Prof. Dr. Peter Burschel

12. September 2013

Am 23. Juli, kurz vor Vollendung seines 86. Lebensjahres, verstarb Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Peter Burschel. Burschel, am 16.9.1927 in Lauenau am Deister geboren, teilte das Schicksal der Kriegsgeneration, die früh lebensbedrohende Erfahrungen machen musste. Nach Kriegsende studierte er trotz schwieriger Studienbedingungen und Berufsperspektiven Forstwissenschaften in Göttingen, Freiburg und München und promovierte am Waldbau-Institut der Universität Göttingen in Hann. Münden. Ein Jahr an der Oregon State University in den USA erweiterte seinen forstlichen Horizont und seine Englischkenntnisse. Nach der Referendarzeit und der Großen Forstlichen Staatsprüfung in Niedersachsen habilitierte sich Burschel mit einer Arbeit über das Verhalten von Herbiziden im Boden. Frühzeitig begann er zusammen mit Prof. Röhrig Studenten um sich zu sammeln. Legendär sind die forstlichen „Lustreisen“, auf denen Land und Leute und auch die Wälder in Spanien, Jugoslawien und Korsika erkundet wurden.Einen entscheidenden Einschnitt in Burschels Leben brachte der Besuch des Rektors der südchilenischen Universität Valdivia, Federico Saelzer, 1966. Vier Jahre zuvor war die Stadt von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden und brauchte dringend Aufbauhilfe. In Valdivia konnte man eine Fakultät mit Labors und Gerätschaften ausstatten und eine Gruppe von 12 deutschen Fachvertretern hinüberschicken, um den Vorlesungs- und Forschungsbetrieb auf eine breite Basis zu stellen. Burschel übernahm den Waldbau und blieb sechs Jahre als Dekan die führende Person in dieser Mannschaft. Im Gegenzug wurden junge chilenische Counterparts zur Promotion und Spezialisierung nach Deutschland geschickt mit dem Ziel, nach der Rückkehr der deutschen Langzeitexperten deren Job zu übernehmen. Valdivia begann, ein Zentrum für neue Ansätze in der Forstwirtschaft und -wissenschaft sowie in der forstlichen Ausbildung zu werden. Prof. Burschel hatte hieran wesentlichen Anteil. Er ging mit den Studierenden in den Wald, um ihnen vor Ort die ökologischen Zusammenhänge und Grundsätze forstlicher Bewirtschaftung am Objekt nahezubringen.1973 übernahm Burschel den Lehrstuhl für Waldbau und Forsteinrichtung an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Hier griff er eine Fülle praxisnaher Probleme im Waldbau auf und schuf zusammen mit den Unterzeichnenden und mehreren Doktoranden und Diplomanden zahlreiche Versuchsanlagen und Untersuchungsprojekte. Immer wieder stimmte er sich mit der Praxis ab. So ist es nicht verwunderlich, dass er das Vorwort zu dem 1986 veröffentlichten Grundriß des Waldbaus mit der Feststellung einleitete: Waldbau lässt sich nicht allein aus Büchern lernen.Lebenselixier und Grundlage für seinen Praxisbezug wurde für ihn ab 1975 die Leitung des 500 ha großen Universitätswaldes bei Landshut. Fast 30 Jahre hindurch widmete er sich dessen Pflege und Umbau in standortsangepasste Mischwälder.1994, unmittelbar nach seiner Emeritierung, ging Burschel noch einmal für drei Jahre nach Argentinien, um dort als Codirektor des Forstlichen Forschungs- und Beratungsinstituts für das andine Patagonien in Esquel tätig zu sein.Burschel hatte eine breite Palette an Reaktionsmöglichkeiten zur Verfügung. Er konnte impulsiv sein, scharf kritisieren und dann wieder verständnisvoll und gesprächsbereit einlenken. Eine seiner Stärken war die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zur gemeinsamen Entwicklung von Forschungsstrategien. So kam es, dass die Beteiligten am Ende eines langen Brainstormings oft nicht mehr sagen konnten, wer eigentlich welche Idee eingebracht hatte.Er hatte stets ein gutes Gespür dafür, welche Themen und Forschungsfelder zukünftig von Belang sein würden. So hat er früh die Bedeutung des Anstiegs des Kohlendioxids in der Atmosphäre erkannt, sodass er in den letzten 20 Jahren vor allem als Klima-Experte wahrgenommen worden ist.Seine wissenschaftlichen, pädagogischen und organisatorischen Verdienste fanden 1994 durch die Verleihung der Ehrendoktorwürde seitens der TU Dresden und 1997 seitens der Universidad Austral de Chile in Valdivia Anerkennung.In den letzten Jahren hat er zur Kenntnis nehmen müssen, dass ihn seine zunehmend angegriffene Gesundheit außerstande setzte, sich weiterhin mit der gewohnten Einsatzfreude engagieren zu können. Es dürfte ihm aber nicht entgangen sein, dass die von ihm vorgelebte Begeisterung für den Wald und für die grandiosen Möglichkeiten seiner waldbaulichen Gestaltung bei vielen seiner Schüler bleibende Spuren hinterlassen hat und so auch in Zukunft lebendig gehalten wird.

Jürgen Huss und Reinhard Mosandl