Aktualisiert am 05.09.23, 15 Uhr
Während die Kronen der Laubbäume noch grün sind, richtet sich der Blick der Sammler bereits in die gegenteilige Richtung, nämlich auf den Boden. Dort hoffen sie, zwischen Geäst und Laub, Zutaten für ihre nächste Mahlzeit zu finden. Für einen erfolgreichen Spaziergang mit Korb müssen Sammler jedoch die Grundlagen kennen.
Pilze sammeln: Die Grundlagen im Überblick
Die richtige Zeit, Pilze zu sammeln, ist eigentlich der Herbst. Aber auch im Spätsommer können Sammler schon Glück haben. Warmes, leicht feuchtes Wetter bietet Pilzen ideale Lebensbedingungen. Sind die perfekten Bedingungen gegeben, beginnt das große Sammeln. Grundsätzliche darf ein Körbchen voll Waldpilze mitgenommen werden. In einem Korb können Pilze gut belüftet nachhause transportiert werden, ohne dass sie schimmeln oder Druckstellen bekommen. Körbeweise zu sammeln, ist jedoch nicht erlaubt. Doch davon später mehr.
Der Wald ist der ideale Ort, um Pilze zu finden. Naturschutzgebiete oder eingezäunte Bereiche müssen beim Sammeln von Pilzen aber grundsätzlich gemieden werden. Auch Flächen, auf denen viele junge Bäume nachwachsen oder solche, wo Bäume gefällt werden, sind tabu. Hier dürfen die Wege nicht verlassen werden. Um Hinweisschilder zu Baumfällungen oder Jagden nicht zu übersehen, muss der Blick während der Suche auch mal gehoben werden. Um Wildtiere nicht zu stören, sollten Sammler zudem die Morgen- und Abenddämmerung für Ausflüge in den Wald vermeiden.
Wo findet man Pilze im Wald?

Wer Pilze sammeln möchte, muss sich zuerst informieren, unter welchen Bedingungen und an welchen Orten der jeweilige Pilz wächst. Sprich: Welcher Wald eignet sich überhaupt, um den erhofften Speisepilz zu finden. Viele Pilze sind nämlich nur in bestimmten Lebensgemeinschaften im Wald zu finden.
So wachsen manche Speisepilze nur in der Nähe bestimmter Baumarten wie Eiche, Fichte oder Kiefer. So finden sich auch unterschiedliche Pilze in Laubwäldern oder in Nadelwäldern. Wieder andere bevorzugen Lichtungen oder Wiesen. Pilze wachsen außerdem auf unterschiedlichem Untergrund, wie zum Beispiel auf morschem Holz. Genießbare Pilze sind aber vorwiegend auf dem Boden wachsend zu finden.
Sammeln von „Handstraußgröße“ im Wald erlaubt
Außerhalb von Schutzgebieten dürfen Äste, Beeren, Blumen, Kräuter und auch Pilze in sog. „Handstraußgröße“ mitgenommen werden. Ein Körbchen mit ein bis maximal zwei Kilogramm sind hier die Grenze. Man spricht dabei auch von einer Menge für den Eigenbedarf. Pilze spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem Wald. Deshalb sollten Waldbesucherinnen und Waldbesucher nur so viele Pilze sammeln, wie sie auch selbst verbrauchen können. Alte Fruchtkörper sollten stehengelassen und große Felder mit Pilzen nicht vollständig abgeerntet werden. Indem sie kurz über dem Boden mit einem scharfen Messer abgeschnitten werden, bleibt das unterirdische, feine Netz der Pilze erhalten.
Pilze leben in Symbiose mit dem Ökosystem Wald
Laut der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) gibt es rund 10.000 Großpilze in Mitteleuropa. Davon sind ca. 100 essbar und 150 giftig. Rund 10 seien bei Verzehr sogar tödlich giftig. Vor allem sind sie und ihre unterirdischen Geflechte aber wichtig für den Lebensraum Wald. Pilze leben auf zwei Weisen: Die einen als Zersetzer, wie beispielsweise Champignon oder Riesenbovist, die anderen in Symbiose mit Pflanzen; dazu gehören Steinpilz oder Marone. Pilze können also nicht nur dem Menschen schmecken – im Wald übernehmen sie wichtige Aufgaben. Sie verbessern die Bodenqualität und können Verbindungen mit Baumwurzeln eingehen.
In dieser Verbindung von Feinwurzeln und Pilzgeflecht, der sogenannten Mykorrhiza, gibt der Baum aus der Fotosynthese gewonnenen Zucker ab und bekommt dafür verschiedene Nährstoffe und eine bessere Wasserversorgung vom Pilz. Außerdem kann die Lebensgemeinschaft Bäume vor Schadstoffen schützen und das Pflanzenwachstum fördern. Expertinnen und Experten vermuten in jedem ha Waldboden über 400 kg Pilzgeflechte. Aber auch Pilze sind durch den Klimawandel negativ beeinflusst. Ihnen kommen u. a. vielfältige Waldstrukturen, die Wasser speichern, zugute.
Beim Pilze sammeln gilt: Nur das mitnehmen, was man kennt
Nach der Bundesartenschutzverordnung gibt es geschützte Pilze, die nicht gesammelt werden dürfen. Dazu zählen beispielsweise der Kaiserling, der Grünling, der Schaf-Porling oder der Blaue Königs-Röhrling. Die nächste Mahlzeit können hingegen Arten wie Steinpilz, Pfifferling, Schweinsohr, Bratling, Birkenpilz, Rotkappe oder Morchel verfeinern.
Bei der Suche nach Speisepilzen gilt:
Verlassen Sie sich nicht nur auf Apps. Besuchen Sie stattdessen einen Kurs, nehmen Sie ein detailliertes Buch zur Bestimmung von Pilzen mit in den Wald oder nehmen Sie an einer geführten Pilzwanderung teil.
Informieren Sie sich auch über gefährliche Zwillinge der Speisepilze und lassen Sie den Pilz im Zweifelsfall lieber stehen.
Gefahren beim Pilze sammeln nicht unterschätzen
Notrufe wegen Pilzvergiftungen sind keine Seltenheit. In Niedersachsen ist in diesem Jahr bereits ein Mann an einer Vergiftung durch Pilze gestorben. Immer wieder kommt es zu unterschiedliche schweren Vergiftungen durch Verwechslung eines Speisepilzes mit einer giftigen Art.
Diese Pilze sind besonders gefährlich (unvollständige Liste) und dürfen nicht verzehrt werden:
Der Orangefuchsige Raukopf und der Spitzgebuckelte Raukopf sind tödlich giftig und mit dem Echten Pfifferling verwechselbar.
Der Grüne Knollenblätterpilz und der Kegelhütige Knollenblätterpilz. Die tödlich giftigen Pilze sind leicht mit dem Wiesenchampignon zu verwechseln.
Der Pantherpilz kann zum Tode führen.
Die Bauchweh-Coralle sollte, wie der Name schon sagt, nicht verzehrt werden. Sie ist allerdings leicht mit dem Speisepilz Krause Glucke zu verwechseln.
Auch, wenn nicht alle Vergiftungen durch Waldpilze zum Tode führen, sollten die Erkennungsmerkmale eines Speisepilzes immer genauestens überprüft werden, bevor er im Wald gesammelt wird.