Am 1. November trat Prof. Dr. Rupert Seidl seine Stelle als Leiter der neu begründeten Professur für Ökosystemdynamik und Waldmanagement in Gebirgslandschaften an der Technischen Universität München (TUM) in Freising an.
Um ein komplexes System wie den Wald erfolgreich steuern zu können, muss man zuerst seine natürliche Dynamik verstehen. Genau hier setzt die neue Professur für Ökosystemdynamik und Waldmanagement in Gebirgslandschaften an: Ihr zentrales Ziel ist es, das Verständnis der Ökosystemdynamik zu verbessern und dieses für die nachhaltige Waldbewirtschaftung nutzbar zu machen.
Ein spezieller Fokus der Professur liegt auf Gebirgslandschaften. Diese stellen ein ideales Studienobjekt dar, da sie vom Klimawandel besonders betroffen sind, sich durch eine hohe biologische Vielfalt auszeichnen und gleichzeitig einer Vielzahl von gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht werden müssen. In enger Kooperation mit dem Nationalpark Berchtesgaden – Deutschlands einzigem Nationalpark in den Alpen – erforscht die Professur die Prozessdynamik in Gebirgslandschaften.
Zur Person Rupert Seidl
Rupert Seidl (*1979 in Salzburg) studierte nach vorangegangener Ausbildung zum Förster (Försterschule Bruck/Mur) an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien Forstwirtschaft. Er promovierte 2008 ebenfalls an der BOKU mit einer Arbeit zum Thema Waldbewirtschaftung im Klimawandel. Nach PostDocs an der Oregon State University (OSU) in Corvallis, OR (USA) und der Swedish University of Agricultural Sciences (SLU) in Alnarp (Schweden) kehrte er 2012 an die BOKU zurück. Dort trat er 2013 eine Assistenzprofessur am Institut für Waldbau an und habilitierte sich 2014 im Fach Waldökosystemmanagement. Ab 2015 war Seidl Assoziierter Professor am Institut für Waldbau der BOKU, für welches er 2018 auch die stellvertretende Leitung übernahm.
Seidls Forschungsarbeiten wurden in renommierten internationalen Fachzeitschriften publiziert. Mit über 6.000 Zitierungen zählt er lt. Clarivate Analytics zu den am meisten zitierten Wissenschaftlern seines Feldes. Er erhielt für seine Arbeiten eine Vielzahl von Auszeichnungen, darunter den Schweighofer Innovationspreis sowie den START-Preis des Österreichischen Wissenschaftsfonds. Seidl war der erster Kandidat in der 137-jährigen Geschichte der BOKU, der sein Doktoratsstudium mit der höchstmöglichen Auszeichnung „sub auspiciis praesidentis“ abschloss. Im Jahr 2016 wurde er in die Österreichische Akademie der Wissenschaften (Junge Kurie) aufgenommen.
Neben wissenschaftlicher Exzellenz zeichnet sich Seidls Arbeit durch hohe Praxisnähe aus. Er initiierte und leitete z.B. Kooperationsprojekte mit den Österreichischen Bundesforsten und dem Landesforstdienst Oberösterreich zur angepassten Bewirtschaftung von Bergwäldern im Klimawandel. Außerdem erarbeitete er in Kooperation mit Schutzgebietsmanagern Abschätzungen zu den Auswirkungen aktueller und zukünftiger Störungen auf die Entwicklung des Nationalparks Kalkalpen.