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SVLFG Fachgespräch zur Arbeitssicherheit im Wald
Welche ist die sicherste Fällmethode für diese Situation? Beim Online-Fachgespräch „Sicher arbeiten im Schadholz“ der SVLFG standen aktuelle Arbeitsmethoden im Fokus.

Online-Fachgespräch der SVLFG: „Sicher arbeiten im Schadholz“

15. Februar 2022

Beim Online-Fachgespräch zum Thema „Sicher arbeiten im Schadholz – Situation und Ausblick“ am 9. Dezember lud die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) dazu ein, aktuelle Arbeitsmethoden und alternative Lösungen, von den Forstexperten der SVLFG moderiert, zu beleuchten.

Blick nach oben in eine abgestorbene Buchenkrone

Ziel des digitalen Fachgesprächs war es, sich zu Erfahrungen aus der „Schadholzpraxis“ auszutauschen. „Einmal mehr zeigte sich: Die besondere Bedeutung der Arbeitssicherheit im Schadholz ist vielen in der Branche bewusst. Wir wollten zudem wissen: Was kommt von den fachlichen Empfehlungen tatsächlich bei den Praktikern an? Was bewährt sich? Was könnte besser laufen?“, so Dirk Grotelüschen, forstlicher Präventionsexperte der SVLFG.

Schwerpunktthemen

Schwerpunktthemen waren das seilwindenunterstützte Fällen, technische Fällkeile sowie neue Methoden des Zufallbringens von Bäumen. Sie wurden in Impulsvorträgen behandelt.

Nach einem Erfahrungsaustausch in virtuellen Gruppenräumen waren sich die Teilnehmenden einig, dass Arbeitssicherheit im Schadholz nur gelingt, wenn das notwendige Fachkundeniveau vorhanden ist, die erforderlichen Maschinen und Werkzeuge verfügbar sind sowie ein prüfender Blick die handwerkliche Arbeitsqualität im Auge behält.

Die Entwicklung von neuen Lösungen sei hilfreich, solange diese von fachlich berufenen Stellen kommen und praxisnah geschult werden. Dies betreffe auch die Einbindung von Maschinen, sofern sie sicherheitstechnisch geeignet sind und eine deutliche Verbesserung der Arbeitssicherheit damit einhergehe.

An hohem Fachkundeniveau führt kein Weg vorbei

Die Bedeutung der Arbeitssicherheit im Schadholz sei vielen in der Branche bewusst und die Maßnahmenhierarchie finde Bestätigung. An dem erforderlichen hohen Fachkundeniveau führt aus Sicht der Teilnehmenden, besonders im brüchigen Schadholz, kein Weg vorbei. Aufgrund des oftmals fehlenden Holzertrags, so der überwiegende Eindruck, laufe die Arbeitssicherheit Gefahr, wegen originären Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen zu kurz zu kommen. Hier sei Wachsamkeit gefordert.

Die Maßnahmenhierarchie ist insbesondere im Schadholz richtungsweisend für die Arbeitssicherheit.

Anspruchsvolle Arbeit sicher beherrschen

Die seilwindenunterstützte Fällung mit den fachlich anerkannten Methoden wird von den Teilnehmenden gleich nach dem Maschineneinsatz als am sichersten beurteilt. Voraussetzung sei, dass die anspruchsvolle Arbeit nach dem Stand der Technik sicher beherrscht werde. Nur so sei sie wirtschaftlich und werde als hilfreich und gewinnbringend erlebt.

Korrekte Stockmaße und das Belassen eines Stütz-/Haltebands (Sicherheitsfälltechnik) mit einem sogenannten Überlappungsschnitt sind wichtige Aspekte, welche die Bedeutung des erforderlichen Fachkundeniveaus bei der seilwindenunterstützten Fällung verdeutlichen.

Beim noch zu oft anzutreffenden, fehlenden handwerklichen Niveau sei zum einen die korrekte Schnitttechnik unbekannt und zum anderen bestehe regelmäßig noch Verbesserungsbedarf bei der Technik zur Seileinbringung. Als Negativbeispiel wurde dazu von den Teilnehmenden mehrfach das Anschlagen des Windenseils am Baum in Reichhöhe sowie das Benutzen der Anlegeleiter genannt.

Absage für Schlagkeilen im Schadholz

Die erschütterungsarmen technischen Fällkeile sind ergonomisch ein Meilenstein für die Branche und scheinen zunehmend das altbekannte „Schlagkeilen“ abzulösen. Dem Schlagkeilen im Schadholz erteilten alle Teilnehmenden eine Absage. Die ferngesteuerten Fällkeile werden als Sicherheitsgewinn angesehen, insbesondere im Schadholz . Dies setze voraus, dass das Holz im Stammfußbereich stabil genug ist. Allerdings werde das Gewicht der funkferngesteuerten Fällkeile noch als zu hoch empfunden.

Funkferngesteuerte technische Fällkeile können im Schadholz bei „normal“ stehenden Bäumen eingesetzt werden, wenn das Holz im Stammfuß noch stabil genug ist.

Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die am Baum manuell bedienbaren technischen Fällkeile zwar erschütterungsarm seien, im morschen Schadholz allerdings kritisch zu sehen seien. Schließlich gelte es, „weg vom Baum“ zu sein, wenn er für das Zufallbringen angehoben wird.

Es gilt, „weg vom Baum“ zu sein, wenn er für das Zufallbringen angehoben wird.

Zufallbringen: Moment des höchsten Unfallrisikos

Hinsichtlich des Zufallbringens des Baumes – der Teilarbeit mit dem wohl höchsten Unfallrisiko bei der Waldarbeit – wurde das Umziehen von Schadholzbäumen, also ohne zu schneiden, von den Teilnehmenden allenfalls als Lösung für eindeutige Baumsituationen, schwaches oder morsches Holz, gesehen. Wenn der Baum zu stark ist bzw. noch zu fest im Boden verankert ist, sei das Umziehen zu riskant und das Material leidet.

Neue Methoden für das Zufallbringen mit dem Seil, die sich noch in der Erprobung befindet. Das Bild zeigt das Einschießen des Seils in die Baumkrone.

Eine vorgestellte Methode für das Zufallbringen mittels Seilwinde, die sich in Erprobung befindet, wurde begrüßt. Daran sei deutlich geworden, dass alternative, sichere Methoden notwendig und gewünscht seien, sofern berufene Stellen sie empfehlen. Insbesondere in schwierigem Gelände, wo keine Technik hinkommt, sei hierzu Bedarf vorhanden.

Neue Methoden für das Zufallbringen mit dem Seil: Befestigung des Seils am Baum.

Einsatz von Technik positiv bewertet

Die vorgestellten Produktentwicklungen, die mit Hilfe von technischen Konstruktionen schutzschildartig die am Baum schneidenden Personen vor herabfallenden Baumteilen bewahren sollen, fanden kaum Resonanz. Auch wegen der fehlenden Praxiserfahrung und geringen Verbreitung dieser Produkte wurden diese für wenig praxistauglich erachtet.

In Schutzdachkonstruktionen sahen die Teilnehmenden keine hinreichende Lösung für das sichere Arbeiten im Schadholz.

Den Einsatz von Technik für gefährliche Teilarbeiten im Schadholz sahen die Teilnehmenden überwiegend positiv. Nicht zuletzt wegen der begrenzten Maschinenkapazitäten sollten alle technischen Möglichkeiten, wenn sie sicher und effektiv sind, zum Einsatz kommen. Die Erarbeitung neuer sicherer Methoden sollte auch in diesem Falle von berufenen Stellen erfolgen.

Weitere Informationen auf svlfg.de

Nicht zuletzt durch die klimabedingte Schadholzentwicklung der letzten Jahre haben sich die bewährten Arbeitsmethoden fortentwickelt und weitere sind hinzugekommen. Zudem werden neue technische Lösungen angeboten.

Der Fachaustausch zwischen den Teilnehmenden und den Moderatorinnen und Moderatoren zeugte vom großen Interesse am sicheren Arbeiten im Schadholz. Die SVLFG bietet bei Bedarf ein Beratungsangebot vor Ort und Wissenswertes auf www.svlfg.de/waldarbeit. Weitere Informationen zu „Sicher arbeiten im Schadholz“ stehen online unter www.svlfg.de/schadholzeinschlag.

Quelle: SVLFG