Plastik im Wald: Für Forstschutz und Waldbau
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Wuchshüllen bei ausreichendem Lichtangebot den Anwuchserfolg erhöhen und das Höhenwachstum fördern können. Letzteres kann vorübergehend zulasten der Baumstabilität gehen, weshalb Wuchshüllen ausreichend lange an der Pflanze bleiben sollten, bis sich diese stabilisiert hat. Nach dem Einsatz sollten die Wuchshüllen aber auch wieder aus dem Wald verschwinden.
Wuchshüllen aus Plastik oder Holz
Aktuell sind Wuchshüllen aus fünf verschiedenen Materialgruppen am Markt erhältlich:
- Plastik mit sehr hoher Lebensdauer – z. B.: Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Hart-Polyethylen (HDPE)
- Oxo-abbaubares1) bzw. Bio-Oxoabbaubares Plastik
- Kompostierbarer Kunststoff, geprüft nach DIN EN 13432
- Holz, Papier oder Jute, ohne Angaben zu einer eventuell vorgenommenen Haltbarmachung (z. B. Imprägnierung)
- Wuchshüllen ohne Angaben von Hersteller oder Händler zum verwendeten Material. Aus den Produktbeschreibungen kann davon ausgegangen werden, dass es sich um Plastikmaterialien handelt
Nur für die kompostierbaren und nach DIN EN 13432 geprüften Wuchshüllen liegt eine Zertifizierung zum Abbauverhalten oder der Haltbarkeit vor.
Plastik im Forst nach Nutzung entsorgen
Alle Wuchshüllen – egal ob aus Kunststoff oder Holz – werden, sobald der Schutzzweck von Wuchshüllen nicht mehr gegeben ist oder sie nicht mehr benötigt werden, zu Abfall im Sinn des § 3 Kreislaufwirtschaftsgesetz und sind eigenverantwortlich vom Waldbesitzer zu beseitigen. Eine pauschale Nutzungsdauer von Wuchshüllen kann aufgrund der Vielfältigkeit der Modelle und Materialien nicht angegeben werden. Abhängig von Wuchs, Baumart und Situation vor Ort kann der Schutz durch Wuchshilfen für etwa drei bis zehn Jahre notwendig sein. Je nach Typ und aktuellem Zustand des Materials ist ggf. auch eine Wiederverwendung der Wuchshüllen möglich.
Entsorgung und Wiederverwertung von Wuchshüllen aus dem Wald
Was passiert nun mit den Hüllen nach dem sinnvollen Einsatz? Schon 2018 begann Josef Guggemos, seinerzeit Mitbegründer der Firma DIE WUCHSHÜLLE SG GmbH, gebrauchte Wuchshüllen zurückzunehmen. Der Kunststoff der Wuchshüllen sollte auf keinen Fall im Wald verrotten, zerfallen oder gar verbleiben. Nach fünf Jahren ist eine Wuchshülle aus nicht zerfallendem Polypropylen eigentlich noch viel zu schade, um sie wegzuwerfen. Daher bietet Guggemos seitdem günstige gebrauchte Wuchshüllen und Robinienstäbe an. In einer eigens gemieteten Halle werden die abgebauten Hüllen überprüft, ob sie noch ein zweites Mal verwendet werden können. Dann werden sie gereinigt und verpackt – natürlich in gebrauchten Verpackungseinheiten. So kann sich ein Waldbesitzer auch für kleines Geld Wuchshüllen zum Schutz seiner Pflanzen leisten. Bei den Wuchshüllen von dieser Firma funktioniert das mit dem Abbau der alten Hüllen vergleichsweise einfach. Hierzu gibt es einen speziellen Öffner mit der die Wuchshüllen ohne Beschädigung geöffnet werden können. Bei allen anderen Hüllen hat sich jedoch vergleichsweise wenig auf diesem Sektor getan.
Neues Recyclingprogramm für Wuchshüllen
Nun gibt es jedoch einen neuen Ansatz, um dem Plastik im Wald Herr zu werden. Der Anbieter Tubex startet nach eigenen Angaben Deutschlands erstes skalierbares Sammel- und Recyclingprogramm für Wuchshüllen. Das vom Baumschutzhersteller Tubex betreute Recyclingprogramm soll die Abholung gebrauchter Wuchshüllen vor Ort zu einem Pauschalpreis von 49 € pro Sack ermöglichen. Nach der Abholung werden die genutzten Wuchshüllen extern recycelt und im Unternehmen wiederverwendet.

Das Sammel- und Recyclingprogramm soll Fachleuten aus den Bereichen Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Landschaftsbau eine leicht zugängliche und kostengünstige Möglichkeit zum Entfernen von Wuchshüllen aus Ökosystemen bieten.
Das Programm habe sich in Großbritannien bereits als Erfolg erwiesen, befindet sich jetzt in seiner dritten Saison und half dabei, Millionen von Wuchshüllen zu sammeln und zu recyceln. Nach ersten Versuchen in Deutschland im Sommer 2021 und 2022, bei denen mehr als 100.000 Baumschutzhüllen eingesammelt wurden, führt Tubex das Programm nun bundesweit in Deutschland ein.
Wuchshüllen in der Gesetzgebung
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz trat bereits am 1. Juni 2012 in Kraft. Zweck des Gesetzes ist es, die Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen Ressourcen zu fördern und den Schutz von Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen sicherzustellen. Trotz dieser strengen Vorgaben zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung stellt die Sammlung von Wuchshüllen in Deutschland eine Herausforderung dar. Obwohl der Gesetzgeber verlangt, dass nicht biologisch abbaubare Schutzhüllen am Ende ihrer Nutzung entfernt werden, wurde kürzlichen Recherchen zufolge in den letzten 20 Jahren weniger als die Hälfte aller Wuchshüllen entfernt, die in den Wäldern genutzt wurden.
Pascal Supiot, Key Account Manager bei Tubex, bemerkte hierzu: „Wir alle wissen, wie wichtig ein intensives Recycling ist; deshalb ist unser Programm zur Sammlung und Wiederverwertung der Wuchshüllen einfach gestaltet. Man bestellt bei Tubex die benötigten Säcke, füllt sie mit den alten Schutzhüllen und vereinbart mit uns die Abholung. Wir kümmern uns um eine ordnungsgerechte Wiederverwertung. Schlussendlich verwenden wir das Recyclat lokal wieder, um die Umweltbelastung möglichst gering zu halten.“
Wuchshüllen spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung des Wachstums und der Entwicklung von Jungpflanzen und schützen gleichzeitig vor Wildverbiss. Die aus recyceltem Material hergestellten Röhren, die nach der Nutzung wieder eingesammelt und recycelt werden, haben unabhängiger Forschung zufolge die geringsten Ökobilanz-Auswirkungen aller individuellen Baumschutzlösungen.
„Insbesondere Baumschutzhüllen aus Polypropylen (PP) stellen eine wertvolle Materialquelle dar, können vielfach recycelt werden und helfen uns dabei, eine Kreislaufwirtschaft zu stärken und uns langfristig von einer linearen Forstwirtschaft zu entfernen“, fügte Pascal Supiot hinzu.
Jeder Tubex-Bulkbag kann etwa 350 bis 400 der 1,2-m-Wuchshüllen aufnehmen, und der Pauschalpreis gilt bei einer Mindestabnahme von sechs Säcken. Wenn weniger Säcke abgeholt werden, wird der Preis individuell festgelegt.
Wuchshüllen-Tagung im Oktober
Am 10. Oktober findet in Rottenburg an der Hochschule für Forstwirtschaft zum wiederholten Mal eine Tagung zum Thema Wuchshüllen statt. Nach 40 Jahren Wuchshüllen und Wuchsgitter in Deutschland befindet sich dieser Markt aktuell in einer großen Transformation. Es werden neue Produktlinien angeboten von bio-abbaubar, kompostierbar, bio-basiert, wiederverwendbar, wiederverwertbar, bis hin zu besonders dauerhaft.
Die „Plastikreduktionsstrategie Wald“, der Klimawandel plus Umbau in stabile Mischwälder und nicht zuletzt neue Hersteller verleihen dieser Transformation den nötigen Schub. Die unüberschaubare Anzahl an Produkten rückt in dieser Tagung an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg die Themen Innovation & Tradition in den Vordergrund.
Weiter werden auf der Tagung diese Fragen gestellt:
- Was zeichnet neue, bewährte Produkte aus?
- Welche Anbieter gibt es?
- Wie reagieren sie auf den Wandel?
- Wie wirkt Plastik in Wald und Umwelt?
- Wohin führen die aktuellen Produktentwicklungen?
Namhafte Referenten präsentieren Ergebnisse aktueller Forschung, nehmen Stellung und geben Orientierung. Während der Tagung besteht die Möglichkeit, an den Ständen der Wuchshüllenhersteller und Händler Produkte zu prüfen, Rückmeldung zu geben und die Thematik eingehend zu diskutieren.
Weiterführende Beiträge zu Plastik im Wald
Weiterführende Beiträge aus der AFZ-DerWald
Und hier ein interessanter Beitrag vom Bayerischen Rundfunk
1) Oxo-abbaubare Kunststoffe (englisch oxo-degradable plastics) sind Kunststoffe, die die gewünschte Eigenschaft aufweisen, dass sie nach ihrer Nutzung schnell fragmentieren, allerdings nicht biologisch abgebaut werden.