„Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz” Mit diesem markigen Spruch macht der Aerosolforscher Achim Dittler vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in diesen Tagen Stimmung gegen das Heizen mit Holz. Der Grundtenor ist klar: Man sollte jegliche Form von Holzheizungen am besten sofort verbieten. Ein Kommentar.
Der Artikel dazu stammt von der dpa und wurde leider in vielen deutschen Medien ohne Hinterfragen weiter verbreitet. In dem Beitrag geht es vor allem darum, dass die Atemluft in Wohnsiedlungen durch Holzöfen sogar stärker belastet sei als an Hauptverkehrsachsen. Daneben kommen auch weitere Prominente zu Wort. Prof. Pierre Ibisch wird mit der Aussage zitiert, dass Holz nur unter „ganz bestimmten Umständen“ klimaneutral sei – nämlich dann, wenn die geernteten Bäume wirklich nachwüchsen. Die Nachhaltigkeit wird -wieder einmal- in Zweifel gezogen durch die Behauptung, Holz bräuchte ja Jahrzehnte bis es wieder nachwächst.
Halbwahrheiten
Es ist unbestritten, dass bei der Holzverbrennung mehr Schadstoffe entstehen als bei der Verbrennung von Gas. Trotzdem werden in dem Artikel verschiedene Probleme wild durcheinandergewürfelt und Halbwahrheiten verbreitet.
Fakt ist: Fossiler Kohlenstoff sollte am besten da bleiben wo er ist – in der Erde. Dieser Kohlenstoff wird nämlich immer zusätzlich freigesetzt, während Holz sich in einem Kreislauf befindet. Immer wieder wird hier fälschlicherweise der Einzelbaum betrachtet. Der braucht natürlich sehr lange bis er nachwächst. Entnehme ich (wie es in der geregelten Forstwirtschaft üblich und vorgeschrieben ist) aus einem Hektar Wald pro Jahr 5-10 Kubikmeter Holz, dann wächst diese Menge dort genau in diesem Jahr wieder nach.
Die „bestimmten Umstände“, unter denen Holz nach Herrn Ibischs Meinung klimaneutral ist, stellen somit die absoluten Grundzüge der europäischen Forstwirtschaft dar. Ja, es gibt in Deutschland gerade gewaltige Kahlflächen, aber das ist eine Naturkatastrophe aus Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer und war von keinem Waldbesitzer so beabsichtigt. Wer sollte auch mutwillig seine eigene Produktionsgrundlage zerstören?
Verkürzt
Die Aussagen zu den Schadstoffen belegt der Aerosolforscher durch Luftmessungen, wie man in der nebenstehenden Grafik auch schön sehen kann. Die blaue Linie entspricht dabei den Partikelimissionen (2,5µm) in einem Wohngebiet in Stutensee bei Karlsruhe, die rote zeigt diese Daten für die Meßstelle Neckartor an einer vielbefahrenen Straße in Stuttgart. Die Schlussfolgerung daraus: Wenn abends die Holzöfen angezündet werden, ist die Atemluft stärker belastet als durch den Autoverkehr.
Bei näherem Hinsehen entpuppt sich dieses Forschungsergebnis als kleiner Nachbarschaftsstreit. Die Daten beziehen sich samt und sonders auf eine einzige Messstation am Wohnsitz des Professors. Dort analysiert er überwiegend die Schadstoffe eines einzelnen Kamins, dessen Rauch in seine Wohnung zieht. Daraus macht Achim Dittler auch in seinem eigenen Beitrag gar keinen Hehl . Das ist aber alles andere als eine ordentliche statistische Basis.
In einem weiteren Artikel prügelt der Holzofen-Hasser auf die Kaminkehrer-Branche ein, weil der örtlich zuständige Betrieb angeblich einen „Brennstoffmissbrauch“ durch seinen Nachbarn nicht entsprechend geahndet habe. Was soll der arme Schlotfeger denn tun, wenn er bei einem Ofenbesitzer nicht nur trockenes Holz findet, sondern auch welches, das noch einige Zeit gelagert werden muss? So etwas nennt man gemeinhin Vorratshaltung.
Leider hängt die Rauchentwicklung eines Kaminofens sehr stark von der Bedienung ab. Ganz abgesehen vom Feuchtgehalt des Holzes kommt es auf die korrekte Luftzugabe, den Zeitpunkt des Nachlegens und sogar auf die Scheitgröße an. Dabei passieren sehr viele Fehler. Im kommenden Winter werden sehr viele Leute wieder mit Holz heizen, weil sie sich andere Brennstoffe nicht mehr leisten können (oder wollen). Zum Teil werden hier auch (mit offizieller Duldung durch die Bundesländer) alte Öfen wieder in Betrieb genommen, die eigentlich schon stillgelegt werden mussten. Das wird vermutlich mancherorts zu „dicker Luft“ führen. Das ist aber Ergebnis einer akuten Krisensituation und darf nicht dazu führen, dass ein Professor und die Medien die gesamte Holzenergie verteufeln.
Undifferenziert
Auch Prof. Ingo Hartmann vom Deutschen Biomasse-Forschungszentrum DBFZ in Leipzig kritisiert eine derart pauschale Verurteilung der Holzenergie. Eine automatisch geregelte Holz- oder Pelletheizung hat bei richtiger Auslegung und Betriebsweise auch nach heutigen Ansprüchen akzeptable Abgaswerte. Mit einem Partikelabscheider sind die Emissionen durchaus vergleichbar zu Ölheizungen.
Die lokal abgasfreie Alternative bieten nur Wärmepumpen. Diese brauchen Strom, um den wir auch gerade intensiv ringen und sie reichen für viele Altbauten schlichtweg nicht aus, weil sie die hohen Vorlauftemperaturen für die Heizkörper nicht erbringen. „Emissionsarme Holzheizungen können in Kombination mit anderen erneuerbaren Wärmequellen in hybriden Systemen einen wichtigen Beitrag für die zukünftige klimaneutrale Wärmeversorgung leisten“, so die Aussage des Experten.