Sascha Böhl aus Bad Berleburg bietet die ganze Palette forstlicher Dienstleistungen an. Dabei setzt der Forstwirtschaftsmeister auch innovative Technik wie den Debarking Head ein und baut sich mit dem Blockhausbau gerade ein neues Standbein auf. Seit 2017 bildet er zum ersten Mal einen Forstwirt aus und ist im Vorstand der Interessengemeinschaft Forst aktiv.
Der Opa und ein Ferienjob haben Sascha Böhl zum Forst gebracht. Die Basis legte der naturbegeisterte Opa, der ihn als Kind oft mit in den Wald nahm. Das hinterließ beim Enkel einen so tiefen Eindruck, dass er mit 14 Jahren sein Schulpraktikum im örtlichen Forstrevier absolvierte. Jahre später machte ihm ein eintöniger Ferienjob in einem Industriebetrieb klar, dass er auf jeden Fall einen Beruf erlernen wollte, bei dem er an der frischen Luft tätig sein konnte.
Der heute 39-Jährige entschloss sich daher 1997 nach dem Realschulabschluss für eine Ausbildung zum Forstwirt im damaligen Forstamt Hilchenbach in Nordrhein-Westfalen. Er hätte nach der Lehre beim Staat bleiben können, entschied sich aber für eine Stelle im Forstbetrieb der Stadt Siegen. Allerdings kam ihm in den stadtnahen Erholungswäldern die eigentliche Waldarbeit zu kurz, und so stieg er bald bei einem befreundeten Forstwirt ein, der sich selbstständig gemacht hatte.
2003 gründete Sascha Böhl schließlich sein eigenes Unternehmen. Das Büro hat er in seinem Wohnhaus im Bad Berleburger Ortsteil Wingeshausen eingerichtet – in einem alten Forsthaus, an dem er als Kind auf dem Schulweg jeden Tag vorbeilief.
Moderne Technik
Mit acht Mitarbeitern bietet Sascha Böhl die gesamte Palette der forstlichen Dienstleistungen an. Dazu zählen neben der motormanuellen und maschinellen Holzernte, auch forstliche Kultur- und Pflegearbeiten, das Profilieren von Forstwegen, Verkehrssicherungsmaßnahmen und – im kleinen Stil – der Brennholzhandel. Der Maschinenpark umfasst je einen Harvester und Rückezug der Marke Komatsu.
Dazu kommen ein Forstspezialschlepper von Ritter, ein Valtra-Schlepper mit Kran und Doppelwinde sowie ein Deutz-Traktor, den er zum Vorliefern und zur seilwindenunterstützten Holzernte einsetzt.
Er ist dabei auch für innovative Ansätze offen und arbeitet im hängigen Gelände gerne mit einem Ritter-Kurzstreckenseilkran. Für die Arbeit in dichten Pflegebeständen setzt Sascha Böhl auf den Spacer von Husqvarna, und für die Aufarbeitung von Borkenkäferholz hat er kürzlich einen Debarking Head gekauft. Mit ihm kann er die Stämme beim Entasten gleich entrinden und so die Verbreitung der gefährlichen Forstschädlinge zumindest bremsen.
Seine wichtigsten Auftraggeber, die Wittgenstein-Berleburg‘sche Rentkammer und der Landeswald, sind mit den Ergebnissen dieser Technik bisher zufrieden.
Der erste Azubi
Schon seine Investitionen zeigen, dass der zweifache Familienvater immer etwas mehr wollte, als einfach seinen Job zu machen. Er will vorwärts kommen und seinen Betrieb zukunftsfest aufstellen. Eine Grundlage dafür sah er 2009 in einer Fortbildung zum Forstwirtschaftsmeister am Forstlichen Bildungszentrum in Arnsberg. Er wollte sich in erster Linie ein besseres betriebswirtschaftliches Rüstzeug verschaffen – und erwarb nebenbei auch die Befähigung, Forstwirte auszubilden.
Von dieser Möglichkeit hat er lange Zeit keinen Gebrauch gemacht, auch weil er die Sorge hatte, dass ihm die jungen Leute nach der Ausbildung wieder weglaufen. Aber gute Leute sind schwierig zu finden, darum gab er sich schließlich 2017 einen Ruck und bildet nun im Verbund mit Wald und Holz NRW erstmals einen jungen Mann aus.
Wichtig waren ihm bei der Auswahl des Bewerbers nicht der Schulabschluss oder die Noten. Er achtete vielmehr darauf, wer ein echtes Interesse an der Waldarbeit hat und wer menschlich am besten in den Betrieb passt. Nach einem schulbegleitenden Praktikumsjahr war ihm dann klar, dass er mit Niklas Spiller den richtigen Mann gefunden hatte.
Auch dem macht die Lehrzeit bei Forst & Holz Böhl offensichtlich Freude. Wie er erzählt, wollte ihn der Landesforstbetrieb nicht nehmen, weil er nur einen Hauptschulabschluss hatte und nicht nur gute Noten. Heute übernimmt er im zweiten Lehrjahr auch Tätigkeiten, die seine Mit-Azubis bei den überbetrieblichen Lehrgängen in Arnsberg aus ihren Betrieben gar nicht kennen. Zum Beispiel hat Sascha in schon auf dem Valtra-Schlepper des Unternehmens angelernt. Sein Lohn ist außerdem höher als der anderer Lehrlinge, und ein Auto stellt ihm sein Chef obendrein.
Blockhausbau
Soweit ihm die langen Arbeitstage mit aktuell über zehn Stunden die Zeit lassen, baut Böhl gerade ein neues Geschäftsfeld auf. Vor zwei Jahren nahm er im Schwarzwald zusammen mit einem befreundeten Zimmermann an einem Blockhaus-Kurs teil. Nach mehreren kleineren Projekten entstand im letzten Winter für den Bruder eines Mitarbeiters ein großes Garten-Blockhaus, das man gut und gerne als Ferienhaus vermieten könnte.
Das starke Fichten-Rundholz für dieses Haus hatte er ein Jahr zuvor bei einer örtlichen Waldgenossenschaft gekauft, selbst eingeschlagen und weiterverarbeitet. Er steht jetzt kurz davor, eine Website für diesen Geschäftszweig freizuschalten, und im Januar 2020 stellt er den Zimmermann für diese Aufgabe ein.
Bei allem Engagement war Sascha Böhl immer klar, dass man aus eigener Kraft nicht alles regeln kann. Nach seiner Überzeugung sollte man vielmehr versuchen, die Rahmenbedingungen für die eigene Branche mitzugestalten. Aus diesem Grund gehörte er im Dezember 2016 zu den Gründungsmitgliedern der Interessengemeinschaft Forst (IG Forst), in der er als Kassenwart und Vorstandsmitglied ehrenamtlich mitwirkt. Außerdem ist er am Forstlichen Bildungszentrum in Arnsberg-Neheim seit einiger Zeit im Prüfungsausschuss für den Europäischen Motorsägenschein (ECC) tätig.