Prof. Dr. habil. Gerhard Hofmann gehört zu den Forscherpersönlichkeiten, denen es vergönnt ist, bis in ein hohes Alter wichtige wissenschaftliche Beiträge zu aktuellen Themen der Wald- und Wildbewirtschaftung, der Umweltpolitik und des Naturschutzes zu leisten. Hofmann, geboren am 8. Februar 1931, studierte an der Forstwirtschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität Eberswalde. Nach kurzer Zeit in der forstlichen Praxis wurde Hofmann 1955 nach Eberswalde in die Abteilung für forstliche Vegetationskunde des Instituts für Forstwissenschaften Eberswalde (IFE) versetzt. Mit seiner Promotionsschrift (1960) führte er mathematisch-statistische Methoden der Versuchsanlage und Auswertung in die Vegetationsökologie ein; in der Habilitationsschrift zur natürlichen Waldvegetation Westthüringens (1974) wurden erstmalig statistisch gesicherte Weiserwertmodelle der Waldvegetation für Oberbodenzustand, Lokalklima und Holzzuwachs entwickelt. 1974 wurde Hofmann die Leitung des neu gebildeten Forschungsbereichs Landeskultur und Jagd am IFE übertragen, der Mitte der 1980er-Jahre in den Forschungsbereich Ökologie überführt wurde.
Unter seiner Leitung entwickelte sich am Standort Eberswalde eine ökologische Forschung, die im Hinblick auf Interdisziplinarität und Praxiswirksamkeit auch international herausragte. Seine Arbeiten waren ein Initialpunkt für die sich seit den 1990er-Jahren entwickelnden europäischen Aktivitäten zur Reduktion von N-Einträgen in naturnahe Ökosysteme. Unter Hofmann wurde mit der Ökologischen Waldzustandskontrolle 1984 das erste landesweite konsequent ökosystemar ausgerichtete Waldmonitoring auf deutschem Boden entwickelt, welches auch heute noch als modern gelten kann. Nach den politischen Veränderungen 1989/90 in Deutschland wurde der Forschungsbereich Ökologie durch den Wissenschaftsrat positiv evaluiert, mit der Abwicklung des IFE 1991 jedoch aufgelöst.
1994 gründete Hofmann sein Waldkunde-Institut Eberswalde. Dort baute er eine ökologische Datenbank mit Daten von 15 000 Versuchsflächen mitteleuropäischer Wälder und Forsten auf. Das Institut wurde Koordinierungsstelle verschiedener regionaler und überregionaler Forschungsvorhaben, darunter die großmaßstäbige Kartierung der Potenziellen Natürlichen Vegetation in Ostdeutschland. Immer wieder stellt sich Hofmann neuen Herausforderungen. So ist er federführender Autor eines Verfahrens zur wildökologischen Lebensraumbewertung für die Bewirtschaftung des wiederkäuenden Schalenwildes.
Zeit seines Lebens ist Hofmann dem Naturschutz verbunden. Er war Mitglied des MAB-Komitees der DDR. Seit 2000 ist er Kuratoriumsmitglied der Stiftung Schorfheide-Chorin. Auf deren Flächen wendet er sein in Jahrzehnten entwickeltes Wissen an, um praktische Beispiele für die Begründung wirtschaftlich und naturschutzfachlich wertvoller Wälder zu schaffen, die künftigen Umweltveränderungen standhalten.