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Der Ende September erschienene HPE-Holzpreisindex kann die kurzfristige, rasante Preisentwicklung nicht darstellen, da er nur abgeschlossene Geschäftsvorfälle des abgelaufenen Quartals berücksichtigt, nicht aber neue Abschlüsse.

Preisrallye bei Verpackungsholz

08. Oktober 2020

Die Preisrallye für Schnittholz in den USA treibt auch in Deutschland die Preise für Verpackungsholz nach oben, berichtet der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE). Die Hersteller von Paletten und Holzverpackungen machen sich Sorgen.

„Die atemberaubende Preisentwicklung ist beunruhigend. Man fühlt sich hier eher wie bei einer Börsenrallye als in einem traditionsreichen Markt mit konservativem Image“, fasst HPE-Geschäftsführer Marcus Kirschner die aktuelle Preissituation auf dem Schnittholzmarkt zusammen. Einige Marktteilnehmer machen demnach nur noch Tagespreise.“

US-Markt beeinflusst Preise in Europa

Von April bis August 2020 hatte sich dort der Bloomberg LB1:COM auf 831 USD/mbft (1000 board feet) mehr als verdoppelt, nach weiteren sprunghaften Entwicklungen lag er am 29. September 2020 bei 602 USD/mbft. Ob dies eine Verlangsamung der beginnenden Preisrally ist, bleibe abzuwarten. Für die Holzpackmittelbranche aber sei es eine Katastrophe. Denn die deutsche Sägeindustrie passe ihre Schnittbilder und Sortimente an den US-amerikanischen Markt an, erklärten mehr als 80 % der befragten HPE-Mitglieder bei einer repräsentativen Blitzumfrage.

Benötigte Qualitäten werden knapp

Die Umfrage ergab zudem, dass das derzeit anfallende Kalamitätsholz nicht die gewünschte Qualität bringe. Zusätzlich verschärft werde die Situation durch die weit verbreiteten Einschlagstopps für Frischholz. Die Folge: Brauchbares Holz für die Unternehmen, mit dem die Kundenanforderungen wie gewohnt erfüllt werden können, werde knapp.

Gleichzeitig steige der Aufwand für das Sortieren von Holz in der Produktion und die ISPM 15 Hitzebehandlungen. „Kein Unternehmen kann sich erlauben, dass zum Beispiel in die USA verschickte Maschinen zurückgesendet werden, weil auch nur ein Bohrloch gefunden wurde – obwohl das im Sinne des IPPC-Standards nach erfolgter ISPM 15 Behandlung keinen Mangel darstellt“, fasst Kirschner zusammen.

Preise steigen rasant

Das hat zur Folge, dass die von der HPE-Branche benötigten Schnittholzsortimente rasant teurer werden. Mancherorts werde sogar berichtet, dass bestimmte Sortimente bis Jahresende ausverkauft seien. Das betreffe alle Teilbranchen der Holzpackmittelindustrie gleichermaßen. Laut HPE-Umfrage ergibt sich für die letzte Preisveränderung des unternehmensindividuell gängigsten Schnittholzsortimentes ein ungewichtetes Plus von 12,4 %, wobei als Spitzenwert 40 % angegeben werden.

Die Entwicklung bei den Holzwerkstoffen ist vergleichbar: Bei Sperrholz berichten 77 % (von 66 Antwortenden) von Preiszuwächsen, die im Schnitt bei 13 % und im Maximum bei 117 % liegen (der Bezugszeitraum wurde nicht abgefragt). Bei OSB melden 66 % der 53 Antwortenden Preiszuwächse von durchschnittlich 11 %, das Maximum liegt hier bei 71 %. Bei den Holzwerkstoffen werden Baunachfrage, Auslandsnachfrage und Lieferengpässe als wesentliche Gründe angegeben. Der kürzlich veröffentliche Holzpreisindex des HPE gibt diese kurzfristige Entwicklung nicht vollumfänglich wieder.

Zusammenfassend heißt das, dass der Anstieg der Preise für Verpackungshölzer nicht durch eine erhöhte Nachfrage seitens der Kunden verursacht wird, sondern durch eine Verknappung des Rohstoffs. Eine Weitergabe der Preiserhöhungen sei praktisch nicht möglich, da die – ohnehin preissensible – Kundschaft wie Maschinenbau oder Automobilindustrie nach wie vor die Coronakrise nicht überwunden haben und deren Preisbereitschaft eher ins Negative tendiere.

Margen pulverisiert

Durch diese gegensätzlichen Entwicklungen seien die ohnehin schon geringen Margen der Branche pulverisiert worden. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise bedeuten zusätzliche Belastungen. Die Unternehmen können dadurch kaum verlässlich planen. „Eine vernünftige Lösung kann es nur geben, wenn alle Marktakteure langfristig denken und handeln sowie sich die über Jahre oder gar Jahrzehnte gewachsenen Geschäftsbeziehungen in Erinnerung rufen. Es ist keinem geholfen, diese wegen scheinbarer temporärer Vorteile aufs Spiel zu setzen“, appelliert Kirschner abschließend.

HPE/Red.