Am 28. April 2012 verstarb im Alter von 92 Jahren in Göttingen Prof. em. Dr. Wolfgang Knigge, der langjährige Leiter des Instituts für Forstbenutzung der Universität Göttingen. Wissenschaft und Praxis verlieren mit Wolfgang Knigge eine der markantesten Persönlichkeiten im Bereich der internationalen Holzforschung und zugleich einen geschätzten akademischen Lehrer, Mentor, Kollegen und Freund.
Knigge, 1920 in Oberammergau geboren, schloss 1947 sein Studium als Diplomforstwirt in Hannoversch-Münden ab. Nach dem Referendariat in Niedersachsen begann er 1954 seine wissenschaftliche Laufbahn als Assistent von Prof. Dr. Hans Mayer-Wegelin. 1959 erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Professor und Institutsdirektor auf dem Lehrstuhl für Forstbenutzung und Waldwegebau der Universität Göttingen. Diese Stellung hat Knigge bis zu seiner im Jahr 1985 auf eigenen Wunsch erfolgten Emeritierung über 25 Jahre lang innegehabt.
Das Institut nahm unter seiner Leitung eine kontinuierliche positive Entwicklung. Seine weit gefächerten Interessen Knigges schlugen sich in über 120 Veröffentlichungen nieder. Darunter sind grundlegende Arbeiten aus dem Bereich der Holzanatomie und der Rohholzforschung, aber auch technisch-ökonomisch ausgerichtete wissenschaftliche Fragestellungen an der Nahtstelle zwischen Forst- und Holzwirtschaft. Diese wissenschaftliche Ausrichtung prägte das international anerkannte Profil Knigges und des von ihm geleiteten Instituts über Jahrzehnte.
Zwei wichtige forstwissenschaftliche Fachbücher zeugen von Knigges Fähigkeit zur zusammenfassenden und didaktisch aufbereiteten Darstellung komplexer Wissensgebiete: Der Grundriss der Forstbenutzung, gemeinsam mit Horst Schulz 1965 verfasst, sowie das Standardlehrbuch Walderschließung zusammen mit Peter Dietz und Hans Löffler im Jahr 1987. Über die fachbezogene akademische Lehre und Forschung hinaus engagierte sich Knigge auch im Bereich der universitären Selbstverwaltung. Von besonderer Außenwirkung war seine Zeit als Dekan der Forstlichen Fakultät (1966/1967) sowie seine Amtszeit als Prorektor, Rektor und schließlich Übergangspräsident der Universität von 1977 bis 1980. Knigge war über lange Jahre hinweg Mitglied verschiedener fachwissenschaftlicher Gesellschaften auf nationaler und internationaler Ebene und trug in diesen Funktionen wesentlich zum Ansehen der deutschen Forst- und Holzforschung bei. Nicht zuletzt hat sich Knigge auch um den Hochschulnachwuchs verdient gemacht. Neben vielen Studierendenjahrgängen haben besonders die Diplomanden und die über 25 Doktoranden des Instituts von seinen wissenschaftlichen, didaktischen und menschlichen Fähigkeiten profitiert, hoher fachlicher Anspruch verband sich dabei mit Diskussionsfähigkeit, Hilfsbereitschaft und Offenheit für neue Ideen.
Auch nach seiner Emeritierung zeigte sich Wolfgang Knigge interessiert an der weiteren Entwicklung von Forstwirtschaft und Forstwissenschaft in Deutschland und er begleitete die Prozesse der Umstrukturierung im Hochschulwesen mit kritischer Aufmerksamkeit. Noch in hohem Alter machte er sich um die Gründung eines Seniorenkreises der Göttinger Forstprofessoren verdient. Als ehemaliger Student, späterer Kollege und unmittelbarer Nachfolger Knigges in seinem Amt als Institutsdirektor in Göttingen von 1987 bis 1995 trauert der Unterzeichnende zusammen mit Kollegen und Freunden über den Verlust eines hochangesehenen und geschätzten Kollegen. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt den Angehörigen des Verstorbenen.