die Hinweise des Personals ignoriert und so den Faktor Mensch vernachlässigt. Ohne diesen aber habe eine Umsetzung des Gutachtens wenig Aussichten auf Erfolg. Die Personalvertreter befürchten, dass viele Mitarbeiter vorzeitig in Ruhestand gehen könnten. Dann würde der Personalstand des Landesforstbetriebs nicht – wie im Gutachten angenommen – bis 2030 um 50 % sinken, sondern schon viel früher. Statt der Personalzielzahl von 1.280 sehen sie einen Bedarf von 1.500 Mitarbeitern.
Eine ganz andere Sicht
Deutlich positives Fazit zogen Gregor Beyer von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Enno Rosenthal vom Waldbauernverband. Rosenthal bezeichnet das BSL-Konzept als „fundiert, sehr langfristig und sehr realistisch“. Beyer sagte, dass es „ein wichtiger Beitrag zur Debatte ist“, denn die Analysen und Empfehlungen bilden aus seiner Sicht die Lage im Landesforstbetrieb gut ab. Rosenthals Urteil beruht neben den schon genannten Pluspunkten vor allem darauf, dass er – anders als die Personalvertretung – die im Gutachten vorgesehene, echte Trennung von Hoheit und Forstbetrieb befürwortet. Der Landeswald müsse endlich als Forstbetrieb mit weitgehender operativer Eigenständigkeit agieren können. Dann kann er selbst entscheiden, wie groß die Reviere sein sollen. Vorraussetzung dafür seien neben fachlichen Vorgaben und einer Aufsicht die Budgetierung nicht marktfähiger Leistungen. Auch den hoheitlichen Aufgaben täte eine Trennung gut. Die Hoheitsförster sollten sich ganz auf die Beratung des Nichtstaatswaldes konzentrieren. Nur dann könnten dort professionelle Strukturen entstehen.
Der Umweltminister Axel Vogel kündigt eine Stellungnahme zu den vielfältigen Argumenten der Anhörung an. Die Hoffnung der Personalvertretung auf steigendende Personalzahlen dämpfte er aber sogleich. Der aktuelle Personalrahmen sieht nur 1.150 Stellen im Landesforstbetrieb vor. Eine Lösung könne darin liegen, das Personal von manchen Aufgaben zu entlasten. Ein Beispiel wäre die zeitaufwendige Entsorgung des Mülls. 32.000 Stunden jährlich sind die Waldarbeiter allein damit beschäftigt. Das Gutachten sieht vor, diese Tätigkeit an die kommunalen Abfallbehörden zu übertragen. Diese können sich das aber nicht vorstellen.