Grimms Märchenwald könnte bald Geschichte sein. Oder doch nicht? Im uralten hessischen Reinhardswald sollen (zunächst) 18 Windräder gebaut werden. Das hatte der Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel Anfang Januar entschieden. Im Februar wurde das Vorhaben jedoch erneut gestoppt. Ein neues Gerichtsurteil verzögert die Arbeiten nun erneut.
Die Entscheidung überrascht nicht nur den Windparkbetreiber, sondern auch den Kreis Kassel, berichtete die Hessenschau. Damit kann Hessens größter Windpark, der Windpark Reinhardswald, vorerst nicht weitergebaut werden. Der hessische Verwaltungsgerichtshof hat entschieden, dass für den Bau einer Zufahrt keine Bäume gefällt werden dürfen, solange dafür keine gesonderte Baugenehmigung vorliegt. Das Gericht in Kassel gab dem Eilantrag eines Umweltverbandes statt.
Um eine solche Baugenehmigung hatte sich die Windpark Reinhardswald GmbH schon seit Juni 2022 bemüht, sie jedoch nicht erhalten. Der Verwaltungsgerichtshof hatte in seiner Entscheidung jedoch argumentiert, ein schwerlastverkehrsfähiger Forstweg sei nicht mit üblichen forstbetrieblich genutzten Waldwegen vergleichbar. Doch wirklich gestoppt wird das unumstrittene Vorhaben dadurch nicht. Letzten Endes dürfte der Genehmigung nichts im Wege stehen, sagte der Landkreis gegenüber der Hessenschau. „Der Landkreis Kassel würde eine Genehmigung für die Erschließungswege ohne Zögern erteilen, da wir den Ausbau von erneuerbaren Energien unterstützen.“
Ohne Zufahrtsstraße kein Windpark!
Ohne die Zufahrtsstraße für den Schwerlastverkehr kann der Bau des Windparks nicht weitergehen. Konkret geht es nach Angaben des Gerichts dabei um den Aus- und Neubau einiger bereits vorhandenen Forstwege. Diese sollen über mehrere Kilometer auf insgesamt 5,50 Meter verbreitert werden und einen mindestens 60 Zentimeter starken Unterbau erhalten. Der Bau der geplanten 18 Windräder ist bereits genehmigt, die Rodungen wurden aber wegen des Vorkommens der streng geschützten Haselmaus zwischenzeitlich an elf von 18 Standorten gestoppt.
„241 Meter hoch, so groß wie Frankfurts Messeturm soll achtzehnfach zwischen knorrige Eichen, Fichten und Buchen betoniert werden. Allein der Rotor hat einen Durchmesser von unfassbaren 150 Metern“, schreibt die Bild-Zeitung zum geplanten Windpark. 195 Jahre alte Bäume werden gefällt, 29 Hektar Wald dürfen gerodet werden. Und bei den 18 Windrädern soll es nicht bleiben. Hendrik Kalvelage, Sprecher des Regierungspräsidiums Kassel sagte gegenüber der Bild: „In einem weiteren Genehmigungsverfahren sind aktuell vier Windkraftanlagen auf dem Gebiet des Forstgutsbezirks Reinhardswald beantragt.“